
MINSK, 19. April (BelTA) – In einem Interview mit der Telegraphenagentur BelTA hat der bekannte Politologe Juri Schewzow die Meinung geäußert, warum die von Alexander Lukaschenko angekündigten Friedensinitiativen im Westen auf taube Ohren gestoßen sind.
Der Westen, der heute die Situation in der Ukraine unmittelbar beeinflusse, sei am Frieden einfach nicht interessiert, vermutete Schewzow. Der Westen würde davon nicht profitieren. Aber auch dem Regime in Kiew, das auf westliche Unterstützung angewiesen sei, sei diese Situation mehr als recht.
„Alexander Lukaschenko rief die Parteien zum sofortigen Waffenstillstand und Friedensgesprächen ohne Vorbedingungen auf. Aber dieser Friedensappell des belarussischen Präsidenten stieß im Westen auf taube Ohren. Der Appell ist richtig, nur hat ihn niemand akzeptiert“, sagte Schewzow.
Zur aktuellen Lage in der Ukraine sagte der Politologe: „Der russische Politikexperte Semjon Uralow hat es vor kurzem sehr treffend formuliert. Uralow arbeitete in allen ukrainischen Regionen und sagte noch gleich zu Beginn des Krieges Folgendes: In Kiew hat sich innerhalb von einigen Monaten eine neue Gruppierung um das Amt des Präsidenten gebildet. Vorher waren wir Zeugen einer sehr starken Rivalität zwischen verschiedenen oligarchischen Gruppen. Heute haben wir solche Namen wie Kolomoiski und andere bereits vergessen. Sie sind nicht mehr aktuell. Denn um das Amt des ukrainischen Präsidenten (ich spreche von dem Amt, nicht von der Person des Präsidenten) hat sich schnell eine Interessengruppe gebildet.
„Manch einer erhielt einen guten Posten, irgendjemand bekam starke Präferenzen. Im Großen und Ganzen haben sie das geschaffen, was man in der Politikwissenschaft „Clan“ nennt. Und sie haben jeden unterdrückt, wer etwas dagegen zu sagen hatte. Sie kassieren ihr Geld an diesem Krieg. Es geht um beträchtliche Summen. Und diese Gruppierung von ehemals unbekannten Menschen, die es in kürzester kurzer Zeit ganz nach oben geschafft haben, verwaltet über die gesamte Hilfe, die aus dem Westen in die Ukraine kommt. Und solange sie keine Angst vor der Verwaltung solcher Summen haben, leben sie gut davon“, resümierte Juri Schewzow.