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Gesellschaft
18 September 2023, 12:00

NS-Verbrechen in Minsk und Umgebung

Von den 1100 Tausend Quadratmetern Wohnfläche in Minsk zu Beginn des Großen Vaterländischen Krieges waren nach der Befreiung 250 000 Quadratmeter erhalten geblieben. Damit war die Stadt zu etwa 80 Prozent zerstört. Die Besatzer vernichteten 5975 Wohnhäuser. Vor dem Krieg zählte Minsk fast 300.000 Einwohner, im Mai 1943 lebten in der Stadt nur noch 100.000 Menschen. Zum Zeitpunkt der Befreiung waren es etwa 45.000 bis 50.000. Von 332 staatlichen und genossenschaftlichen Betrieben blieben nur 19 erhalten.

Der durch den Krieg verursachte Gesamtschaden belief sich auf etwa 6 Mrd. Rubel. Der Volksarchitekt der UdSSR W.A. Korol, der am Wiederaufbau der Stadt direkt beteiligt war, erinnerte sich: „Nicht zufällig wurde die Frage diskutiert, ob es sich lohnt, die Stadt Minsk aus den Trümmern und Ruinen wieder aufzubauen, mit einer Schaufel und einem Brecheisen in der Hand. Diese Frage wurde lange erörtert, man dachte an einen neuen Standort, der 10 km von Minsk entfernt lag. Nach sorgfältigen wirtschaftlichen Berechnungen und unter Berücksichtigung einer traditionsreichen jahrhundertelangen Geschichte der Stadt wurde beschlossen, Minsk an seinem alten Standort wieder aufzubauen und zu entwickeln. Diese Entscheidung hat sich letztendlich als richtig erwiesen.“

Noch schrecklicher waren die Nazi-Verbrechen, die in der Hauptstadt der BSSR an der Zivilbevölkerung begangen wurden. Eines der ersten Lager in Belarus wurde im Dorf Drosdy bei Minsk am 29. Juni 1941 eingerichtet, gleich am nächsten Tag nach der Einnahme der Stadt. Es wurde angeordnet, die männliche Bevölkerung im Alter von 15 bis 60 Jahren zu registrieren. Gleichzeitig wurde auf Anordnung des Befehlshabers der 4. Armee, Generalfeldmarschall Günther von Kluge, ein Durchgangslager für sowjetische Kriegsgefangene (Dulag-127) in Drosdy eingerichtet.

Kriegsgefangene und zivile Häftlinge wurden unter freiem Himmel gehalten. Es gab keine Deckung, nicht einmal Bäume. Nur ein schmaler Durchgang für die Wachen trennte sie voneinander. Das Lagergelände war zunächst mit Seilen, später mit zwei Reihen Stacheldraht umzäunt, und in aller Eile wurden Türme für die Wachen errichtet. Die Tatsache, dass die Häftlinge bei 30 Grad Hitze, fehlenden hygienischen Bedingungen, in großer Anzahl auf engstem Raum gehalten wurden und unter Hunger und Durst litten, führte zu einer hohen Sterblichkeit. Nach Schätzungen ehemaliger Lagerhäftlinge starben in Drosdy innerhalb von 12 Tagen mindestens 2.000 Menschen.

In einem Berichtsschreiben des deutschen Beamten Dorsch hieß es, dass im Lager Drosdy etwa 100.000 Kriegsgefangene und 40.000 zivile Häftlinge untergebracht wurden. Im „zivilen“ Teil des Lagers war – getrennt von den anderen – die Intelligenz untergebracht. Für die Juden war ein kleiner sumpfiger Bereich bestimmt. Aus dem Vernehmungsprotokoll des Zeugen A. G. Brjuschkow vom 25. Dezember 1945: „...Unmittelbar nach der Besetzung von Minsk durch deutsch-faschistische Invasoren begann ein bestialisches Blutbad an der friedlichen sowjetischen Bevölkerung. Am 29. oder 30. Juni 1941 wurde die gesamte männliche Bevölkerung von Minsk im Alter von 18 bis 50 Jahren in ein Lager in der Nähe des Ortes Drosdy (3 bis 5 km von Minsk entfernt) getrieben. Insgesamt wurden 40 bis 50 Tausend Menschen zusammengezogen. Diese Bürger wurden 10 Tage lang unter freiem Himmel ohne Nahrung und Wasser gehalten. Die Menschen durften nicht aufstehen. Wer sich dem Fluss näherte, um Durst zu stillen – es war damals unglaublich heiß – wurde mit Maschinengewehren erschossen. Infolgedessen starben viele Sowjetbürger...“.

