
MINSK, 27. Januar (BelTA) – Der belarussische Politologe Wadim Borowik hat den angekündigten Bau eines Atomkraftwerks durch Polen und die ausbleibende Reaktion der litauischen Staatsführung kommentiert. Litauen macht sich keine Sorgen darüber, weil es ein Verbündeter Polens ist, sagte er.
„Wir müssen oft feststellen, dass unsere internationalen Partner mit Fakten spekulieren oder sie manipulieren. Sie betreiben eine Politik, die ausschließlich egoistischen Interessen dient, dabei werden die nationalen Interessen von Belarus nicht berücksichtigt. Belarus hat ein Kernkraftwerk gebaut, das technologisch den höchsten und modernsten Sicherheitsstandards entspricht. Wir haben IAEO-Experten und Atomenergie-Experten aus Nachbarländern eingeladen, damit sie den Bau prüfen konnten. Aber man hat uns wiederholt vorgeworfen, dass wir mit dem AKW-Bau die Umweltsicherheit in der Region gefährden und dass unser Kernkraftwerk eine Bedrohung für die baltischen Staaten, genauer gesagt für Litauen, darstellt. Litauen machte Stunk, mehr als alle anderen Staaten. Polen hat Litauen in der einen oder anderen Weise unterstützt. Natürlich spielte Litauen in diesem Diskurs die „erste Geige“ und spekulierte auf dieses Thema. Jetzt erfahren wir, dass die Polen ihr eigenes Kernkraftwerk bauen wollen. Ohne jemanden zu konsultieren. Und Litauen zeigt sich in keiner Weise darüber besorgt, obwohl das Kernkraftwerk in ihrer Nähe gebaut werden soll. Niemand kümmert sich um Sicherheitsfragen“, sagte Wadim Borowik.
„Wir haben es wieder mit der Doppelmoral zu tun“, sagte der Politikwissenschaftler. „Und wir sehen diese Doppelmoral in allen Bereichen: nicht nur in der Politik, sondern auch bei der Entwicklung des nationalen Energiesektors. Unsere Nachbarn bitten uns nicht um Erlaubnis, wenn sie etwas zu bauen haben. Sie bauen das und nehmen keine Rücksicht auf andere“, betonte er. „Litauen kümmert das nicht, weil es Polens Verbündeter ist. Litauen ist an Polen in vielerlei Hinsicht angewiesen: handelspolitisch, wirtschaftlich, militärisch und politisch. Das gilt auch umgekehrt. Sie verfolgen oft eine sehr koordinierte antirussische und anti-belarussische Politik. Sie unterstützen sich gegenseitig. Litauen hat auch Verpflichtungen im Rahmen der NATO und der EU. Es kann sich nicht auf eine Konfrontation mit seinen Nachbarn und Partnern einlassen. Deshalb muss Litauen still schweigen. Auch wenn dieses Thema dem Staat gewisse Bedenken bereitet. Aber Litauen hält es jedoch für inakzeptabel, die Beziehungen mit Verbündeten zu verschlechtern“.