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Präsident
25 Dezember 2024, 18:29

„Jeder Mensch soll seinen Weg zum Gotteshaus finden“: Wie Lukaschenko den Frieden zwischen den Konfessionen erreichte 

Im Juni 2021 besuchte Alexander Lukaschenko das Stavropegial-Männerkloster in Schirowitschi. Im Gespräch mit dem Klerus ging es nicht nur heilige Themen. Die Zeit war schwierig: zuerst die Pandemie, dann der Putschversuch, anschließend wirtschaftliche Sanktionen. Der Präsident wies besonders auf die Notwendigkeit hin, den Frieden zwischen den Konfessionen zu wahren. In dieser Ausgabe von „Postfactum: Beschlüsse des Ersten“  erzählen wir, wie das Gedenkzimmer von Metropolit Filaret aussieht, mit welcher Technik ein Geschenk für Papst Franziskus hergestellt wurde und wie eine der größten Moscheen Osteuropas in Minsk eröffnet wurde.

Wie viele Religionsgemeinden sind in Belarus registriert?

Belarus ist ein multikonfessioneller Staat. Die Verfassung garantiert die Religionsfreiheit. Landesweit gibt es fast 3,5 Tausend registrierte Religionsgemeinden. Aber wir hatten noch nie Konflikte aufgrund der Religion. Das ist heute eine große Seltenheit. 
„Sie wissen ja, dass wir den konfessionellen Frieden, den wir in den letzten 25 aufgebaut haben, sehr schätzen. Ich bin stolz darauf, dass dies in den Jahren geschah, in denen ich unserem Vaterland dienen durfte. Ich weiß das sehr zu schätzen, es ist etwas sehr Persönliches. Sie müssen verstehen, dass wir den interkonfessionellen Frieden niemals kaputtmachen lassen. Wir werden ihn immer wahren“, sagte Alexander Lukaschenko im November 2020 bei einem Treffen mit dem Metropoliten von Minsk und Saslawl Weniamin, dem Patriarchenexarch von ganz Belarus. „Ich habe immer gesagt, dass die Orthodoxe Kirche den Frieden zusammenhält. Einfach deshalb, weil sie im Vergleich zu anderen Konfessionen gigantisch groß ist.“

Das Staatsoberhaupt wies darauf hin, dass in Belarus viele religiöse Konfessionen und Richtungen registriert sind, darunter orthodoxe, katholische und protestantische Organisationen, Gemeinden von Altgläubigen, jüdische Vereinigungen, muslimische und buddhistische Gemeinden. „Es ist uns gelungen, dieses Gleichgewicht zu bewahren, trotz aller Ereignisse, die vor allem in Minsk stattgefunden haben und noch stattfinden“, betonte der belarussische Staatschef.
Worin besteht die besondere Rolle der orthodoxen Kirche?

Die Orthodoxie ist die am weitesten verbreitete Religion in Belarus. Die Kirche vereinigt mehr als 1,7 Tausend Gemeinden. Der Präsident hat wiederholt auf die besondere Rolle der orthodoxen Kirche im Leben des Staates hingewiesen. 

„Unser Land hat ein solides Fundament für die Zusammenarbeit zwischen der Belarussischen Orthodoxen Kirche und dem Staat gelegt. Es konnte gar nicht anders sein. Die Geschichte der Orthodoxie in Belarus ist untrennbar mit der Entstehungsgeschichte unserer Staatlichkeit verbunden“, betonte der Präsident bei seinem Treffen mit der Synode der Belarussischen Orthodoxen Kirche im März dieses Jahres. 

Alexander Lukaschenko wies darauf hin, dass sich hier, am Schnittpunkt der Zivilisationen, immer wieder Kriege geführt worden seien. Unter solchen Bedingungen sei es für eine Nation äußerst schwierig gewesen, sich zu behaupten, geschweige denn einen Staat zu gründen. „Die Belarussen haben es geschafft. Vor allem dank des geistigen Kerns unserer Vorfahren. Deshalb haben der Staat und die orthodoxe Kirche viele Berührungspunkte“, betonte das Staatsoberhaupt. 