Der Völkermord auf dem Territorium des Gebiets Minsk begann hier, in Drosdy. Nach der Befreiung der Stadt im Jahr 1944 entdeckte die regionale Außerordentliche Staatliche Kommission nordöstlich des Lagers einen 400 Meter langen Graben, in dem die Leichen von 10.000 von den Nazis erschossenen Menschen begraben waren. Nach dem Charakter der gefundenen Gegenstände, der Kleidungsstücke und laut Zeugenaussagen handelte es sich um zivile Häftlinge des Lagers Drosdy und um die Minsker Stadtbürger, die mit Autos zum Ort der Hinrichtung gebracht wurden. Außerdem wurden hier etwa 200 Patienten des psychiatrischen Krankenhauses Nowinki begraben. Sie alle wurden in einer Banja auf dem Territorium der Kolonie durch Auspuffgase getötet.

Auch an der jüdischen Bevölkerung verübten die Nazis schreckliche Verbrechen. Das größte Ghetto in Belarus, das Minsker Ghetto, wurde auf Befehl des Feldkommandanten am 19. Juli 1941 eingerichtet. Anfang September hielten die Deutschen hinter dem Stacheldraht in der Nemiga Straße 55.000 Juden gefangen. Eine riesige Anzahl der Menschen wurde in kleinen, meist hölzernen Häusern in einem Stadtviertel mit 39 Straßen und Gassen konzentriert. Außergewöhnlich schwierige Lebensbedingungen, Enge, fehlende Lebensmittelversorgung, Kontaktverbot mit der belarussischen Bevölkerung, absolute Entrechtung, Sklavenarbeit - all das brachte die Gefangenen des Ghettos an den Rand des Überlebens. Die Häftlinge des Minsker Ghettos hatten eigene Erkennungsmarken. „Aufgrund der Verordnung der deutschen Behörden sind alle Juden ab 10 Jahren verpflichtet, bis zum 20. September 1941 anstelle von Ärmelbändern runde gelbe Flecken auf Schultern und Brust zu tragen“, hieß es in einer Anzeige vom 17. September 1941.

Im November 1941 wurde ein Teil des Minsker Ghettos im Bereich Obuwnaja-Straße und Suchaja-Straße mit Stacheldraht umzäunt – dort wurde ein „Sonderghetto“ für reichsdeutsche Juden eingerichtet. Noch vor der Verabschiedung des Wannsee-Protokolls im Januar 1942 begannen die Nazis mit der Deportation deutscher Juden nach Osten und ihrer Vernichtung. Der erste Transport mit 990 Menschen kam aus Hamburg in Minsk am 10. November 1941 an. Bis Ende 1941 kamen sechs weitere Transporte aus Düsseldorf, Berlin, Brünn, Bremen und Wien an – insgesamt trafen 6.963 Menschen in Minsk ein. Nachdem die „Endlösung der Judenfrage“ beschlossen wurde, trafen regelmäßig Transporte in Minsk ein. Zwischen Mai und Oktober 1942 trafen in 16 Zügen Deportierte aus Österreich, der Tschechoslowakei und Deutschland ein. Insgesamt wurden mit 23 Transporten 21.965 Menschen nach Minsk verschleppt. Bis auf wenige Ausnahmen wurden sie alle im Wald von Blagowschtschina erschossen.

