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MINSK, 15. September (BelTA) – In Belarus gibt es keine Illusionen hinsichtlich einer baldigen Wiederaufnahme des Dialogs mit Polen. Das erklärte der belarussische Staatschef Alexander Lukaschenko in einem Interview mit der russischen Zeitschrift „Raswedtschik“ (Aufklärer).
Der Staatschef wurde gefragt, ob in Belarus irgendwelche Veränderungen in den Beziehungen zu Polen im Zusammenhang mit dem Amtsantritt des neuen polnischen Präsidenten Karol Nawrocki zu erwarten sind.
„Um ehrlich zu sein, haben wir keine Illusionen hinsichtlich einer baldigen Wiederaufnahme des Dialogs. Einerseits lautete eines der Wahlkampfslogans von Herrn Nawrocki ‚Polen zuerst‘. In seinen Wahlkampfreden erklärte er wiederholt, dass der Schutz des polnischen Volkes eines der Ziele seiner Präsidentschaft ist. Wir verstehen, dass es während des Wahlkampfs opportun war, mit diesem Thema Punkte zu sammeln. Aber wir wissen, dass das polnische Volk die Beziehungen zu unserem Land ausbauen möchte. Polen und Belarussen sind keine Feinde. Andererseits stellt Warschau weiterhin unbegründete Ansprüche und Anschuldigungen gegenüber Belarus auf. Es hat unsere Flüchtlinge aufgenommen, versorgt sie politisch und informativ und nutzt sie für seine eigenen Zwecke“, sagte der belarussische Präsident.
Alexander Lukaschenko wies auch auf die anhaltenden Versuche hin, die Geschichte umzuschreiben, neu zu interpretieren und ihre Auslegung an die politische Konjunktur anzupassen. „Wir wissen auch sehr gut, welche Rolle der derzeitige Präsident Polens (in seiner Eigenschaft als Leiter des polnischen Instituts für Nationales Gedenken) beim Abbau von Denkmälern für sowjetische Soldaten gespielt hat, die bei der Befreiung Polens von den nationalsozialistischen Invasoren gefallen sind. Man stelle sich nur vor: 600.000 sowjetische Soldaten, darunter viele Belarussen, sind in den Kämpfen um Polen gefallen und liegen für immer in polnischer Erde begraben! Und wer von den dortigen Politikern erinnert sich heute daran? Wie reagieren sie heute auf uns? Mit Drohungen, Sanktionen, Militarisierung, „Bajpol“, „Bajsol“ (vom Westen finanzierte regierungsfeindliche Organisationen - Anm. BelTA)“, bemerkte der Präsident.
Außerdem ist bekannt, dass Karol Nawrocki ein überzeugter Befürworter der NATO und des Bündnisses mit den USA ist und kaum von seinen Überzeugungen abweichen wird. „Man kann also nicht erwarten, dass alles so bleibt wie bisher. Aber wir hoffen dennoch, dass bei unseren polnischen Kollegen politische Weisheit und Vernunft die Oberhand gewinnen werden. Wir hoffen, dass man uns jenseits der Grenze Gehör schenkt, die Lage in Belarus objektiv einschätzt und aufhört, sich in unsere inneren Angelegenheiten einzumischen. Wir sind offen für den Dialog. Unter den gegenwärtigen Umständen ist es wichtig, Wege zur Lösung von Problemen zu finden und keine neuen zu schaffen. Wir müssen Brücken und nicht Mauern bauen, was man von unseren Nachbarn nicht behaupten kann“, sagte Alexander Lukaschenko.