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Wirtschaft
03 Juni 2020, 18:44

Experte: Deglobalisierung der Weltwirtschaft wurde durch COVID-19-Pandemie verschärft

MINSK, 3. Juni (BelTA) – Die COVID-19-Pandemie hat das Virus der Deglobalisierung der Weltwirtschaft verschärft. Diese Meinung äußerte Analytiker des Belarussischen Instituts für strategische Studien, Witaly Demirow, im Interview mit BelTA.

Die neuartige Coronavirus-Pandemie wird eines Tages vorbei sein. Aber ihre Folgen wird die Weltwirtschaft noch lange genug zu spüren bekommen. Für sie hat die Situation mit COVID-19 „das Virus der Deglobalisierung und bis zu einem gewissen Grad der Reindustrialisierung“ freigelassen und verschärft, stellte der Experte fest. Der Prozess hat jedoch früher begonnen.

„Wir sprechen von einer strukturellen Finanzkrise, von einer Krise des Schuldenvermögens. Es ist bekannt, dass die globale Verschuldung im Jahr 2019 über 200% des BIP lag. Es ist sehr schlimm, wenn die Inflationsrate derart hoch ist“, erklärte Witali Demirow.

„Die gegenwärtige Krise nähert sich einer Systemkrise. Die Weltzentren müssen in diese Krise reibungslos hineingehen. Heute sehen wir, wie die globalen Wertschöpfungsketten neu aufgebaut werden. Statt von Globalisierung redet man heute von Makroregionen der Stabilität“, so der Experte. In diesem Zusammenhang ist es empfehlenswert, neue Prioritäten in der Export-, Geld- und Innovationspolitik zu setzen. Der einheimische Markt und eine höhere Zahlungsfähigkeit müssen heute mehr in den Mittelpunkt rücken. „Somit schafft man ein Sicherheitspuffer, einen Startplatz für die expandierenden Exporte. Und die Exportpolitik muss sich auf die Premium-Segmente der Märkte orientieren“, meint Witali Demirow. Als Beispiel nannte er den europäischen Markt für öffentliche Elektro-Verkehrsmittel. Nicht jeder Staat verfügt in diesem Segment über solche Produktionsressourcen wie Belarus. Um die eigenen Chancen auf die Besetzung dieser Marktnische zu verbessern, sind Produktionserweiterungen mit Synergie-Effekten durchaus möglich.

Witali Demirow stimmte der Meinung seiner ausländischen Kollegen zu, dass die Weltwirtschaft in eine Deflationsära eintritt. Er verglich die gegenwärtige Situation mit der Großen Depression. Sie wurde durch einen tiefen deflationären Schock verursacht, und er ist schlimmer als der Inflationsschock. Deshalb muss man heute vor allem auf die Produktionsfonds der Unternehmen achten. Wenn sie modern sind, kann man die Deflationsschocks reibungslos hinter sich bringen. Alle anderen Indikatoren sind sekundär.

Der Rückgang der Produktion und des Dienstleistungsmarktes, die Senkung der Verbrauchernachfrage hat viele Staaten angesichts der COVID-19-Ausbreitung veranlasst, strenge Quarantäne-Maßnahmen einzuführen. Davon waren alle Branchen betroffen. Allen voran der Tourismus, der mehr als 300 Millionen Menschen beschäftigt, d.h. etwa 10% aller Beschäftigten in der Welt. Die Investitionstätigkeit ist zurückgegangen. Große internationale Institutionen wie der IWF, die Weltbank, sagen für 2020 einen deutlichen Rückgang der Weltwirtschaft voraus.

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