Nach Massenpogromen am 7. und 20. November 1941, am 2./3. März, am 28./31. Juli 1942 und im Oktober 1943 sowie aufgrund ständiger Exekutionen zwischen den Pogromen wurde das Minsker Ghetto vollständig liquidiert. Die Zahl der getöteten Juden des Minsker Ghettos schwankt in verschiedenen Quellen zwischen 80.000 und 100.000 Menschen. Die Außerordentliche Staatliche Kommission der BSSR hat auf der Grundlage von Aussagen der Minsker Stadtbürger die Zahl von Opfern des Minsker Ghettos auf 90.000 Menschen festgelegt. Aus dem Vernehmungsprotokoll von M.M. Sarezkaja, einer Überlebenden des Minsker Ghettos, vom 23. Dezember 1945:

„...Die Deutschen haben bald nach ihrem Einmarsch in die Stadt Minsk ein Ghetto errichtet. Zuerst haben sie von jedem einzelnen Juden eine Kriegssteuer verlangt. Das sei Lösegeld, sagten sie, danach würde die Bevölkerung in Ruhe gelassen. Bereits in den ersten Tagen haben die Deutschen alle Intellektuellen, etwa 2.000 Männer jüdischer Nationalität, in ein Lager unweit des Dorfes Drosdy im Kreis Minsk geschickt, wo sie 8-10 Tage lang ohne Essen und Wasser im Freien gehalten und später erschossen wurden. Darüber erzählte mir Maria Bogdanowa, die 1943 von den Deutschen erschossen wurde. Die Deutschen organisierten im Ghetto Massenpogrome, unter verschiedenen Vorwänden. Insgesamt gab es 5 Pogrome. Besonders nächtliche Pogrome hielten die Bevölkerung des Ghettos in ständiger Angst, denn niemand war sich sicher, ob er morgen noch leben würde. Die Juden im Ghetto wurden von den Deutschen brutal behandelt. Kinder, Alte und Krankenhauspatienten wurden vor den Augen der Bevölkerung erschossen...

Das erste Pogrom im Ghetto begann am 7. November 1941. Gegen 7 Uhr morgens umstellten die Polizei und der SD mehrere Blocks im Ghetto. Mit Gummiknüppeln bewaffnete betrunkene Polizisten und SD-Männer trieben alle Juden aus ihren Wohnungen auf die Straße und reihten Männer, Frauen, Alte und Kinder in Kolonnen auf. Nachdem die deutschen Fotografen Bilder von diesen Kolonnen gemacht hatten, wurden die Juden in geschlossenen Autos an den Stadtrand in den Vorort Tutschinka gebracht. Ich war auch in diesen Kolonnen, aber ich konnte irgendwie entkommen. Als Kantin vom Ort der Vernichtung zurückkehrte, erzählte er mir, dass die nach Tutschinka gebrachten Juden nackt ausgezogen, dann in eine Grube gepfercht, mit Bleiche übergossen und lebendig begraben wurden. An der Stelle, wo lebende Menschen in Grube geworfen und zugeschüttet waren, bewegte sich der Boden noch lange. Kantin sagte, dass er neben anderen jüdischen Männern ausgewählt wurde, um lebende Menschen zu begraben. Nachdem man alle Juden lebendig begraben hatte, erschossen die Deutschen auch jene, die diese Gruben ausgehoben haben. Kantin wurde dabei leicht verwundet und stellte sich tot. Als es dunkel wurde, kroch er aus der Grube und kam ins Ghetto, wo er sich als krank meldete. Noch vor meiner Abreise in das Konzentrationslager Trostenez haben die Deutschen Kantin zusammen mit den anderen Kranken getötet. So wurden an einem Tag etwa 25.000-30.000 unschuldige Menschen umgebracht. Um diese Massenvernichtung der jüdischen Bevölkerung zu verheimlichen, schrieben die Deutschen in ihrer Zeitung, dass dieses Pogrom angeblich dadurch verursacht wurde, dass die bolschewistisch gesonnene Juden anlässlich des Feiertags der Oktoberrevolution demonstrieren wollten.

