Die Bilder, wie der Staatschef im Frühjahr 2019 die Agrar-Holding Kupalowskoje besuchte, gingen im Internet viral. Über 30 Millionen Aufrufe allein auf dem YouTube-Kanal der Telegraphenagentur BelTA. Fehlende Produktionsdisziplin, entsetzliche sanitäre Bedingungen - so sah der Präsident diesen landwirtschaftlichen Betrieb. Es folgten ernsthafte Personalentscheidungen, mehrere Beamten verloren ihre Posten. Der Rinderhaltung in Belarus wird viel Aufmerksamkeit geschenkt. Schließlich hängt die ganze Milchwirtschaft davon ab. In dieser Ausgabe von „Postfaktum: Beschlüsse des Ersten“ erfahren Sie, was die „Vier-K“-Regel in der Rinderzucht ist, wo in Belarus rote Zuchtrinder gezüchtet werden und wie aus Sicht des Präsidenten die Kälberhaltung aussehen soll
Wie viel Milch soll in Belarus bis zum Jahresende produziert werden?
Die Milcherzeugung in Belarus nimmt jedes Jahr zu. Für das Jahr 2024 erwarten die landwirtschaftlichen Organisationen mehr als 8,5 Millionen Tonnen. Das sind 5 Prozent mehr als im Vorjahr.
„Letztes Jahr hatten wir etwa 5,8 Tausend kg Milch pro Kuh. Dieses Jahr erwarten wir mehr als 6,1 Tausend kg Milch pro Kuh. Die Milchleistung steigt vor allem durch den Bau und die Rekonstruktion von Komplexen. Im Rahmen der Anweisung des Staatsoberhauptes steigen wir auf moderne Technologien um, was seine Wirkung zeigt“, erklärte Iwan Zarik, stellvertretender Leiter der Hauptabteilung für Viehzucht und Fischerei des Ministeriums für Landwirtschaft und Ernährung.
Inzwischen gibt es in Belarus 1600 moderne Milchwirtschaftsbetriebe. Der Präsident gab die Anweisung, den gesamten Milchviehbestand bis 2030 auf moderne Haltungstechnologien umzustellen.
„Zu diesem Zweck müssen etwa 600 Milchwirtschaftsbetriebe gebaut und rekonstruiert werden. Derzeit erstellen die regionalen Exekutivkomitees eine Liste solcher Objekte. Jährlich sollen durchschnittlich 80 bis 90 Objekte gebaut werden“, sagte Sergej Golikow, stellvertretender Leiter der Hauptabteilung für Investitionen, Bau und Landgewinnung des Ministeriums für Landwirtschaft und Ernährung.
Was ist die „KFPK-Regel“ in der Milchproduktion?
Die Praxis zeigt: Dasselbe Futter, dasselbe Personal – aber in einer neuen Anlage gibt die Kuh 5 kg Milch mehr.
„Wir haben sogar Beispiele. Gestern gab die Kuh 18 kg, und heute gibt sie 23 kg. Dasselbe Tier gibt 5 kg Milch mehr, es frisst dasselbe Futter und wird von denselben Menschen gefüttert. Der Unterschied: Wir haben komfortable Bedingungen für das Tier geschaffen. Deshalb steigen die Milcherträge. In der Milcherzeugung haben wir nun die so genannte „KFPK“-Regel: Kühe, Futter, Personal und Komfort. Wenn das alles in einem Komplex funktioniert, wird das maximale Ergebnis erzielt“, ist sich Iwan Zarik sicher.
Es sei darauf hingewiesen, dass man vor nicht allzu langer Zeit nur wenige Menschen über den Komfort nachgedacht hat. Jetzt ist das Gegenteil der Fall. Wissenschaftler und Fachleute verstehen die wirtschaftlichen Effekte eines solchen Ansatzes.
Im Juni dieses Jahres besuchte das Staatsoberhaupt während seiner Arbeitsreise in den Kreis Dserschinsk den Milchwirtschaftsbetrieb Ljachowitschi, eine Filiale der OAO Krutogorje-Petkowitschi, wo er auch mit den weiblichen Beschäftigten des Unternehmens sprach. Alexander Lukaschenko fragte eine Melkerin nach dem größten Milchertrag und erzählte eine Geschichte aus seinem Leben. „Ich habe 11 Kühe zu Hause. Eine Kuh gab 45 Liter - viereinhalb Eimer pro Tag. Und sie konnte nicht künstlich besamt werden. Ich habe sie einem Bauern gegeben. Heute hat sie schon ein Kalb und eine Färse geboren“, bemerkte der Präsident.
Auf seinem Besuch im Kreis Dserschinsk stellte Alexander Lukaschenko fest, dass der Milchwirtschaftsbetrieb Ljachowitschi die geringsten Baukosten in Anspruch genommen hat. So, wie man dort baut, sollen andere Anlagen im ganzen Land ein Beispiel nehmen.
