
Polen und die baltischen Staaten sollten erst einmal ihre eigene Politik überprüfen, ehe sie an andere Staaten harte Forderungen stellen. Diese Meinung äußerte Analytiker Alexej Awdonin vom Belarussischen Institut für Strategische Studien (BISI) in einem Interview mit der Telegraphenagentur BelTA.
„Der belarussische Präsident hat klar und deutlich gemach, dass Warschau und die baltischen Staaten eine „nicht adäquate“ Position vertreten. Die Untauglichkeit dieser Position besteht darin, dass sie nicht begreifen können, welche Forderungen sie an einen souveränen Staat überhaupt stellen können und dürfen. Welche Forderungen? Diese Form von Kommunikation ist überhaupt nicht akzeptabel, insbesondere nicht zwischen den Nachbarstaaten. Zweitens: Wenn man solche harten Forderungen stellt und Ansprüche erhebt, um die Beziehungen auf eine andere Ebene anzugehen, sollte man zunächst einmal auf sich selbst schauen und äußerst sauber oder neutral sein, indem man Frieden und Freundschaft zwischen den Nachbarn proklamiert. Erst dann können wir sagen, dass ihre Agenda gerechtfertigt ist. Aber in unserer Situation sehen wir eine völlig andere Position“, sagte der Analytiker.
Awdonin bezeichnet Warschau als eine Art „Sprachrohr“ Brüssels, Washingtons und Londons. „Der Text wird nicht in Polen verfasst. Warschau bringt nur die Inhalte zum Ausdruck, die in den USA, der EU und Großbritannien formuliert werden. Was die Forderungen betrifft, die Offiziere der Wagner Gruppe oder die verbündete Truppengruppierung aus Belarus zu entfernen, so sind sie nicht gerechtfertigt, denn in den letzten 30 Jahren hat die NATO eine eigene ständige militärische Infrastruktur aufgebaut. Sie umfasst Lagerhäuser, Flugplätze, Zufahrtsstraßen in Ostpolen, also in direkter Nähe zu unseren Staatsgrenzen. Und dieser Prozess dauert 30 Jahre. Die NATO hat vor Jahren Aggressionspläne gegen uns geschmiedet, gegen Belarus und Russland. Diese Pläne wurden in den alten NATO-Programmen festgelegt. Und sie haben diese Pläne nicht aufgegeben. Sie planen immer noch die Einnahme ehemaliger sowjetischer Territorien.“
„Deshalb hat unser Präsident sehr gut gesagt: Ziehen Sie zuerst diese Truppen ab, zerstören Sie die von Ihnen geschaffene militärische Infrastruktur, machen Sie Ihre Staaten neutral und frei von jeglichem militaristischen und nazistischen, nationalistischen Gedankengut, und dann wird es möglich sein, mit Ihnen zu reden. Andernfalls müssen wir selbst für unsere Sicherheit sorgen, für die Sicherheit unseres Volkes. Wie wir das tun, mit welchen Methoden - das sollte Sie nicht kümmern“, so der Experte.