Das zweite Pogrom im Ghetto fand am 20. November 1941 statt. Die Polizei und die SD-Männer umstellten mehrere Blocks und trieben die Juden unter dem Vorwand, sie zur Arbeit in andere Bezirke zu schicken, auf die Straße. Es wurden etwa 5.000 Menschen ausgewählt, sie wurden in eine mir unbekannte Richtung abgeführt. Im Ghetto kursierte das Gerücht, dass diese 5.000 Menschen erschossen wurden.

Das dritte großangelegte Pogrom begann am 3. März 1942. Am Morgen wurde angekündigt, dass es auf dem Jubiläumsplatz einen Appell geben wird. Als sich dort die Menschenmassen versammelten, wurden sie von den Nazis umstellt und erschossen. Ich habe es selbst gesehen. Die Leichen von Ermordeten lagen noch mehrere Tage auf dem Jubiläumsplatz und auf den angrenzenden Straßen herum, bis sie auf der ehemaligen Mülldeponie in der Saslawskaja-Straße begraben wurden. An jenem Tag wurden rund 5.000 Sowjetbürger erschossen.

Das schrecklichste Massenpogrom begann am 28. Juli 1942 und dauerte 4 Tage. Diesmal war das gesamte Ghetto von der SS, Polizei- und SD-Truppen sowie von den Soldaten umstellt...“

Das Vernichtungslager Trostenez befand sich in der Nähe des Dorfes Maly Trostenez, 12 Kilometer südöstlich von Minsk. Es steht in einer Reihe mit solchen großen europäischen Lagern wie Auschwitz, Treblinka, Belzec, Sobibor und andere. Nach Angaben der Außerordentlichen Staatskommission wurden in diesem Lager 206.500 Menschen von den Nazis zu Tode gequält, darunter die jüdische Bevölkerung von Minsk und der Umgebung, sowjetische Kriegsgefangene, österreichische, deutsche und tschechische Juden, Partisanen und Mitglieder des Minsker antifaschistischen Untergrunds. Das Lager bestand aus einem Arbeitsteil (Hilfsbetrieb) und drei Massenvernichtungsstätten. Die erste Mordstätte war der Wald von Blagowschtschina. Er lag unweit der Autostraße Minsk - Mogiljow, 13 km von der Hauptstadt entfernt. Von allen drei Stätten funktionierte Blagowschtschina am längsten. Hier wurden die meisten Opfer umgebracht. Sie wurden erschossen und in langen Gräben mit Erde zugeschüttet. Die Soldaten der Waffen-SS erschossen im Wald von Blagowschtschina sowjetische Kriegsgefangene, Tausende Untergrundkämpfer und Partisanen, Gefangene des Minsker Ghettos, westeuropäische Juden, Stadtbürger, die als Geisel genommen waren, und Zivilisten aus den Partisanenzonen. Um die Spuren ihrer Verbrechen zu beseitigen, haben die Nazis 1943 die exhumierten Leichen der Massaker zu Scheiterhaufen gestapelt und verbrannt. Diese Arbeit wurde von den Männern des SS-Sonderkommandos 1005-Mitte ausgeführt. Im Juli 1944 fand die Außerordentliche Staatskommission in Blagowschtschina 34 Gräben mit Leichen. Nach einer gründlichen Inspektion, Untersuchung und Zeugenvernehmung kam die Kommission zum Schluss, dass die deutschen Invasoren in dieser Mordstätte etwa 150.000 Menschen getötet und verbrannt hatten.

Vom Herbst 1943 bis zum Ende der deutschen Besatzung wurden die Massenexekutionen im Wald von Schaschkowka durchgeführt, unweit des Arbeitslagers Trostenez. Dort haben die Deutschen eine Verbrennungsgrube als provisorisches Krematorium angelegt, in der ca. 50.000 Leichen verbrannt wurden. Die letzte Massenvernichtungsstätte in Trostenez war eine Scheune, in der am 29. und 30. Juni 1944, drei Tage vor der Befreiung der belarussischen Hauptstadt, 6.500 Menschen erschossen und verbrannt wurden. Das waren die letzten Häftlinge des Lagers Trostenez, Gefängnisinsassen von der Wolodarski-Straße und Häftlinge aus dem Lager in der Schirokaja-Straße, die mit Lastwagen aus Minsk gebracht wurden. Es handelte sich hauptsächlich um Zivilisten - Bewohner von Minsk und der Umgebung, Frauen und Kinder. Nur zwei Personen konnten dem Feuer in der brennenden Scheune entkommen.

