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22 Juni 2019, 15:16

Belarus und Japan beginnen neue Etappe der Vertiefung von Beziehungen

Japan betrachtet die Entwicklung der Zusammenarbeit mit Belarus als Ausbau bilateraler Kontakte und des Zusammenwirkens auf Ebene der EAWU. Der Besuch des Helfers des Ministerpräsidenten Japans für Diplomatie und nationale Sicherheit, Kentaro Sonoura, in Belarus am 22./ 23. Juni ist einer der wichtigsten Schritte zur weiteren Vertiefung von Kontakten zwischen den beiden Ländern. Im Interview mit einem BelTA-Korrespondenten legt der hohe Gast den Schwerpunkt auf die wirtschaftliche Zusammenarbeit als Motor der belarussisch-japanischen Beziehungen, erzählt über die Entwicklung humanitärer Kontakte und die Eröffnung des Büros des belarussischen Unternehmens Wargaming in Japan. Kentaro Sonoura ist sicher, dass Belarus und Japan an der Schwelle zu einer neuen Phase der Vertiefung der Zusammenarbeit stehen.

- Herr Sonoura, wie Sie den derzeitigen belarussisch-japanischen Dialog schätzen?

- Ich kann sagen, dass die japanische Regierung die erzielten Ergebnisse in verschiedenen Bereichen der japanisch-belarussischen Beziehungen hoch einschätzt und auf ihre weitere Stärkung hofft. Im Januar wurde beschlossen, den ersten Außerordentlichen und Bevollmächtigten Botschafter Japans mit ständigem Sitz in Belarus bis Ende dieses Jahres zu ernennen. (Bisher befindet sich der Leiter der japanischen diplomatischen Mission in Moskau, während es in Minsk eine Niederlassung der japanischen Botschaft gibt, die vom interimistischen Geschäftsträger Japans in Belarus im Rang eines Botschafters geleitet wird. - Anm. BelTA).

Wir begrüßen jene Tatsache, dass die belarussische Seite beabsichtigt, die Zusammenarbeit mit Japan auszubauen, insbesondere in den Bereichen Wirtschaft und interregionaler Austausch. Ich denke, es wäre gut, wenn unsere Wirtschaftsbeziehungen zu einem Motor für die Weiterentwicklung der bilateralen Kontakte würden. Schließlich ist das Potenzial der bilateralen Beziehungen noch nicht voll ausgeschöpft. Es gibt eine Möglichkeit für die Steigerung des Außenhandelsumsatzes, weil die Liste von Waren und Dienstleistungen derzeit nicht groß ist.

- Wie sich unsere Kontakte durch die gegenseitige Vereinfachung des Visaregimes geändert haben?

- Ich möchte darauf hinweisen, dass die japanische Regierung im Januar 2018 das Verfahren zur Erteilung von Visa für Belarussen vereinfacht hat. Infolgedessen stieg die Zahl der Visa um das 1,5-fache, die im vergangenen Jahr durch die japanische Botschaft in Belarus ausgestellt wurden. Die belarussische Seite führte 2018 eine 30-tägige visafreie Einreise für japanische Bürger ein. Und soweit wir wissen, nimmt auch die Zahl der japanischen Besucher in Belarus zu.

Ich bin überzeugt, dass mit dem wachsenden gegenseitigen Verständniss zwischen unseren Völkern auch der gegenseitige Touristenstrom zunehmen wird. Die Zahl der hochrangigen Besuche ist in den letzten Jahren gestiegen. Die Stärkung der Kontakte auf Regierungsebene ist in diesem Zusammenhang sehr wichtig. Ich denke, dass wir bereits eine solide Grundlage für die weitere Stärkung der Zusammenarbeit geschaffen haben. Wir können sagen, dass wir uns jetzt an der Schwelle zu einer neuen Phase der bedeutenden Vertiefung der bilateralen Beziehungen befinden.

- In welche Richtung entwickelt sich Ihrer Meinung nach die bilaterale Zusammenarbeit jetzt am aktivsten und effektivsten?

- Zunächst möchte ich die Entwicklung der Zusammenarbeit im Wirtschaftsbereich betonen. Im vergangenen Jahr besuchte die belarussische Wirtschaftsdelegation Japan und nahm am japanisch-belarussischen Wirtschaftsforum in Tokio und Osaka teil. Darüber hinaus besuchte im Oktober vergangenen Jahres die Delegation der Japan Association for Trade with Russia & NIS (ROTOBO) Minsk. Diese Besuche ließen Japan und Belarus einen Wirtschaftsdialog aufnehmen.

Im Mai dieses Jahres wurden in Tokio und Fukuoka Präsentationen über das Investitionsklima in Belarus und den Industriepark „Great Stone“ durchgeführt. An den Veranstaltungen beteiligte sich eine belarussische Delegation, zu der Vertreter der Region Minsk gehörten. Man kann mit Sicherheit sagen, dass der Dialog zwischen den japanischen und belarussischen Unternehmen an Dynamik gewinnt. Wir hoffen, dass wir bald konkrete Ergebnisse der Zusammenarbeit im wirtschaftlichen Bereich sehen werden.

Derzeit sind etwa 10 japanische Unternehmen in Belarus tätig. Natürlich ist es nicht eine große Anzahl, aber darunter sind auch die größten japanischen Unternehmen der Welt wie Japan Tobacco International. Als Beispiel für eine langfristige Zusammenarbeit können wir Tokyo Instruments nennen, das Interesse für fortschrittliche Lasertechnologien in Belarus zeigte und 1996 ein Joint Venture LOTIS TII gründete, das immer noch Geräte in verschiedene Länder exportiert. Allmählich kommen auch belarussische Unternehmen nach Japan, so hat Spielentwickler Wargaming kürzlich sein Büro in Japan eröffnet.

