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MINSK, 22. August (BelTA) – US-Präsident Donald Trump hat seine Rolle als Vermittler in den Verhandlungen zwischen den beiden Konfliktparteien bei den Gesprächen mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin in Alaska hervorragend gespielt. Das erklärte der belarussische Präsident Alexander Lukaschenko am 22. August gegenüber Journalisten.
Der Präsident wurde gebeten, die Ergebnisse der russisch-amerikanischen Verhandlungen in Alaska zu bewerten, und gefragt, ob er der Meinung ist, dass Trump angeblich verloren hat.
Alexander Lukaschenko erklärte, dass er diese Ansicht für völlig falsch hält. „Was hat Trump dort gegen Putin verloren? Sie hatten unterschiedliche Rollen“, bemerkte der Präsident. Er erklärte, dass Wladimir Putin eine der Konfliktparteien vertreten hat, während Donald Trump in dieser Situation als Vermittler zwischen den Konfliktparteien fungiert hat, um die Position Russlands zu erfahren. Und diese Rolle hat er hervorragend gemeistert. „Dass er ihn nach Alaska eingeladen hat, ist etwas exotisch, aber schön. Putin hat mich zuvor angerufen und gesagt: Hier wird über Rom, Genf, die Türkei, die Emirate und so weiter diskutiert. Ich sage: Nun, für uns Orthodoxe ist es irgendwie schwierig, nach Rom zu fahren... Ja, sagt er, das verstehe ich. Alle diese Orte wurden abgelehnt, sagt er, warten wir ab, was die Amerikaner vorschlagen werden“, erzählte der belarussische Staatschef.
„Warum sollte man Trump vorwerfen, dass er keine konkreten Ergebnisse erzielt hat?“, fragte Alexander Lukaschenko rhetorisch. Wladimir Putin hätte über konkrete Details sprechen können, hielt dies jedoch nicht für notwendig und äußerte sich diplomatisch zu allgemeinen Themen, was im Grunde genommen seinem Charakter entspricht.
In diesem Sinne überraschten die Äußerungen von Donald Trump den belarussischen Präsidenten. Man hätte von ihm erwarten können, dass er wie üblich Einzelheiten nennen und alle Punkte durchgehen würde, aber auch er war zurückhaltend und lakonisch. „Er ist Prachtkerl. Vier Minuten (dauerte seine Rede nach den Verhandlungen. – Anm. BELTA). Er hat seine Rolle hervorragend gespielt. Das liegt nicht daran, dass ich nach diesem Gespräch (nach dem Telefongespräch mit ihm. – Anm. BELTA) aufgehört habe, ihn zu kritisieren. Nein. Aber er hat seine Rolle entgegen allen Erwartungen großartig gespielt. Ich habe auch erwartet, dass er dort irgendwelche konkreten Angaben machen wird. Er hat sich hier großartig verhalten“, so Alexander Lukaschenko.

