
Der belarussische Präsident Alexander Lukaschenko hat zum 80. Jahrestag der Tragödie von Chatyn bei der Veranstaltung in der Gedenkstätte Chatyn eine Rede gehalten
Liebe Landsleute, liebe Freunde, Gäste von Belarus!
Die Erinnerung und die Pflicht haben uns heute nach Chatyn geführt. In ein Dorf, das Sie auf keiner Landkarte finden und das nie mehr existieren wird. Vor genau 80 Jahren stand hier die Zeit still: Die Geschichte der belarussischen Familien, die friedlich auf ihrem Land lebten, ging zu Ende. Das Leben von 149 Menschen - Frauen, Kinder, Alte und Ungeborene – wurde abgebrochen.
Diese Tragödie ist wie Tausende ähnlicher grausamer Verbrechen während des Großen Vaterländischen Krieges für immer in Stein gemeißelt und im Herzen des belarussischen Volkes verankert. Im Herzen des siegreichen Volkes, das stark und großmütig ist und verzeihen kann.

Bislang haben wir versucht, Kinder und Enkelkinder von Henkern, die in unser Land kamen, um die Endlösung der slawischen Frage zu vollenden, nicht mit Schuld zu belasten. Wir haben bisher nicht betont, dass sich die meisten westeuropäischen Länder unter den Fahnen Hitlerdeutschlands erhoben haben und das Weltkapital für diesen Feldzug bezahlt hat. Heute verhängen sie Sanktionen gegen uns, entfesseln einen Wirtschafts- und Informationskrieg.
Aber wir haben nichts vergessen und wir werden die Erben der Täter immer daran erinnern, wie im fernen Jahr 1941 das belarussische Land in ein einziges großes Todeslager verwandelt wurde. Die Menschen wurden verbrannt, mit Panzern überfahren, ertränkt, erschossen. Die Kinder wurden lebendig begraben, weil man die Kugeln sparen wollte. Über unseren Städten und Dörfern wurden giftige Substanzen versprüht.
Heute trauern wir um die 11.000 Einwohner unserer Dörfer, Städte und Weiler, die teilweise oder ganz verbrannt sind. Wir weinen um all die unschuldigen Opfer des Nationalsozialismus, um all die Helden, die nicht aus diesem Krieg zurückgekehrt sind. Das sind 50 Millionen Menschen auf diesem Planeten. Die meisten von ihnen sind unser sowjetisches Volk. Ewiges Gedenken!
(Während der Zeremonie wurde eine Schweigeminute zum Gedenken an die Gefallenen und Toten des Großen Vaterländischen Krieges eingelegt)
Man sagt: Der Faschismus hat kein Gesicht, aber er hat Namen. Die Namen von Mördern und Verrätern. Und wir kennen sie. Es gibt Erben und ideologisch aufgeladene Nachfolger. In ihnen ist das Gen des Hasses gegen uns, gegen die gesamte slawische Zivilisation und unser Volk wieder erwacht. Sie haben die „arischen Normen“ von damals durch liberal-demokratische Werte von heute ersetzt. Und die Völker werden seit langem durch dieses Sieb gefiltert. Durch Farbrevolutionen, Unruhen, Stellvertreterkriege, Sanktionen, Erpressung. Wir wissen, wie weit das gehen kann.
Wir stellen mit Bedauern fest, dass dies in den Nachbarländern zu beobachten ist, wo auf den Ruinen der Erinnerung an das sowjetische Erbe und den Großen Sieg sowie auf den zerstörten Denkmälern für die Sieger der Neonazismus sein Haupt erhebt.

Wir sehen, wie bei den Nachkommen lettischer, ukrainischer, litauischer und polnischer Mörder und Täter, die unsere Kinder, Alte und Frauen ins Feuer geworfen haben, wieder die alten Instinkte erwachen. Deshalb müssen und werden alles tun, um die Heldentaten einer Generation von Sowjetmenschen, die mit Ehren Mut und Heldentum an den Tag legten, nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Wir müssen Chatyn zu einem Ort der Stärke des belarussischen Volkes machen. Das ist unsere gemeinsame Pflicht.
An dieser Stelle möchte ich mich an die Jugend wenden. Wir sind stolz auf euch alle. Auf all diejenigen, die sich an der Rekonstruktion dieser Gedenkstätte beteiligt waren. Das Museum, das wir heute unter dem Himmel von Chatyn eröffnen, ist euer Werk. Gemeinsam haben wir ein Projekt zum Leben erweckt, das die Erinnerung an die Schrecken dieses Krieges noch tiefer machen soll. Ich wollte sehr, dass den Menschen schon vor dem Betreten des heiligen Bodens von Chatyn „das Herz blutet.“ Ich denke, das ist uns gelungen.
Im Jahr des Friedens und der Schöpfung sagen wir, Belarussen, laut und deutlich: Der Genozid hat keine Rechtfertigung. Es gibt nichts Wertvolleres als das Menschenleben.
Ich möchte es allen sagen: Kommt öfter hierher, bringt eure Kinder, eure Nachbarn und andere mit. Wenn wir den Weg nach Chatyn vergessen, wird sich alles wiederholen. Wir dürfen das nicht zulassen. Das Leben ist das wertvollste Gut.
Ich wünsche allen ein langes, glückliches und gesundes Leben. Ich wünsche allen Frieden. Das ist heute ein sehr aktuelles Anliegen.


