MINSK, 30. Juni (BelTA) – Belarus und Russland haben bisher keine spiegelbildlichen Maßnahmen ergriffen, um auf die NATO-Übungsflüge zum Tragen von Atomsprengkörpern zu reagieren. Das sagte der belarussische Präsident Alexander Lukaschenko heute beim Treffen mit dem russischen Außenminister Sergej Lawrow in Minsk.
„Es gab dort keine Inszenierung mit Atomwaffen. Deshalb sind wir ein Stück weiter gegangen. Wir sehen doch, wie dort drüben geübt wird. Flieger über das Tragen von Atombomben. Zu welchem Zweck, fragt sich. Um morgen eine Atombombe an Bord des Flugzeugs zu nehmen und irgendwo abzuwerfen. Deshalb haben wir bislang keine spiegelbildliche Antwort gegeben. Nukleare Munitionsdepots sind in Russland, wir haben hier keine. Wladimir Putin sagte, NATO lagert ihre Atomsprengköpfe an sechs Orten, in sechs Staaten“, bemerkte der belarussische Staatschef.
„Sie fliegen nicht nur seit Jahren, sie lassen auch die Piloten der nicht-nuklearen Länder die Flugzeuge fliegen, die für Atomwaffen ausgelegt sind“, bemerkte Sergej Lawrow.
Nach Ansicht des russischen Außenministers verstößt dies gegen den Vertrag über die Nichtverbreitung von Kernwaffen.
„Wir haben das nie getan. Aber wir müssen bereit sein“, betonte Alexander Lukaschenko.
Er erinnerte an die Ereignisse von 1941, als der Große Vaterländische Krieg begann: „Wir müssen unser Pulver in allen Richtungen trocken halten. Und es gibt keinen Grund zu schreien, dass „Putin Belarus einverleibt hat“ und dass „er hier machen kann, was er will“... Unsere souveränen Staaten betreiben eine koordinierte vernünftige Politik, für diese Politik sind Außenminister zuständig“.
„Unter der Leitung der Oberbefehlshaber“, unterstützte Sergej Lawrow das Gespräch.
„Aber Sie beraten uns doch“, erwiderte Alexander Lukaschenko. „Das entbindet uns aber nicht von unserer Verantwortung. Wir sind absolut vernünftig und nehmen nüchtern wahr, was um uns herum vor sich geht. Und wir zeigen lieber, was passieren kann, als dass wir es geschehen lassen. Wir brauchen diesen Krieg nicht.“
Es wurde berichtet, dass Alexander Lukaschenko bei den Gesprächen mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin in Sankt Petersburg am 25. Juni vorgeschlagen hat, im militärischen Bereich Gegenmaßnahmen zu den Aktionen des Westens zu ergreifen. Er verwies insbesondere auf die Flüge der USA und der NATO, die für den Transport von Nuklearsprengköpfen trainieren: „Das ärgert uns. Ich bitte Sie daher, über die Spiegelmaßnahmen nachzudenken, die wir als Antwort auf derart Verhalten parat haben könnten. Aber ohne zu übertreiben. Helfen Sie uns bitte, unsere Flugzeuge so zu modernisieren, dass sie auch Kernwaffen tragen können. Ich sage nicht, dass wir (oder Sie) morgen Atomsprengköpfe auf die Kampfjets aufhängen. Aber die Situation ist sehr ernst. Wir erinnern uns an das Jahr 1941, als wir uns einlullen ließen“
Wladimir Putin wies seinerseits darauf hin, dass die Amerikaner in Europa 200 taktische Nuklearsprengköpfe lagern. Es handelt sich um sechs europäische Ländern, NATO-Mitglieder. „Um diese Sprengköpfe zu tragen, stehen 257 Flugzeuge bereit. Sie warten nur auf einen Befehl zum Einsatz. Das sind nicht nur US-Flugzeuge, sondern auch europäische Kampfjets“, erklärte der russische Präsident.
„Hat Russland wenigstens einen solchen Stützpunkt?“, fragte Alexander Lukaschenko.
Nein, Russland hat keinen“, bejahte Wladimir Putin.
Auf die Bemerkung des belarussischen Staatschefs, dass man auf die westlichen Militäraktionen spiegelbildlich reagieren könnte, erwiderte Putin: „Das ist möglich. Aber solche Spiegelmaßnahmen brauchen wir nicht, es ist nicht nötig. Aber ich stimme Ihnen voll und ganz zu, dass wir für unsere Sicherheit, für die Sicherheit des Unionsstaates und möglicherweise auch für die Sicherheit anderer OVKS-Länder sorgen sollten.“„Deshalb schlage ich Folgendes vor“, fuhr der russische Präsident fort. „Die belarussische Armee verfügt über eine ausreichend große Gruppe von Su-25-Flugzeugen. Sie könnten aufgerüstet werden, aber diese Aufrüstung muss in russischen Flugzeugfabriken erfolgen (wir werden mit Ihnen vereinbaren, wie das geschehen soll), und die Ausbildung der Piloten könnte entsprechend beginnen. Das ist der erste Schritt.“„Zweitens. Wie wir bereits vereinbart haben, werden wir in den nächsten Monaten die Raketensysteme Iskander-M an Belarus übergeben. Diese Systeme sind in der Lage, sowohl ballistische Raketen als auch Marschflugkörper abzufeuern. Dabei nicht nur konventionelle Raketen, sondern auch nukleare“, fügte Wladimir Putin hinzu. Er schlug vor, die Verteidigungsminister und die Generalstabschefs der beiden Länder zu beauftragen, alle Einzelheiten auszuarbeiten.