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Gesellschaft
06 April 2020, 20:03

Info-Hygiene in Pandemie-Zeiten: Je skandalöser die Information, desto mehr Verdacht erregt sie

MINSK, 6. April (BelTA) – Der Belarussische Journalistenverband mahnt zur Einhaltung der Regeln der Informationshygiene, was in Zeiten der Corona-Epidemie besonders wichtig erscheint. Wie man wahre Nachrichten von den FakeNews unterscheiden kann, erzählte der Vorstandsvorsitzende des Belarussischen Journalistenverbandes Andrej Kriwoschejew im Interview mit BelTA.

Die Informationen sind umso verdächtiger, je skandalöser und provozierender sie sind, sagte der Experte. Die Glaubwürdigkeit jedes Beitrags soll durch das Zwei-Quellen-Prinzip überprüft werden. Wenn ein Medium mehrfach der Lüge bezichtigt wurde, sollte man es aus seinem Informationsumfeld ausschließen, schlägt Kriwoschejew vor. Der Journalistenverband stellte fest, dass die Online-Medien, Telegramm-Kanäle und verschiedene Blogger begonnen haben, die Situation rund um das Coronavirus durch Ärzte aus anderen Fachrichtungen kommentieren zu lassen, etwas durch Kosmetiker und Zahnärzte. In diesem Fall rechnet man darauf, dass Ärzte generell ein hohes Vertrauen bei den Menschen und in der Öffentlichkeit haben. „Nur wenige Menschen denken darüber nach, dass die fachliche Kompetenz eines Zahnarztes nicht mit der Kompetenz eines Virologen oder eines Epidemiologen zu vergleichen ist. Nachrichten, zu denen sich anonyme Experten, Kommentatoren und Ärzte aus fremden Bereichen äußern, sollten nur als zusätzliche Informationen verwendet werden“, sagte der Leiter des Journalistenverbandes

Der Verband rät, repräsentativen Ressourcen den Vorzug zu geben. „Vielleicht sind sie langsamer bei der Bereitstellung von Informationen - qualifizierte Journalisten und Redakteure prüfen sie gründlich. Das erfordert etwas Zeit. Es ist nicht verboten, sich aus alternativen Quellen informieren zu lassen, aber es ist besser, sich auf große, vertrauenswürdige Massenmedien zu verlassen“, sagte Andrej Kriwoschejew.

Nach seinen Angaben nimmt die belarussische Gesellschaft die Informationen recht ruhig wahr, vor allem angesichts jenes Informationsstromes, der in letzter Zeit über die Gesellschaft hereinbrach.

Die Weltgesundheitsorganisation ist besorgt darüber, dass es rund um das Thema Coronavirus so viele Gerüchte und Fehlinformationen gibt. „Infodemie ist gefährlich, weil sie in der Bevölkerung Panik auslöst, isolierte Menschen dazu bringt, grundlegende Hygienevorschriften zu ignorieren und ihre eigene Gesundheit aufs Spiel zu setzen. Der Kampf gegen diese Fake News, gegen ungenaue, unbestätigte Informationen tritt für die meisten Länder und vor allem für die Medienverbände in den Vordergrund“, sagte Andrej Kriwoschejew. Er erzählte von den Ansätzen, die im Ausland angewendet werden. So werden in China und einer Reihe anderer asiatischer Länder sowie in Lateinamerika recht harte Maßnahmen gegen Online-Medien ergriffen. Es geht um die Einschränkung von sozialen Netzwerken, die Abschaltung von Internetzugang, Verbot großer Ressourcen. „Eine andere Richtung ist die Erhöhung der Verantwortung für die Verbreitung von gefälschten Informationen, wenn sie die Coronavirus-Pandemie und ihre Opfer betreffen. Die Erfahrung Russlands zeigt, dass für die Verbreitung solcher Gerüchte und Fälschungen strafrechtliche Folgen möglich sind, zum Beispiel von bis zu sieben Jahren Haft. Eine Reihe westeuropäischer Länder geht den gleichen Weg“, fügte der Experte hinzu.

Er nannte einen anderen Weg, der aus Sicht der professionellen Journalistengemeinschaft heikler erscheint. Es ist der Einsatz von Selbstregulierungsmechanismen in der journalistischen Gemeinschaft, die sich stärker an ethischen Standards orientieren. Aber in Belarus und in anderen Ländern mit einer kompakten journalistischen Gemeinschaft nutzten viele nichtstaatliche und Online-Medien die Coronavirus-Epidemie, um das Publikum zu erweitern und Geld zu verdienen, indem sie ihre Einnahmen und die Besucherzahl über die Gesundheit der Bürger stellten“, erklärte Andrej Kriwoschejew.

Das Problem wurde vom Sekretariat des Journalistenverbandes während der Sitzung einer zuständigen Kommission im Repräsentantenhaus diskutiert. Daraufhin wurden mehrere Empfehlungen ausgearbeitet. Wenn also gefälschte Informationen eine direkte Bedrohung für die Rechte, das Leben und die Gesundheit von Menschen darstellen, hält es der Verband für notwendig, vor Gericht zu gehen. Die Strafen werden durch das Mediengesetz festgelegt. Der Chef des Journalistenverbandes schloss nicht aus, dass diese Strafen nicht alle hart treffen würden. „Aber wir erwarten, dass die Strafverfolgung und einzelne Fälle an sich schon abschreckend wirken sollen“, sagte er. Zumindest nach den Äußerungen des Staatsoberhauptes, des Informationsministeriums und der Parlamentarier über die Notwendigkeit, Verbreiter von Fake News mit harten Strafen zu belegen, ist ihre Zahl im Informationsraum stark zurückgegangen.

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