Rede des belarussischen Präsidenten Alexander Lukaschenko bei der Militärparade zum 80. Jahrestag der Befreiung von Belarus von den Nazi-Invasoren
Sehr geehrte Landsleute und Gäste des Landes, Veteranen und Vaterlandsverteidiger!
Heute wird in Belarus der wichtigste Staatsfeiertag begangen – der Tag der Unabhängigkeit.
Vor genau 80 Jahren, am 3. Juli 1944, wurden die letzten Kämpfe um die belarussische Hauptstadt ausgetragen.
Aber diese Salven hallen immer noch in unserer historischen Erinnerung nach. Und wir wissen, dass wir alles tun müssen, um diese Erinnerung über die Jahrhunderte weiterzutragen. Diese Erinnerung ist unser Schmerz und Leid, Geduld und Mut, Heldentaten und Triumphe der Gerechtigkeit. Diese Erinnerung – das sind Hunderttausende von Namen von Helden. Das ist die Stärke der Erben der Siegernation.
Auf dem belarussischen Boden wurde entschieden, ob viele Nationen eine Zukunft haben werden.
In dieser schicksalhaften Schlacht trafen Faschisten, die aus ganz Europa rekrutiert wurden, und Soldaten der großen multinationalen Roten Armee aufeinander. Stirn gegen Stirn. Es war ein Kampf um die Freiheit und die Zukunft unseres Volkes, um die Freiheit und die Zukunft der Völker des ganzen Kontinents.
Es war ein sicherer Schritt in Richtung des großen Sieges. Wenn wir am 3. Juli den Unabhängigkeitstag feiern, gedenken wir der sowjetischen Soldaten, die in der Festung Brest, bei Minsk und Mogiljow, Polozk und Gomel, Orscha und Bychow bis zum Tod gekämpft haben. Und an zahllosen anderen großen und kleinen Grenzen zur Hauptstadt unseres Mutterlandes – Moskau.
Wir bewundern die Willenskraft der sowjetischen Frauen, Männer und Kinder, die gleichberechtigt mit den Soldaten kämpften, an der Heimatfront schufteten und die Front versorgten. Wir verneigen uns vor zivilen Opfern und gefallenen Helden. Es sind Millionen von Menschen. Der schreckliche Preis für unsere Freiheit und Unabhängigkeit.
Wir bewundern die großen Befehlshaber Schukow, Wassilewski, Rokossowski sowie unseren Landsmann, Armeegeneral Antonow, den Hauptentwickler des Plans der strategischen Offensivoperation Bagration. Ihr gesamter Verlauf - von der Konzeption und Vorbereitung in beispielloser Geheimhaltung bis zur aktiven Phase - ist ein Beispiel hoher militärischer Kunst und eine der heroischsten Seiten des Großen Vaterländischen Krieges.
In jeder belarussischen Stadt, in jedem kleinen Dorf ist die Erinnerung an unsere Helden wach. Sie wird von Generation zu Generation, von Herz zu Herz weitergegeben und verbindet uns alle durch einen lebendigen Faden der Liebe und Treue zum Vaterland. Diese Parade ist eine Parade zu ihren Ehren.
An der Parade nehmen Soldaten aus Aserbaidschan, Kasachstan, China, Kirgisistan, Russland, Tadschikistan und Usbekistan teil.
Heute werden wir gemeinsam marschieren, weil wir die wichtigste Lektion aus dem Großen Vaterländischen Krieg gelernt haben: Der Nazismus ist absolutes Übel. Für Naziverbrechen kann es keine Rechtfertigung und kein Vergeben geben. Weder damals, noch heute, noch in der Zukunft. Das sagen wir denen, die erneut Feindschaft säen und ihre Saat auf unser Land streuen, die bereit sind, ihre Völker in ein neues Blutbad zu stürzen.
In den hohen Kabinetten Washingtons berechnet man Profite von Waffenlieferungen und treibt das ukrainische Volk in die Armut, um das Hauptziel zu erreichen. Es hat sich seit Jahrhunderten nicht geändert. Aber die Informationsanlässe werden immer raffinierter. Anfang des letzten Jahrhunderts hat man den Slawen vorgeworfen, dass sie nicht in der Lage sind, ihre natürlichen Ressourcen und Territorien, die aus irgendeinem Grund der gesamten Weltgemeinschaft gehören sollten, kompetent zu verwalten. Und jetzt haben wir angeblich eine falsche Demokratie.
Damals hat Hitlerdeutschland die Lehrerrolle übernommen. Heute versucht die gesamte Europäische Union unter Führung der Vereinigten Staaten, uns zu „belehren“. Wir kennen die wahren Ziele, wir wissen, wer hinter jeder Provokation an der belarussischen Staatsgrenze, hinter jeder terroristischen Bedrohung der Zivilbevölkerung steht. Wir wissen es, weil wir proaktiv arbeiten.
Wir sind wachsamer denn je. Wir haben alle Lehren aus dem Beginn des Großen Vaterländischen Krieges gezogen. Und wir haben nur einen Lehrer - unsere Geschichte. Die Geschichte der Sieger.
Deshalb werden wir heute den Weg des Stolzes gehen, auf dem Boden und in der Luft, für die wahren Erben der Helden des Großen Vaterländischen Krieges, für diejenigen, die in einer so gefährlichen Zeit die Militäruniform angezogen haben. Wir werden diesen Weg im Namen des Friedens gehen.