Aus der Akte der Minsker Regionalkommission der Außerordentlichen Staatskommission der UdSSR vom 25. Juli 1944 über Verbrechen, die von den deutschen Invasoren in der Nähe des Dorfes Maly Trostenez begangen wurden: „... Nach der Untersuchung des eigentlichen Lagers, der 34 Leichengruben am Ort der Massenerschießungen von Zivilisten, der verbrannten Scheunen mit verbrannten Leichen der Getöteten, der Holzstapel mit teilweise verbrannten Leichen und eines speziellen Ofens, in dem sowjetische Zivilisten erschossen und verbrannt wurden, sowie nach der Befragung von Zeugen stellte die Kommission fest:

1. Im Konzentrationslager Trostenez haben die deutsch-faschistischen Invasoren sowjetische Bürger systematisch vernichtet. Diese bestialische Ausrottung von sowjetischen Menschen lässt alles weit hinter sich zurück, was die faschistischen Kannibalen an den Gräueltaten begangen haben, die der Kommission bereits bekannt waren und über die die sowjetische Presse berichtet hat. Unter den Hunderttausenden von Sowjetmenschen, die in Trostenez zu Tode kamen, waren Kriegsgefangene, politische Häftlinge aus deutschen Gefängnissen, jüdische Bevölkerung aus Minsk und anderen Städten von Belarus, Partisanenfamilien, Geiselfamilien aus der Stadt Minsk und andere Menschen, die von den deutschen Kannibalen gefangen genommen wurden. Unter den Getöteten waren viele Frauen, Alte und Kinder. Im Lager Trostenez wurden auch tschechische, österreichische, deutsche und polnische Juden vernichtet.

Im Jahr 1941 wurden in der Stätte Blagowschtschina Massenerschießungen durchgeführt – in einem abgeholzten Wald unweit des Lagers, 11 Kilometer von Minsk entfernt, in der Nähe der Autostraße nach Mogiljow. Die Opfer trafen mit Sondertransporten zur 9-km-Marke der Autobahn Minsk-Mogiljow ein. Hier wurden ihnen alle Wertsachen abgenommen. Die Menschen wurden in großen überdachten Lastwagen mit Anhängern zur Exekutionsstätte in Blagowschtschina gebracht, wo bis zu 60 Meter lange Gräber im Voraus ausgehoben wurden. Die Menschen wurden bis auf die Unterwäsche entkleidet, an den Rand des Grabes geführt und erschossen. Nach Zeugenaussagen wurden hierher auch die in „Gaswagen“ Ermordeten gebracht. Die im Grab gestapelten Leichen wurden mit Erde zugeschüttet und mit Raupenschleppern eingestampft. Ab Herbst 1943 hörten die Erschießungen in Blagowschtschina auf. Um die Spuren der ungeheurer Gräueltaten zu beseitigen, haben die Deutschen die exhumierten Leichen der Massaker verbrannt. In der Gemeinde Trostenez wurden alle Pferdewagen aufgefordert, zwei Monate lang täglich bis zu 2 Kubikmeter Brennholz zum 9. Kilometer der Autostraße Minsk-Mogiljow zu bringen. Von dort haben die Deutschen das Brennholz mit Lkws direkt zum Verbrennungsort transportiert. Asche und kleine Knochen wurden eingegraben und mit Reisig, Fichten- und Kiefernzweigen verdeckt.