Japan und Belarus sind nicht so reich an natürlichen Ressourcen. Deshalb entwickeln wir Technologien und sind Hightech-Länder. Das ist unsere gemeinsame Besonderheit. Belarus verfügt über viele hochqualifizierte Spezialisten sowie eine gute industrielle Infrastruktur, die das Land seit der Sowjetzeit als „Technologieführer der Region“ aufbaut. Wie ich bereits sagte, zieht es immer mehr japanische Unternehmen an. In den letzten Jahren haben sich einige unsere Unternehmen auf IT konzentriert und versuchen jetzt, einen Einstieg in den belarussischen Markt zu finden. Unsere Länder haben in diesem Bereich ein großes Potenzial.

- Wie entwickeln sich die humanitären, kulturellen, pädagogische und sportliche Kontakte zwischen Belarus und Japan?

- Unsere Länder haben ähnliche Erfahrungen mit Atomkatastrophen. Seit der Tschernobyl-Katastrophe arbeitet Japan im Rahmen des humanitären Programms der kostenlosen Hilfe mit Belarus aktiv zusammen. Im Rahmen dieses Programms stellte Japan bereits rund $3,8 Mio. für die Opfer des Unfalls und die Anwohner der umliegenden Gebiete bereit. Der größte Teil dieser Mittel wurde für den Kauf medizinischer Geräte ausgegeben.

Nach dem Unfall von Fukushima im Jahr 2011 leistete Belarus Japan Hilfe und teilte sein Wissen und seine Erfahrungen in diesem Bereich. Im Jahr 2012 signierten unsere Länder das Kooperationsabkommen im Bereich Bewältigung der Folgen von Unfällen in Kernkraftwerken. Für den Austausch von Erfahrungen und Wissen wurde die gemeinsame japanisch-belarussische Arbeitsgruppe für die Zusammenarbeit eingerichtet, die bereits drei Sitzungen durchführte.

Seit 2011 kommen auf Einladung des Präsidenten von Belarus japanische Schüler aus der Präfektur Fukushima und anderen betroffenen Gebieten jährlich zur Genesung nach Minsk. Mehrere hundert japanische Schüler haben Belarus bereits besucht und belarussische Freunde gefunden. So erweitern sich auch die Kontakte auf Ebene einfacher Bürger.

Ein anschauliches Beispiel für die Zusammenarbeit im Bildungsbereich sind die Beziehungen zwischen der Belarussischen Staatlichen Medizinischen Universität und der Medizinischen Fakultät der Universität Akita. Diese Hochschulen arbeiten innerhalb von 28 Jahren zusammen. In dieser Zeit wurden an der Universität Akita mehr als 80 belarussische Spezialisten weitergebildet. Sie wenden das erworbene Wissen nach ihrer Rückkehr erfolgreich für die Behandlung von Patienten an.

Was den Sport betrifft, so werden die 2. Europäischen Spiele am 21. Juni in Belarus stattfinden, während die Olympischen und Paralympischen Spiele im Sommer nächsten Jahres in Tokio stattfinden. Ich hoffe, dass die Europäischen Spiele in Minsk erfolgreich durchgeführt werden. Und wir werden alles tun, um die Olympischen Spiele und die Paralympics erfolgreich abzuhalten.

- Welche Perspektiven der belarussisch-japanischen Beziehungen sehen Sie?

- Wir werden alle Bemühungen unternehmen, um an der Stärkung der Beziehung weiter zu arbeiten. Zu diesem Zweck ist es sehr wichtig, den Austausch von Besuchen auf verschiedenen Ebenen zu intensivieren. Über Belarus in Japan ist bisher nicht so viel bekannt. Daher ist meiner Meinung nach die Intensivierung des Austauschs von Besuchen eine der Voraussetzungen für die Entwicklung des gegenseitigen Verständnisses zwischen unseren Völkern.

Die Botschaft Japans beschäftigt sich mit dem Kulturaustausch aktiv. Ich hoffe, dass der Kulturaustausch die Verständigung zwischen unseren Ländern stärken lässt.

Was das Business angeht, rechne ich damit, dass wir die weitere Entwicklung von Beziehungen mit Belarus im Wirtschaftsbereich im bilateralen Format und als EAWU-Mitglied fortsetzen.

Wir hoffen auf die Stärkung von Beziehungen zwischen den parlamentarischen Freundschaftsgruppen unserer Länder. Im August vergangenen Jahres besuchte Minsk der Leiter der interparlamentarischen Freundschaftsgruppe „Japan-Belarus“ Hiromichi Watanabe. Für den Meinungsaustausch über aktuelle Fragen der bilateralen Beziehungen traf er sich mit dem Vorsitzenden des Rates der Republik Michail Mjasnikowitsch und Kollegen aus der parlamentarischen Freundschaftsgruppe von Belarus und Japan. Der Leiter der Arbeitsgruppe der Nationalversammlung für die Zusammenarbeit mit dem japanischen Parlament, der Vorsitzende des Ständigen Ausschusses für internationale Angelegenheiten und nationale Sicherheit, Sergej Rachmanow, besucht als Exbotschafter Japans unser Land regelmäßig und trägt zum Ausbau der bilateralen Kontakte bei.

Ich bin sicher, dass Japan und Belarus die allseitigen Kontakte entwickeln werden. In der Zukunft rechnen wir mit der Zusammenarbeit mit Belarus, darunter zu aktuellen internationalen Problemen und Fragen, die mit der Situation in der Region verbunden sind.

Alina GRISCHKEWITSCH,

BELTA.

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