Im Namen des Friedens stärken wir unsere Streitkräfte, rüsten sie auf und verbessern die gesamte militärische Organisation des Staates. Unser Volk soll wissen und sehen: Es wird alles und sogar noch mehr dafür getan, um die reguläre Armee, territoriale Verteidigung und Volksmiliz verteidigungsbereit zu machen. Und ich sage Ihnen Folgendes: Sie sind verteidigungsbereit. Es wird heute viel über Waffen und Munition gesprochen, aber die Menschen seien es, was heute zählt.
Gestern haben wir zu spüren bekommen, dass sich die Lage an unseren südlichen Grenzen verschärft. Sofort kamen Tausende von Anrufen bei den Militärkommissariaten. Freiwillige baten unsere Offiziere und Generäle: „Zieht uns in die Armee ein, gebt uns Waffen. Wir werden unser Vaterland verteidigen!“ Das ist nicht nötig, arbeitet in Ruhe. Wir haben große Arbeitstage vor uns. Und wir, die Männer in Uniform, sind heute in der Lage, nicht nur unser Land zu verteidigen. Wir werden jede Provokation an den Staatsgrenzen unseres Landes verhindern.
Belarus verfügt über die modernsten Waffen und Kampfmaschinen. Das Land entwickelt aktiv seine Verteidigungsindustrie. Es werden einheimische Raketensysteme, Handfeuerwaffen, Artilleriegranaten, unbemannte Luftfahrzeuge, Kommunikations- und Automatisierungsausrüstung hergestellt. Alles, was man für die moderne Kriegsführung braucht.
Wir werden heute vieles zeigen.
Aber unsere Hauptkraft sind Menschen. Soldaten und Offiziere sind die Helden unserer Zeit, die schon jetzt Mut und Tapferkeit unter Beweis stellen.
Unsere Parade ist eine Anerkennung der Professionalität und des Pflichteifers des Militärs, des Grenzschutzes, der Soldaten und Offiziere der Sonderdienste, die ihr Bestes tun, um zu verhindern, dass Provokationen in militärische Konflikte ausarten.
Liebe Freunde, weniger als 5 Prozent der Streitkräfte nehmen heute an der Parade teil. Der Rest der Soldaten ist im Kampfeinsatz. Wir sind ihnen unendlich dankbar, denn wir wissen, wie schwer das ist. Aber niemand außer uns wird diese Aufgabe erfüllen. Dazu sind wir bestimmt. Das belarussische Volk hat uns zu diesem Zweck ernährt und erzogen.
Unsere Parade ist ein Zeichen der Stärke unseres Unionsstaates Belarus-Russland, unserer strategischen Partnerschaft, unserer Zusammenarbeit mit den OVKS-Staaten und China. Sie ist ein Zeichen für unsere Bereitschaft, die historische Erinnerung, unsere Werte und unsere Souveränität zu verteidigen. Uns alle eint der Große Sieg über den gemeinsamen Feind - die Achsenmächte. Er lehrt uns, den Frieden mit allen Abschreckungsmitteln zu schützen.
Die Überprüfung der Kampfbereitschaft der regionalen Truppengruppierung von Belarus und Russland, die erste gemeinsame Militärübung der Nuklearstreitkräfte hat gezeigt, dass das Niveau der Verteidigungsfähigkeit des Unionsstaates höher ist als je zuvor.
Und das ist eine Garantie dafür, dass unsere Stimme - die Stimme der Verbündeten und Partner, die zur Verteidigung einer multipolaren und gerechten Welt ertönt - gehört wird und unsere Parade eine friedliche Zukunft einleiten wird. Das ist unser Ziel.
Die Jugend steht heute Schulter an Schulter mit den Verteidigern des Vaterlandes. Wir haben Militärtechnik und Maschinen für das friedliche Leben. Die Sieger hinterließen uns ein Vermächtnis: wir sollen leben und die Zukunft für neue Generationen sichern. Wir dürfen nicht versagen.
Liebe Veteranen!
Wir verneigen uns vor Ihnen!
Sie haben uns gelehrt, das Land zu lieben, zu schützen und zu bewahren. Wir bauen heute unsere Zukunft auf und stützen uns dabei auf Ihre mächtigen Schultern. Das Wissen, welche Prüfungen Sie ertragen mussten, gibt uns Kraft und Mut, uns den neuen Herausforderungen der Zeit zu stellen. Es gibt keinen anderen Weg, denn die Zeit hat uns gewählt. Und wir werden es schaffen!
Unsere Generation hat den Auftrag, den Frieden in unserer Heimat zu bewahren. Den Frieden, den unsere Großväter und Urgroßväter uns vor 80 Jahren geschenkt haben. Lasst uns ihrer unsterblichen Leistung würdig sein. An diesem für jeden von uns heiligen Tag wünsche ich allen Glück, Frieden und Wohlergehen. Ruhm dem belarussischen Volk, das sein Recht auf Souveränität und Unabhängigkeit verteidigt hat! Ewiger Ruhm den sowjetischen Soldaten, die in den Kämpfen gegen den Feind gefallen sind und ihr Leben für unsere Freiheit gegeben haben! Ehre und Ruhm den tapferen Verteidigern des Vaterlandes!