2. Ab Herbst 1943 vergruben die Deutschen die Leichen von Erschossenen nicht mehr. Für ihre Vernichtung wurde im Wald von Schaschkowka (0,5 km vom Lager entfernt) ein spezieller Ofen gebaut. Dorthin wurden täglich lebende Menschen in offenen und geschlossenen Wagen gebracht, aber auch die Leichen aus den „Gaswagen“. Die Exekutionen wurden, wie man an der großen Anzahl von Patronenhülsen erkennen konnte, am Eingang des Ofens und im Ofen selbst durchgeführt. Einzelne Gruppen der zum Tode Geweihten wurden mit Granaten in die Luft gesprengt. Die Splitter explodierter Granaten sind sowohl in der Nähe als auch im Inneren des Ofens reichlich vorhanden. Die Leichen wurden auf Schienen über die Öfen gestapelt, mit Teer übergossen, mit Holz bedeckt und angezündet. Um die Temperatur zu erhöhen, wurden unter die Leichenberge Flaschenbomben, Kisten mit Granatzündern usw. gelegt. Die erhalten gebliebenen großen Knochen wurden eingestampft.

Im Ofen wurden die Überreste verkohlter Leichen, Asche und kleine Knochen gefunden. Es gab auch einen großen Trog - eine Kiste, in der die Asche mit speziellen Spateln herausgekippt wurde. Am Eingang zum Ofen und vor dem Tor in der Mauer, die den Ofen umgab, gibt es verbrannte Kleiderreste und Gegenstände, die den Getöteten gehörten: Frauenblusen, Kindersocken, Knöpfe, Kämme, Puderdosen, Taschenmesser, Feuerzeuge, Tassen, Kartoffelsäcke usw. Offenbar wurden hier die zum Tode Geweihten von den Deutschen ausgezogen. Die Asche und die Knochen aus dem Ofen wurden nachher auf den umliegenden Feldern verstreut.

3. Ende Juni 1944, als sich die Rote Armee der Stadt Minsk näherte, schafften es die Deutschen nicht, die Leichen der Gefolterten in Schaschkowka zu verbrennen. Am 29. Juni fingen die Deutschen an, unweit der ehemaligen Scheune im Dorf M[aly] Trostenez die Opfer offen zu erschießen, die hierher mit Sonderwagen gebracht wurden. Die Leichen von Erschossenen und Erwürgten wurden am 29., 30. Juni und am 1. Juli in der Scheune und auf dem Holzstapel aufgetürmt und verbrannt. Die halb verkohlten Leichen blieben auf dem Stapel liegen. Unter den Leichen befanden sich auch Frauen und Kinder. In der Nähe der verbrannten Scheunen mit den Leichen wurden Reste von persönlichen Gegenständen gefunden: Geldbörsen, Hüte, Taschentücher, Taschenmesser, Kessel und Flaschen. Auf einigen Kesseln und Flaschen fand die Kommission Inschriften, die die Identität der Verstorbenen verrieten. Einige Inschriften trugen das Datum, an dem sie angebracht wurden. So wurde eine Inschrift am 26. Juni des laufenden Jahres angebracht.

4. Dank Zeugenaussagen wurde festgestellt, dass auch mehrere Familien aus dem Dorf M[aly] Trostenez in der Nähe des Lagers zu Tode gequält wurden. In der Familie von Adam Ganitsch, der von den Deutschen verhaftet worden war, wurden Frau, zwei Töchter und zwei Söhne erschossen. Der jüngste Sohn war gerade zwei Jahre alt. Frank Ganitsch verlor seine Frau und vier Kinder – sie wurden ebenfalls erschossen. Die Familien von Alexander Baschko und Alexander Schimanski wurden erschossen. Wiktor Schurawski wurde erschossen und in einer Scheune verbrannt. Marija Koloskowskaja (72) und Rosa Peschtschenko (48) wurden in ihren Häusern erschossen und verbrannt.

