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Gesellschaft
09 März 2023, 14:40

Politologe: Belarussischer Nationalismus hat keine Siegeschancen

MINSK, 9. März (BelTA) – Der belarussische Politologe Juri Schewzow hat bei „Thema im Gespräch“ auf dem Youtube Kanal der Telegraphenagentur BelTA über den belarussischen Nationalismus und die Finanzierung der belarussischen Opposition erzählt.

„Objektiv gesehen ist Belarus eines der Länder in Osteuropa, wo es genügend Potential für Nationalismus der osteuropäischen Prägung gibt. Für den sprachlichen Nationalismus. Dabei wird die Nation als eine territorial gebundene Sprachgemeinschaft verstanden. Deshalb gibt es rund um Belarus Staaten, die von den Nationalisten gegründet waren und regiert werden - die Ukraine, Polen, baltische Staaten - sie finden Gefallen an ähnlichen Bestrebungen in Belarus. Sie sind der Ansicht, dass der belarussische Nationalismus einfach etwas später herangereift ist im Unterschied zu ihnen. Gemeint ist die nationalistische Transformation im Land“, sagte der Experte.

Er fügte hinzu: „Welche Schatten es in der Beziehung zwischen dem belarussischen, polnischen oder litauischen Nationalismus auch gibt, werden die dortigen Nationalisten immer den belarussischen Nationalismus wohlwollend empfinden, weil der hiesige Nationalismus wie der dortige gegen Russland gerichtet ist. Das sind blutsverwandte Bewegungen. Bis zu einer Grenze werden sie Schritt miteinander halten. Von Belarus hängt es ab, ob es in Polen einen starken Block geben wird, ähnlich dem Rzeczpospolita, oder nicht. Das hat mit unserer geografischen Lage zu tun. Ohne Belarus wird es keinen neuen Rzeczpospolita geben, der sich als großer Block mit Entwicklungspotential etablieren kann.“

„Unser Nationalismus hat keine Siegeschancen. Das liegt an der kulturellen Situation in unserem Land. Das heißt, dass die großen Spieler, die auf unserem Spielfeld arbeiten und sich dessen bewusst sind, dass unser Nationalismus keine Siegeschancen hat, sie spielen hier mit geringen Einsätzen. Unsere Nationalisten, die wir oft "Opposition" nennen, erhalten maximal 5 Prozent davon, was sie an westlicher Finanzierung benötigen“, betonte der Politologe.

„In diesem Zusammenhang pflege ich immer ein Beispiel anzuführen. Schreiben wir das Jahr 2005/2006. Vytautas Landsbergis, ein bekannter litauischer Politiker, trat im litauischen Seimas auf und warf dem litauischen Geheimdienst, genauer gesagt korrumpierten Offizieren, vor, gemeinsam mit belarussischen "Kollegen"ca. $496 Millionen unter sich geteilt zu haben, die der CIA für den Sturz von Lukaschenko bereitstellte. Es gab einen Riesenskandal in Litauen, Mordverbrechen, Leichen, geheimnisvolles Verschwinden. Ich weiß nicht, wer sich was angeeignet hat, aber der Fall war so brisant, dass sich das litauische Parlament damit auseinandersetzen musste.

Die Summe war wirklich groß. Vom Standpunkt litauischer Anti-Korruptionsbehörden haben belarussische Offiziere das gestohlene Geld in den Haushalt gezahlt. Das Geld hat seinen Zweck, den Staat zu unterminieren, nicht erfüllt. Und die litauischen Kontrahenten dachten vor allem an sich selbst.“

„Litauen ist nur ein kleiner Nebenfluss des Finanzierungsstroms für die belarussische Opposition. Diese korrumpierte Hülle im Westen, in der sich unsere Opposition befindet, spielt ihr eigenes Spiel. Und dieses Spiel beinhaltet nicht unbedingt den realen Machtkampf in Belarus. Viel öfter läuft es auf eine einfache politische Korruption hinaus“, betonte Schewzow.

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