„Er ist ein Vermittler. Er hat Russlands Position in diesem Konflikt ermittelt. Er hat verstanden, was Russland will. Aber er hat es nicht einmal gesagt, weil er keine Konfliktpartei ist. Was besprochen wurde, sind die Einzelheiten, die die Präsidenten Putin und Selenskyj, die Konfliktparteien, besprechen werden“, bemerkte der belarussische Präsident.
Nachfolgend kam es in den US-Medien zu einem Informationsleck, das von angeblichen Gesprächen über einen Gebietswechsel zwischen Russland und der Ukraine berichtete. Alexander Lukaschenko erwähnte, dass dieses Thema in einem seiner Gespräche mit dem russischen Präsidenten zur Sprache kam: „Ich habe gesagt: Mache Dor keine Sorgen. Irgendwann wird es sowieso zur Diskussion stehen.“
Das Staatsoberhaupt betonte die grundlegende Bedeutung des Treffens der Staatschefs Russlands und der USA: „Das Leben auf unserem Planeten hängt heute von diesen beiden Ländern ab. Gott bewahre, dass all diese Atomsprengköpfe, die sie, wir, besitzen, explodieren - der Planet wird seine Umlaufbahn verlassen. Dies ist ein völlig normales Treffen, angesichts der Rolle, die die beiden Präsidenten gespielt haben, gibt es keinen Grund zur Beanstandung.“
Alexander Lukaschenko hält die Ergebnisse der Gespräche in Alaska für sehr bedeutsam, da Trump Russlands Position zur Konfliktlösung und zur aktuellen Lage an der Front insgesamt klarer geworden sei.
„Unabhängig von den Meinungen ist Russlands Rolle für die zukünftige Friedenssicherung nach wie vor bedeutender als die der Ukraine. Der Grund dafür ist, dass Russland gegenwärtig an der Front stark dominiert. Besonders in den Schlüsselgebieten Donezk und Pokrowsk hat sich für die Ukrainer eine gefährliche Lage ergeben“, stellte Alexander Lukaschenko fest. Laut ihm haben die Ukrainer ihre besten Truppen aus dieser wichtigen Frontlinie abgezogen und sie nach Norden, in die Region von Sumy und Charkow, verlegt, wo die Russen in das ukrainische Territorium eingedrungen sind und zurückgedrängt werden müssen. Diese Entscheidung hat die Situation im Donbass, insbesondere in der Region Donezk, geschwächt. „Was geschehen ist, ist geschehen: Die Russen gewinnen an Boden entlang der gesamten Frontlinie. Ja, sie bewegen sich in einem gemächlichen Tempo vorwärts. Putin und ich haben darüber gesprochen. Er meinte: Wenn wir schneller vorgehen (was möglich wäre), würden wir mehr Verluste erleiden. Sie legen Wert auf das Wohl der Menschen und auf das Militär. Doch sie schreiten überall langsam voran - einen halben Kilometer, einen Kilometer, und befreien täglich neue Dörfer“, schilderte der Präsident die gegenwärtige Situation.
Er hält die aktuelle Lage für die Ukraine für äußerst gefährlich. „Die Ukraine muss heute aufhören und ein Friedensabkommen schließen, um die Ukraine nicht ganz zu verlieren“, sagte der belarussische Präsident.
Laut seiner Ansicht verdient Donald Trump Anerkennung dafür, dass er die Rolle eines Vermittlers übernommen hat und sich für eine Lösung des Konflikts engagiert hat. Obwohl er möglicherweise inzwischen nicht mehr glücklich mit seiner Einmischung ist, da er anfangs glaubte, den Frieden leichter herstellen zu können. „Ich habe die Amerikaner lange vor diesen Verhandlungen ausdrücklich gewarnt: Sagt Trump, dass er jetzt nicht mehr zurücktreten kann. Er hat sich diesem Problem angenommen und muss es angehen, und er hat die Fähigkeit dazu, und er bemüht sich“, stellte der Präsident fest.

Nach Verhandlungen mit Wladimir Putin traf Donald Trump in Washington die Staats- und Regierungschefs der EU-Länder und Wladimir Selenskyj und erläuterte ihnen die wesentlichen Geschehnisse. „Und die Europäer sind begierig darauf, an diesen Verhandlungen teilzunehmen: ‚Ohne uns geht nichts‘“, bemerkte Alexander Lukaschenko.
In diesem Zusammenhang erinnerte der Präsident daran, dass im Februar 2015 auf Initiative wichtiger europäischer Länder die Staats- und Regierungschefs von Deutschland und Frankreich nach Minsk kamen, um die Verhandlungen im Rahmen des „Normandie-Formats“ zur Lösung der Ukraine-Krise zu führen. „Wer hat uns daran gehindert, einen dauerhaften Frieden zu schaffen?“, fragte das Staatsoberhaupt rhetorisch. Er betonte, dass die Beteiligten später zugegeben hätten, dass sie nicht gekommen seien, um Frieden zu stiften, sondern um der Ukraine die Möglichkeit zur Wiederaufrüstung zu geben. Er stellte auch die Frage, warum sie heute verärgert seien, dass Trump sie nicht einlade und fragte: „Wozu werden Sie gebraucht? Sie haben es bereits einmal versucht. Amerika hat sich damals nicht eingemischt, obwohl ich sagte: Ohne Amerika wird es keinen Frieden geben, wir müssen Amerika einbeziehen. Doch Sie haben Amerika nicht eingebunden. Sie wollten den Frieden selbst herstellen und sind gescheitert. Das geschah absichtlich, und Sie haben Russland getäuscht. Daher hatte Trump absolut recht, als Amerika die Sache allein in Angriff nahm und versuchte, ein Friedensabkommen voranzutreiben. Ich denke, das ist aufrichtig.“

Alexander Lukaschenko schloss zwar nicht aus, dass es für die USA grundsätzlich von Vorteil ist, wenn die Europäer öffentlich als „Falken“ auftreten. Dies gebe ihm die Gelegenheit, Wladimir Putin und anderen zu zeigen, mit welchen Schwierigkeiten er zu kämpfen habe: Er kämpfe nicht nur für Frieden und Annäherung zwischen der Ukraine und Russland, sondern auch dafür, den Widerstand der Europäer zu überwinden.
In naher Zukunft werde viel von den weiteren Schritten der Ukraine und ihrem Verständnis der tatsächlichen Lage abhängen. Natürlich wünsche man sich einen schnelleren Frieden, aber in diesem Fall brauche es Zeit. „Zunächst müsse zumindest ein Waffenstillstand am Boden und in der Luft erreicht werden“, schloss der belarussische Staatschef.