5. Die Zeugin Stepanida Iwanowna Sawinskaja, die durch Zufall der Exekution am 30. Juni dieses Jahres in der Scheune in M[aly] Trostenez entkommen war, berichtet: „Am 30. Juni 1944 wurden wir, 50 weibliche Häftlinge des SS-Konzentrationslagers in der Schirokaja-Straße in Minsk, mit einem Wagen in eine unbekannte Richtung gebracht. Nachdem sich der Wagen etwa 10 Kilometer von der Stadt Minsk entfernt hatte, hielt er an einer der Scheunen in der Nähe des Dorfes M[aly] Trostenez an. Hier erfuhren wir alle, dass wir gleich erschossen werden. Im ersten Wagen befanden sich die männlichen Häftlinge. Von dort hörten wir den Befehl „zu zwei Mann hervortreten!“ und bald drauf Gewehrschüsse. Als alle Gefangenen aus dem ersten Wagen herausgeführt und erschossen wurden, fuhr unser Wagen näher an die Scheune heran. Auf Befehl der deutschen Henker kamen die Frauen zu viert aus dem Wagen, legten sich auf die gestapelten Leichen und wurden erschossen. Fast die ganze Scheune war mit Leichen gefüllt, denn vor uns waren hier Gefangene aus noch 2 Wagen getötet. Bald kam ich an die Reihe. Ich stieg mit Anna Golubewa, Galina Semaschko und einer mir unbekannten Frau auf Befehl der Deutschen aus dem Wagen und kletterte auf den Leichenstapel. Als ich die Schüsse hörte, fiel ich hin. Ich war leicht am Kopf verletzt. So lag ich bis zum späten Abend auf den Leichen. Die deutschen Henker brachten an jenem Tag noch 2 Wagen mit Frauen, die vor meinen Augen erschossen wurden. Unter ihnen waren auch Kinder im Alter von 3 bis 10 Jahren. Nach jeder Exekution legten die Deutschen Brennholz auf die Leichen, übergossen sie mit Benzin und warfen Granaten in die Scheune, um sie in Brand zu setzen. Ich beschloss, aus der Scheune zu fliehen, um nicht einen qualvollen Tod zu sterben. Ich kam unter den Leichen hervor, sah zwei verwundete Männer und wir rannten alle drei los. Die deutschen Soldaten schossen auf uns. Die Männer, die mit mir rannten, wurden getötet. Ich konnte entfliehen und versteckte mich 15 Tage lang im Sumpf, da ich nicht wusste, dass Minsk in diesen Tagen bereits von den deutschen Invasoren befreit worden war.

6. Bei der Inspektion der Baracke, die sich im Lager selbst befand und mit drei Reihen Stacheldraht (die mittlere Reihe stand unter Strom) umgeben war, wurde festgestellt, dass alle Häftlinge, die sich in der Baracke befanden, kurz vor der Auflösung des Lagers erschossen wurden. Davon zeugen blutbefleckte Wände, Kleidung, Matratzen, Schlafbänke, Blutflecken in den Gängen und eine Menge verbrauchter Patronenhülsen am Eingang zur Baracke.

7. Aus den Aussagen einiger Zeugen (Walentina Wassiljewna Budai) geht hervor, dass auch Rumänen an der Verbrennung von Leichen teilnahmen...“.

Viele Häftlinge wurden im Lager in der Schirokaja-Straße in Minsk gefangen gehalten. Das Lager wurde von der SS geleitet und diente als Arbeitslager und Sammelstelle für den Weitertransport nach Trostenez, Auschwitz, in die Zwangsarbeit nach Deutschland oder in die besetzten europäischen Länder. Im Lager wurden ständig etwa 2.500 Menschen untergebracht. Ab August 1943 verkehrten zwischen dem Lager in der Schirokaja-Straße und dem Lager Trostenez regelmäßig 4 „Gaswagen.“ Die Häftlinge wurden unterwegs durch Abgase vergiftet und starben unter schrecklichen Qualen. Ihre Leichen wurden in einer Grube verbrannt. Allein in der Zeit von August 1943 bis zum 30. Juni 1944 wurden im Lager in der Schirokaja-Straße etwa 20.000 Menschen getötet.