In Belarus wurden die Kirchen auch während der Pandemie nicht geschlossen. Vielleicht brauchten die Menschen gerade dann besonders viel Glauben und spirituelle Unterstützung. Es war jedem selbst überlassen, ob er in die Kirche gehen wollte oder nicht. Aber die Menschen hatten eine Wahl. Eine solche Möglichkeit stand den Gläubigen nicht in jedem Land zur Verfügung. 
Am 7. Januar besuchte Alexander Lukaschenko die Kirche der Kreuzerhöhung in Minsk. Der Präsident sprach über die Pandemie und sagte, er analysiere die Situation sowohl nach der ersten als auch nach der zweiten Welle sehr genau. „Dieses Thema nimmt heute viel Raum in meinem Leben. Denn es ist auch ein sehr wichtiger Aspekt im Leben der belarussischen Gesellschaft“, sagte er. 

Verglichen mit der Situation in anderen Staaten kann man sagen, dass Gott Belarus schützt. „Die Pandemie ist eine soziale Katastrophe. Gott gib uns die Kraft, sie zu überleben. Und wir danken Gott dafür, dass er uns sowohl während der ersten als auch während der zweiten Pandemie-Welle viel Kraft gegeben hat. Es gibt etwas Heiliges hier, was der Gott hier vor über 2000 Jahren als Fundament hinterließ“, sagte Alexander Lukaschenko.

Warum nannte Lukaschenko Metropolit Filaret das Gewissen der Nation?

Jedes Land hat seine Helden. Metropolit Filaret, der erste Patriarchenexarch von Belarus, setzte sich sehr dafür ein, dass Belarus ein friedliches Land ohne religiöse Konflikte blieb. Er stand 23 Jahre lang an der Spitze der Belarussischen Orthodoxen Kirche. Er war ein Symbol für ihre Wiederbelebung. Er erhielt viele staatliche Auszeichnungen. Darunter auch den Titel „Held von Belarus“. Am 12. Januar 2021 verstarb Metropolit Filaret.

„Die besten Eigenschaften des belarussischen Nationalcharakters - Freundlichkeit und Mitgefühl, Fleiß und Entschlossenheit, Mut und Selbstlosigkeit, Innovation und Genialität - stecken in jedem von uns. Der wahre Held von Belarus, aufrichtig und offen, war unser Kirchenvorsteher Filaret, den wir leider verloren haben. Er war unter den Grüdern dieses Preises und unterstützte alle Preisträger persönlich mit seinem Segen. In der Geschichte von Belarus wird Filaret für immer ein Beispiel für den selbstlosen Dienst an den christlichen Werten bleiben, die uns vereinen“, sagte der Präsident in seiner Rede bei der Verleihung des Preises ‚Für geistige Wiedergeburt‘, des Sonderpreises für Künstler und Kulturschaffende und des Preises ‚Belarussischer Sportolymp‘ am 12. Januar 2021 und schlug vor, eine Schweigeminute zum Gedenken an Metropolit Filaret einzulegen.

In Minsk wurde eine Gedenkstätte für Metropolit Filaret eröffnet, ein Gedenkzimmer. Dort befinden sich Bücher und Gewänder, Auszeichnungen, persönliche Gegenstände und eine der beliebtesten Ikonen des Herrn - das Bild des Heiligen Philaret des Barmherzigen. Im März dieses Jahres wurde das Zimmer vom Staatsoberhaupt besucht. 

„Danke, dass Sie alles bewahrt haben. So wie es sich gehört“, sagte das Staatsoberhaupt zu Metropolit Weniamin. 

„Spirituelle Kontinuität...“, antwortete der Kirchenvorsteher. 

„Wissen Sie, heute wahren nicht alle diese spirituelle Kontinuität. Aber hier, in diesem Zimmer, kann man seinen Geist in jeder Ecke spüren. Vielen Dank dafür“, dankte Alexander Lukaschenko dem Vorsteher der Belarussischen Orthodoxen Kirche.

Im Mai 2022 wurde in Minsk ein Denkmal für den ersten Patriarchenexarch von ganz Belarus, Metropolit Filaret, eingeweiht. Während der Zeremonie bezeichnete Alexander Lukaschenko ihn als geistigen Vater, Gewissen der Nation und Friedensstifter. 

