
Lukaschenko über den Tag des Sieges und Erinnerung an den Krieg: „Nein, nicht genug!“
MINSK, 6. Mai (BelTA) - Der belarussische Präsident Alexander Lukaschenko hat in seiner Rede bei einer Feierstunde zum 80. Jahrestag des Sieges des sowjetischen Volkes im Großen Vaterländischen Krieg am 6. Mai gesagt, warum es so wichtig ist, den Tag des Sieges zu feiern.


Das Staatsoberhaupt sagte, dass er zu Beginn seiner Rede einige Gedanken über die Feierlichkeiten zum Tag des Sieges mitteilen möchte. Weil „es brennt.“ Der Präsident hat dieses Thema kürzlich bei seinem Besuch in Wolgograd beiläufig angesprochen.
„Wie man so schön sagt: Urteilen Sie selbst. Achtzig Jahre sind seit jenem großen Tag vergangen, an dem unsere sowjetischen Truppen dem gefährlichsten und schrecklichsten Feind des letzten Jahrhunderts das Rückgrat gebrochen haben. 80 Jahre. Und wir? Wir schaffen Gedenkstätten und Gedenkorte: Chatyn, Ola, Krasny Bereg, die Festung Brest, das Buinitschi Feld. Wir modernisieren sie zum zigsten Mal, indem wir darin riesige Summen investieren. Wir errichten Denkmäler, die wir bauen, rekonstruieren, in Ordnung bringen, pflegen. Der Hügel des Ruhmes, der Platz des Sieges, das Denkmal der Heldenstadt Minsk. Wir sammeln nach und nach Fakten über den Sieg und die Schrecken des Krieges. Wir gehen zu diesen Denkmälern und Gedenkstätten, gemeinsam mit unseren Kindern. Wir erzählen darüber in den Schulen und Universitäten, vertiefen uns in den Krieg und suchen nach dem Nerv, dank dem wir gewonnen haben“, sagte Alexander Lukaschenko.

In Belarus finden Tausende von thematischen Veranstaltungen statt. Es werden Filme gedreht und wissenschaftliche Artikel geschrieben. Man setzt sich sehr intensiv mit diesem Thema auseinander.
"Und jeder hat seine eigene Einstellung zu diesen Jahren und diesem Krieg. Unsere Gesellschaft ist zwar nicht gespalten... Aber man könnte sagen, sie ist in einige Gruppen aufgeteilt. In große Gruppen. Für einige ist das, was ich gesagt habe, ganz natürlich. Denn sie haben nicht nur die Schrecken dieses Krieges gesehen. Einige von ihnen haben eine Waffe in der Hand gehalten und gekämpft. Für sie sind der Krieg und der Sieg, über den wir heute sprechen und über den wir morgen sprechen werden, ein natürlicher Vorgang, weil sie selbst an diesem Sieg mitbeteiligt waren“, sagte der Staatschef.
Ein anderer Teil der Gesellschaft seien die Kinder derer, die im Krieg gekämpft hätten. Alexander Lukaschenko sagte, er gehöre dieser Gruppe an. „Wir haben über die Schrecken dieses Krieges gehört. Der krieg ist für uns nicht akzeptabel und nicht hinnehmbar. Er ist in unserem Blut. Unsere Kinder haben diesen Krieg natürlich nicht gesehen. Sie haben die Geschichten derer nicht gehört, die diesen Schmerz, diesen Krieg durchgemacht haben. Sie sehen ihn an unseren Denkmälern, in unseren Museen. Sie nehmen ihn so wahr, wie wir ihn ihnen präsentieren“, betonte der Präsident. „Und all diese Gruppen von Menschen nehmen den Krieg und den Sieg auf unterschiedliche Weise wahr, so wie jeder von uns irgendwelche Begebenheiten im Alltag anders wahrnimmt.“

„Es gibt aber noch eine andere Gruppe von Menschen. Ich weiß nicht, ob es angebracht ist, sie heute zu erwähnen. Dazu gehören unsere Flüchtigen und diejenigen, die heute das Faschismus-Gen geerbt haben. Sie sind hinter den Ozean geflohen und geben uns von dort Ratschläge. Es stellt sich immer wieder die Frage – und wollen wir an diesem heiligen Tag mal ehrlich sein: „Vielleicht sollten wir den Tag des Sieges nicht mehr feiern? 80 Jahre sind doch genug. Wozu ist das alles? Manche Leute raten uns von dort so fein: „lasst sie in Frieden ruhen, diese fast 30 Millionen Sowjetmenschen und andere aus Europa.“ 30 Millionen Chinesen starben im Krieg gegen den japanischen Militarismus. 30 Millionen. Heute spricht man sogar von insgesamt 70 bis 100 Millionen Toten im Zweiten Weltkrieg. 80 Jahre sind vergangen. Ich sage noch einmal: Vielleicht ist das genug. Vielleicht reicht das? Wozu das alles: Veranstaltungen, feierliche und nicht feierliche Treffen, Paraden, die manchmal mit Risiken verbunden sind (das gilt heute besonders für Moskau). Vielleicht sollten wir sie in Ruhe schlafen lassen?“ fragte sich das Staatsoberhaupt. „Nein, meine Lieben, es ist nicht genug. Und es wird nie genug sein. Wir tun das, damit es nicht wieder passiert. Vergessen wir den Weg zu unseren Kriegsdenkmälern, vergessen wir den Weg nach Chatyn, wird das alles wieder zu uns kommen. Und das wollen wir nicht. Deshalb tun wir heute das und werden es auch morgen tun. Dies ist eine Antwort für jene, die versuchen, uns von diesem großen Sieg abzuwenden.“