Aus dem Abschlussbericht des Oberleutnants der Justiz Pichtow über das Konzentrationslager in der Schirokaja-Straße in Minsk vom 25. Juli 1944: „Am 30.06.1941, nach der Besetzung von Minsk durch die deutsch-faschistischen Invasoren, hat der SD (deutsche Polizeibehörde) sofort ein SS-Konzentrationslager eingerichtet. Das Lager befand sich in der Schirokaja-Straße in Minsk (ehemalige Kawdiwisii-Straße) auf einer Fläche von 60.500 Quadratmetern, umgeben von Zaun mit Stacheldraht. Die zwei ehemaligen Pferdeställe wurden zu Baracken umgebaut, in denen bis zu 1.000 Menschen untergebracht werden konnten. In Wirklichkeit haben die deutschen Invasoren in diese Baracken bis zu 4.000 sowjetische Zivilisten getrieben und dort gefangen gehalten. Das waren hauptsächlich Frauen, Alte und Kinder.

Wie die Ermittlungen ergaben, wurden diese Sowjetbürger zunächst für 2-3 Monate in SD-Lagern gefangen gehalten und dann nach langen und qualvollen Folterungen ohne Anklage in das SS-Lager gebracht und dort ohne Gerichtsverfahren systematisch vernichtet. Die Vernichtung dieser sowjetischen Menschen erfolgte sowohl durch Massenerschießungen als auch in den sogenannten Gaswagen. So sagte zum Beispiel der zu diesem Anlass befragte Zeuge Leonid Alexandrowitsch Moisijewitsch aus: „Während meines Aufenthaltes in diesem Lager, d.h. vom 21. August 1943 bis zum 30. Juni 1944, töteten die deutschen Henker etwa 9.000 bis 10.000 sowjetische Bürger, größtenteils Alte, Frauen und Kinder (auch Säuglinge)“. Ein anderer Zeuge, Beljajew, berichtete über die Gaswagen. „Die Lagerverwaltung behandelte die Häftlinge bestialisch grausam. Selbst kleine Vergehen wurden mit Peitsche bestraft, die Menschen fielen nach einigen Hieben in Ohnmacht. Die Nahrung bestand aus Wasser mit etwas Sand, Erde und Abfällen. Die Lagerhäftlinge bekamen 100 bis 200 g Brot pro Tag, schwollen vor Hunger an und starben.

Die Vernichtung aller sowjetischen Bürger wurde im Konzentrationslager in den Gaswagen durchgeführt. Ich selbst war Augenzeuge, wie die Deutschen bis zu 100 Menschen in solche Wagen einsteigen ließen und in das Dorf Maly Trostenez bei Minsk brachten. Dort wurden sie verbrannt, denn sie starben auf der Fahrt dorthin an den giftigen Motorabgasen, die durch einen Verbindungsschlauch in den Gaswagen eingelassen wurden. Ich selbst wurde in diesem Wagen vom Gefängnis ins Lager gebracht und habe die gesamte Ausrüstung gesehen. Die Wände im Inneren des Wagens waren aus Zinkblech, die Wagentür war hermetisch verschlossen.“

Häftlinge, die an Typhus und anderen Krankheiten erkrankten und leichtes Fieber hatten, wurden nicht mehr behandelt, sondern sollten vernichtet werden. Wie der Zeuge Grigori Iwanowitsch Beljajew aussagte, töteten die deutschen Invasoren in der Zeit seiner Lagerhaft, d.h. vom 22.09.1943 bis 29.06.1944, rund 9.000 sowjetische Bürger, die meisten von ihnen durch Vergasung…

In der Umgebung von Minsk gab es unter anderem auch folgende Massenvernichtungsstätten: Der Weiler von Familie Petraschkewitsch, wo in 8 Gruben 25 Tausend hingerichtete Einwohner von Minsk begraben sind; Stadtbezirk Urutschje, wo unweit der Autobahn Minsk – Moskau (9 km von der Hauptstadt entfernt) in 10 Gruben Überreste von 30 Tausend Menschen liegen. In der Akte der Außerordentlichen Staatskommission für die Region Minsk vom 13. August 1944 ist zu lesen, dass allein in der nächsten Umgebung von Minsk die deutschen Invasoren 300.000 Bürger ermordet haben.

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