„In dieser Anlage ist alles durchdacht. Auch wenn heute der Bau der zweiten Anlaufphase noch nicht abgeschlossen ist. Wir haben gesagt, dass wir bis Ende des Jahres die Melk- und Milchviehblöcke, den Trockenstall und die Melkhalle liefern werden. Das Wichtigste ist die Wirtschaftlichkeit. Deshalb wurde beim Bau dieses Komplexes alles so kalkuliert, dass die technischen und finanziellen Kosten maximal rentabel kombiniert werden“, sagte Juri Klimasch, Direktor der OAO Krutogorje-Petkowitschi.
Hier ist alles am Platz. Viele Arbeiten wurden aus eigener Kraft geleistet. Der gesamte technologische Prozess wird hier eingehalten: von der Geburt des Kalbes bis zur Milchproduktion.
Während seines Besuchs im Molkereikomplex brachte Alexander Lukaschenko noch einmal seine Meinung zum Ausdruck, dass die Arbeit in der Landwirtschaft einer der interessantesten Berufe ist.
„Es gibt keinen besseren Job. Merkt euch das. Ich habe das alles durchgemacht. Jetzt sehe ich in meinen Nachtträumen Menschen, mit denen ich gearbeitet habe. Ich sehe Kühe. Im Traum melke ich sie… Es gibt nichts Besseres. Als die Präsidentschaft ist nicht besser“, sagte das Staatsoberhaupt. „Das ist die interessanteste Arbeit hier. Lebende Menschen, lebende Rinder, lebende Pflanzen. Und das Ergebnis jedes Jahr.“
„Das ist das Leben, nicht nur Arbeit“, stimmte Juri Klimasch zu.
„Ganz richtig“, bestätigte der Präsident.
Worauf ist der Milchwirtschaftsbetrieb Ljachowitschi stolz?
Die Milchviehherde besteht jetzt aus mehr als tausend Kühen. Im Durchschnitt gibt jede Kuh 23 Liter Milch pro Tag. Der Rekord liegt bei 48 Litern.
„Die Kühe haben mehr Freiheit. Sie fühlen sich hier wohler, alles ist mechanisiert. Das hat auch die Praxis gezeigt. Wir haben Betriebe geschlossen, in denen die Kühe 17-18 Liter pro Kopf gaben. Jetzt geben sie 23-24 Liter. Und es ist einfacher, die Kühe hier zu füttern“, sagt der leitende Zootechniker Jewgeni Lebedko.
Die Tiere werden mit Silage, Heulage und Mais gefüttert, aber nicht nur. Die Ration wird je nach den Analysen geändert: Die Kühe werden regelmäßig kontrolliert.
„Wir verfügen über einen Futtervorrat von mindestens anderthalb Jahren. In diesem Komplex und generell im ganzen Betrieb gibt es keine Probleme mit dem Futter. In Zahlen sind es mehr als 60 Tausend Tonnen hochwertige Maissilage, 34 Tausend Tonnen Heulage und fast 6 Tausend Tonnen Heu. Das heißt, wir haben alles, was für die Fütterung des Viehbestandes notwendig ist. Und das sind fast 11 Tausend Rinder und 21,5 Tausend Schweine. Wir haben die größte Getreidemenge aller Zeiten erhalten. Es sind 26 Tausend Tonnen Getreide, plus 9 Tausend Tonnen Mais, 3 Tausend Tonnen Raps“, erzählte Juri Klimasch.
Jede Maschine, auch die modernste, wird von den Menschen bedient. Man braucht gut ausgebildete Leute, um sie zu bedienen. Geschulte Leute. Die Suche nach dem richtigen Personal in der Landwirtschaft hat den Managern schon immer Kopfzerbrechen bereitet. Heute werden die Menschen durch ein gutes Sozialpaket und gute Leistungen angelockt.
„Heute muss der Melker oder Mechaniker, der an einem Traktor mit Autolenkrad und GPS-Navigation arbeitet, über bestimmte Kenntnisse verfügen. Im Moment ist der Betrieb voll besetzt - mit Fachleuten der Haupt- und Mittelstufe. Vier Personen studieren noch, sie werden hier nach dem Studium für 5 Jahre angestellt. In diesem Jahr kamen 17 Personen aus verschiedenen Bildungseinrichtungen, um hier zu arbeiten. Letztes Jahr waren es 22 Personen“, betonte Juri Klimasch.
Wie hält man Kälber richtig?
