
MINSK, 23. Mai (BelTA) – Der Vorsitzende des Komitees für Staatskontrolle Wassili Gerassimow hat heute in einer hochrangigen Besprechung beim Staatschef über die Ergebnisse einer landesweiten Inspektion in belarussischen Gesundheitseinrichtungen berichtet.
Auf Anweisung des Staatsoberhauptes wurde eine unabhängige Arbeitsgruppe eingerichtet, die nicht aus Regierungsbeamten, sondern aus Gesundheitsexperten bestand. Diese Gruppe bereiste fast ganz Belarus, um negative Fakten zu prüfen, auf die die Bevölkerung in zahlreichen Beschwerden hingewiesen hat. Auch das Komitee für Staatskontrolle und die Generalstaatsanwaltschaft untersuchten die Situation im Gesundheitswesen.
„Ich habe mehrere Instrumente eingesetzt, um die Situation zu untersuchen. Und ich habe immer darauf hingewiesen, dass ich mehr als eine Informationsquelle nutze“, erklärte Alexander Lukaschenko.
Der Vorsitzende des Komitees für Staatskontrolle Wassili Gerassimow berichtete über die Ergebnisse der Inspektion. Er wies auf eine Reihe von Problemen hin, die aufgedeckt worden waren. Zunächst sprach er über lange Wartezeiten für medizinische Untersuchungen. „Ist irgendwo ein MRT-Gerät außer Betrieb, müssen Patienten mehrere Monate oder sogar ein Jahr warten, anstatt an eine andere Klinik überwiesen zu werden.“
Der Präsident hat mit Erstaunen die beschriebene Situation kommentiert. „Wie kann man Menschen so behandeln? Das ist unverantwortlich. Reine Schlamperei. Man kann es nicht anders ausdrücken. Stört es Sie nicht, dass Menschen ohne Untersuchung auch sterben können? Das ist Scharlatanerie!“
Wassili Gerassimow nannte einige weitere Beispiele. „Die Zahl der Pflichtuntersuchungen wird nicht eingehalten. Im Kreis Belynitschi müssen Frauen für eine mammographische Untersuchung ins Kreiszentrum fahren und für den Test Geld bezahlen. Die Zentralklinik in Lida vergibt Termine zum Kinderzahnarzt nur an zwei Tagen im Monat. In Bychow erhalten Kinder im Vorschulalter nicht die obligatorische Herzuntersuchung. Sie warten mehr als 20 Monate darauf“, zählte er auf.
„Eine Herzuntersuchung dauert nicht lange. Wie kann man so eine unverantwortliche Haltung dulden!“, empörte sich der Staatschef.
Die staatlichen Gesundheitseinrichtungen führen am Wochenende und außerhalb der Arbeitszeiten keine medizinischen Untersuchungen durch. Das kann man in privaten Zentren machen. Auch bei den Tarifen für die medizinischen Dienstleistungen, die einen Empfehlungscharakter haben, drehen die staatlichen Einrichtungen die Preise derart hoch, dass sie die von uns empfohlenen Werte um das 20- bis 35-fache übersteigen. Wir haben früher vorgeschlagen, die obere Preisgrenze für Dienstleistungen festzulegen.“
Viel auszusetzen gibt es auch in Bezug auf die Arbeit der belarussischen Pharmaindustrie, sagte Gerassimow. „Es tut sich nicht viel bei der Entwicklung der Pharmabetriebe. Die Arzneimittelpalette wird nicht breiter. Im Jahr 2022 wurden 235 Präparate registriert, 30 davon belarussischer Herstellung. Innovative Arzneimittel und Anti-Krebs-Arzneimittel werden nicht in großen Mengen produziert. In Belarus stellen nur 6 Betriebe Anti-Kremsmittel her. Das macht 11 Prozent dessen aus, was das Gesundheitsministerium kauft. Den Rest (70%) muss das Ministerium für 86 Mio. Haushaltsmittel importieren.“
Alexander Lukaschenko lenkte die Aufmerksamkeit der Regierung auf die Situation in diesem Bereich. Der Präsident bemerkte, dass die einfachsten Produkte im Ausland gekauft werden, obwohl sie schon längst in Belarus hätten hergestellt werden können. „Das ist elementar. Das ist die so genannte Importsubstitution“, betonte er.