
MINSK, 14. Mai (BelTA) – Die Einstellung zum Tag des Sieges ist in Ost- und Westdeutschland ganz anders. Das sagte der deutsche Journalist russischer Herkunft Sergej Filbert, Mitbegründer von Druschba FM, in einem Interview mit der Telegraphenagentur BelTA.
Auf die Frage, was man in Deutschland vom 9. Mai hält, sagte Sergej, dass das davon abhängt, ob man in Ost- oder Westdeutschland lebt.
„In Westdeutschland haben die USA mit ihrer Liebe zur Geschichtsumschreibung und dem Zuschreiben aller Verdienste drei Generationen von Deutschen beeinflusst. In den Schulen wurde gelernt, dass die Sowjetunion böse war. Man lebte in Zeiten des Kalten Krieges. Man sagte, die SU würde ein Atombombe über Köln oder sonst irgendwo abwerfen, und die Schüler übten Verstecken unter der Schulbank. Man sagte ihnen, dass man alles den Amerikanern zu verdanken hatte, deshalb weiß man heute nichts mehr genau. Letztendlich hat man aus diesem Datum einen Tag gemacht, an dem angeblich irgendeine Befreiung stattgefunden hat“, erzählte er.
Ganz anders sehe es in Ostdeutschland aus, fügte er hinzu. „Die Ostdeutschen wissen sehr gut, wer wen wovon befreit hat. Aber die deutsche Gesellschaft unterscheidet sich von uns. Die Mehrheit hat immer noch Schuldgefühle dafür, was getan wurde. Das ist kein Anlass zur Freude. Wer hier ihre Freude offen ausleben kann, sind deutsche Kommunisten und Linke. Und alle gebildeten Menschen, die sehr gut wissen, was Nazismus bedeutet. 78 Jahre sind vergangen - das ist viel. Die meisten Kriegsveteranen und Zeitzeugen, die das zertrümmerte Nachkriegsdeutschland gesehen haben, sind tot. Und es fällt heute leicht zu behaupten, dass alles ganz anders geschehen war, dass es nicht so schlimm gewesen ist.“