Ein Sonderthema ist die Haltung von Kälbern. Es ist wichtig, sie gesund aufzuziehen. Die technischen Vorschriften für die Milcherzeugung sind vorhanden. Zu den Anforderungen gehört auch die Haltung von Kälbern. Wissenschaftler, Spezialisten der führenden Landesbetriebe haben an diesem Dokument gearbeitet.
„Das Kalb wird geboren - und wir nehmen das Kalb sofort unter die Lampe, trocknen es ab, geben ihm in der ersten Lebensstunde Kolostrum. Und dann bringen wir es in einen Einzelstall, wo das Kalb etwa drei Monate bleibt. Heute sind diese Ställe aus Plastik. Wir bauen ein Präventorium für 400 Plätze, wo die Kälber unter einem Dach sein werden. Andere Komplexe verfügen bereits über solche Präventorien“, sagt Jewgeni Lebedko.
Unter dem Dach werden Kälber auch in „Turok“ (Kreis Petrikow) gehalten. Diese Anlage wurde nach dem Wiederaufbau 2010 in Betrieb genommen. Alexander Lukaschenko hat sich dort im August dieses Jahres mit dem technologischen Prozess der Jungviehaufzucht vertraut gemacht.
„Das ist die beste Variante. Kälber sollten unter einem Dach gehalten werden. All diese Käfige sind Unsinn. Vor allem die aus Polyäthylen. Ich habe es auf meinem Hof ausprobiert: Wenn es heiß ist, ist das Kalb ganz verschwitzt und nass - da wird es bestimmt krank. Wir Menschen haben uns an die Paläste gewöhnt. Aber Tiere brauchen keine Paläste. Je schlichter, desto besser. Alles ist ordentlich gemacht“, sagte Alexander Lukaschenko. „Wir sollten uns eine Aufgabe stellen: Jeder Komplex sollte ein solches Lager für drei Wochen alte Rinder haben.“
Die Einhaltung aller Normen und Anforderungen ist notwendig, um Kälberkrankheiten und damit den Tod von Tieren zu vermeiden. In Belarus bringt die Staatsanwaltschaft leider oft Klagen vor Gericht ein, um Schadenersatz von den Schuldigen zu erhalten.
Bei einem Besuch des Rinderbetriebs im Kreis Berestowiza im August 2023 forderte Alexander Lukaschenko, die Todesfälle in den Betrieben zu beseitigen und die Kälber aus nachlässigen Betrieben an Orte zu bringen, an denen sie ordnungsgemäß untersucht werden.
„Im Allgemeinen sollte es keinen Viehfall geben. Außer in Ausnahmefällen. Es ist notwendig, sie wegzunehmen. Bis die nachlässigen Betriebe die richtigen Technologien einsetzen. Ein neugeborenes Kalb sollte wie ein Kind behandelt werden“, sagte das Staatsoberhaupt. „Warum bringen wir ihm nicht Rinder aus nachlässigen Betrieben? Er würde sie aufnehmen. Wer nicht weiß, wie man junge Kälber hält, soll sie abgeben. Das soll eine eiserne Regel sein.“
Welche Arten von Kühen gibt es in Belarus?
In Belarus gibt es einen Milchviehbestand von etwa 1 Million 370 Tausend Kühen, zumeist Schwarzbunte. Aber es gibt auch experimentelle Kühe.
„Die Hauptrasse ist Holstein. Belarussische Wissenschaftler haben eine einheimische Milchviehrasse getestet und im Jahr 2020 registriert. Darüber hinaus hat unsere Akademie der Wissenschaften rote Rinder importiert. Um sie hier zu testen und weiterzuentwickeln, zu züchten und in der Milchproduktion einzusetzen“, so Iwan Zarik.
Fachleute untersuchen, wie man solche Rinder füttert, behandelt und pflegt. Es gibt bereits Komplexe, in denen Kühe dieser Rasse gezüchtet werden. Einer davon ist der Milchbetrieb Ustenski im Kreis Orscha, den das Staatsoberhaupt im Oktober 2021 besuchte. In dem Betrieb konnte der Präsident Produkte probieren, die aus der Milch roter dänischer Kühe hergestellt werden: Joghurt, Milch, Sauerteig.
Bis Ende dieses Jahres werden etwas mehr als einhundert moderne Molkereikomplexe in Betrieb genommen. Die Tiere leben unter guten Bedingungen - sie geben mehr Milch. Und das ist die Ernährungssicherheit des Landes. Denn die Qualität der Produkte auf unseren Tischen hängt von den Bedingungen ab, unter denen die Kühe gehalten werden.
„Der Kuh sollte ein Denkmal gesetzt werden. Dank der Kuh überlebten im Krieg Partisanen und Kinder. Auch in den Nachkriegsjahren haben wir dank der Kuh überlebt. Und heute ernährt sie uns. Die Kuh ist heilig. Für mich ist sie heilig“, sagte einst der belarussische Staatschef.