„Er hat immer gesagt: „Wo du dienst, dort ist dein Mutterland“. Und er hat mit seinem ganzen Leben bewiesen, dass sein Schicksal, sein Vaterland unser Belarus war. Und wir gehörten zu seiner großen Lieblingsfamilie“, sagte der Präsident bei der Einweihung des Denkmals.
Das Staatsoberhaupt wies darauf hin, dass Metropolit Filaret viel für die Wiederbelebung von Kirchen, Pfarreien, Klöstern und die Entwicklung der theologischen Ausbildung getan hat. Mit seinem Segen wurde die Heilige Schrift in die belarussische Sprache übersetzt und ein Feiertag zu Ehren aller belarussischen Heiligen eingeführt. Alexander Lukaschenko wies auch auf die friedensstiftenden Bemühungen von Metropolit Filaret hin. Bereits in den Jahren des Kalten Krieges sprach er viel über Patriotismus, Antifaschismus, Verhinderung des Einsatzes von Atomwaffen und Beendigung des Wettrüstens.
„Von allen hohen Tribünen und in allen Medien sprach er mit durchdringender Schärfe über die Tatsache, dass der Preis, den das sowjetische Volk für den Sieg im Großen Vaterländischen Krieg gezahlt hat, zu hoch war und deshalb der Frieden das höchste Gut für uns ist“, betonte der Präsident. „Ich bin überzeugt, dass er jetzt im Himmel neben den Schutzheiligen von Belarus um Frieden und Harmonie in unserem schönen Land bettet.“ 

Wie sich die Katholiken auf das Weihnachtsfest vorbereiten

Der Katholizismus ist die zweitgrößte Konfession in Belarus, gemessen an der Zahl der Gläubigen. Fast anderthalb Millionen Katholiken leben im Land. Am 20. Dezember wurde das Feuer von Bethlehem nach Belarus gebracht. In diesem Jahr kam es jedoch nicht aus Bethlehem. Das Heilige Licht wurde von österreichischen Pfadfindern ein Jahr lang aufbewahrt. Die Flamme ist ein Symbol für den unsterblichen Glauben. Und heute feiern die Katholiken Weihnachten. 
„Wenn man uns von Weihnachten erzählt, kommen sofort angenehme Gefühle auf. Denn die Weihnachtszeit ist immer mit der Familie, mit guten Erinnerungen verbunden. Im Allgemeinen beginnt die Tradition des Festes mit dem spirituellen Aspekt. Es ist eine Vorbereitung auf das Fest, die vier Adventswochen, wo wir den Gott darum bitten, unsere Herzen zu reinigen, damit wir Jesus Christus mit reiner Seele aufnehmen können“, sagt Priester Juri Jassewitsch, Pressesprecher der Katholischen Bischofskonferenz in Belarus.

Die Vorbereitung auf das Fest besteht nicht nur aus Fasten, Schmücken des Weihnachtsbaums und Hausreinigung. Zuallererst geht es um die Reinigung der Seele und des Herzens. Am Heiligabend versammelt sich die Familie am Vigiltisch. Traditionell bereiten die Hausfrauen 12 Fastengerichte zu, darunter Bratfisch, Pilze, Mohnkuchen. Gute Tradition, Heu unter das Tischtuch zu legen. Die Menschen teilen die Weihnachtsoblate - ein Symbol für Liebe und  Versöhnung. Dann gehen sie zum Gottesdienst in die Kirche. 

„Die Feier geht weiter. Die Menschen nehmen an Eucharistie teil, um Jesus in ihr Herz aufzunehmen. Dann besucht man Eltern, geht nach Hause oder feiert mit Freunden. Wir freuen uns und teilen die Weihnachtsfreude miteinander“, sagt Juri Jassewitsch. 

Was schenkte Lukaschenko dem Papst im Jahr 2016?  

Alexander Lukaschenko und Papst Franziskus trafen sich im Mai 2016 im Apostolischen Palast im Vatikan. Sie erörterten die Entwicklung der Beziehungen zwischen Minsk und der Römisch-Katholischen Kirche. Das Treffen zwischen Alexander Lukaschenko und Papst Franziskus dauerte etwa 40 Minuten. Die meiste Zeit unterhielten sich der Präsident und der Papst unter vier Augen. 
„Für unser Land ist der Vatikan ein besonderer Partner im internationalen Dialog. Wir haben ein außergewöhnliches gegenseitiges Verständnis und Vertrauen mit den Leitern der Römisch-Katholischen Kirche und persönlich mit Seiner Heiligkeit Papst Franziskus entwickelt“, betonte das Staatsoberhaupt bei der Zeremonie der Übergabe von Beglaubigungsschreiben an Botschafter ausländischer Länder im Dezember 2016. 
Alexander Lukaschenko überreichte dem Pontifex eine holografische Ikone sowie eine Kopie des Kreuzes der Euphrosyne von Polozk und ein Modell einer Kutsche. Die Geschenke wurden in einer unikalen Flechttechnik angefertigt. Die Werke der Soscher Flechtkünstler sind in vielen Ländern der Welt erhältlich. 
„Die Soscher Flechtkunst gibt es nur in Gomel. Nirgendwo sonst in der Welt. Ich mag den Prozess der Schaffung ungewöhnlicher Dinge. Schließlich kann nicht jeder so etwas schaffen. Dazu braucht man Geduld, Fleiß und ein bisschen Fantasie. Ich mag es, etwas zu kreieren. Ich werde nicht müde von meiner Arbeit. Ich kann bis zu 10-12 Stunden am Stück arbeiten. Und wenn ich in meine Arbeit vertieft bin, kann ich sogar zwei Stunden am Tag schlafen“, sagt Meisterin Swetlana Krassowskaja.

Am 11. November 1992 wurden diplomatische Beziehungen zwischen Belarus und dem Heiligen Stuhl aufgenommen. Die Apostolische Nuntiatur hat ihren Sitz in Minsk. 

„Es fällt mir leicht, mit Ihnen zu sprechen. Sie sind Vertreter einer der wichtigsten Konfessionen in Belarus. Die Ansichten von Belarus und Vatikan fallen in vielen Themen zusammen, etwa bei der Sicherheit in Europa. Die Positionen sind absolut übereinstimmend. Das zeigt auch der Konflikt in der Ukraine, wo wir fast die gleiche Position vertreten“, sagte der Präsident im August dieses Jahres bei einem Treffen mit dem Apostolischen Nuntius Ante Jozic, der gerade seine Mission in Belarus beendete. 

„Ich sage viel Positives über Ihr Land, vor allem über die Kirche, die ein gutes Beispiel für Europa und für die ganze Welt ist. Was ich hier gesehen habe, sind wichtige Werte: moralische Werte, Familienwerte, die wir im Westen nicht sehen“, sagte Ante Jozic in einem Gespräch mit Journalisten nach seinem Treffen mit dem belarussischen Staatschef.

Wann kamen Muslime nach Belarus? 

Die Muslime kamen bereits im XIV. Jahrhundert nach Belarus. Heute gibt es sechs Moscheen und zwei Gebetshäuser im Land. Dazu gehört auch die Kathedralenmoschee in Minsk, die im November 2016 offiziell eröffnet wurde. 

„Belarus ist seit langem für seine Traditionen der religiösen Toleranz und des gegenseitigen Respekts zwischen Menschen verschiedener Glaubensrichtungen und Nationalitäten bekannt. Das ist unser Stolz, unsere Stärke, der Schlüssel zu unserer Widerstandsfähigkeit“, sagte Alexander Lukaschenko bei der Eröffnung der Moschee.

„Belarus ist ein Land, in dem friedliebende Menschen leben. Wir schätzen Frieden und Ruhe, deshalb bauen wir Tempel für alle Konfessionen. Wir halten uns an einen Slogan: Jeder Bürger unseres Landes hat das Recht, seinen Weg zum Gotteshaus zu finden, und niemand hat das Recht oder sollte ihn zwingen, etwas anderes zu tun. Deshalb eröffnen wir heute diesen großen Tempel, der nicht nur ein Zuhause für Muslime sein wird, sondern auch einen großen Beitrag zur Entwicklung der Kultur unseres Landes leisten wird“, sagte der Präsident damals.
Alexander Lukaschenko und der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan durchschnitten ein symbolisches Band am Haupteingang der Moschee. Der belarussische Präsident bezeichnete die Moschee als „ein Symbol der interreligiösen Harmonie“. Der türkische Präsident wiederum verwies auf die friedliche Koexistenz von Vertretern verschiedener Glaubensrichtungen in Belarus.
„Die Muslime haben uns nie Probleme bereitet. Ich sage oft, dass die Muslime die Regierung und mich als Präsidenten bei allen Wahlen fast zu 100 % unterstützt haben. Wir werden niemals zulassen, was der französische Präsident kürzlich über Meinungsfreiheit und religiöse Gefühle zu sagen begann: Was bringt es Ihnen in Ihrem Land, wenn Sie anfangen, Muslime zu kritisieren? Was er vielleicht braucht, ist eine Vermittlung zwischen ihm und den Muslimen. Ich kann ihm dabei helfen, denn ich habe sehr gute Beziehungen zu Muslimen. Aber es ist kategorisch inakzeptabel, sich in die Gefühle von Gläubigen einzumischen. Wir werden es uns niemals erlauben, Steine auf Gläubige zu werfen. Ich habe immer die Position vertreten, dass jeder Mensch seinen eigenen Weg zum Gotteshaus finden sollte“, sagte Alexander Lukaschenko bei einem Treffen mit dem Metropoliten von Minsk und Saslawl Weniamin im November 2020.
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