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Wirtschaft
22 Juli 2024, 11:21

Neue Routen und Risikominderung. Expertin über das Transport- und Logistikpotenzial der SOZ

MINSK, 22. Juli (BelTA) - Julia Abuchowitsch, Dozentin am Lehrstuhl für Wirtschaftstheorie und Marketing der Belarussischen Staatlichen Technologischen Universität, erzählte im Interview mit BelTA darüber, welche logistischen Möglichkeiten sich für Belarus als Mitgliedsstaat der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit öffnen.

Die internationalen Transporte haben sich unter den aktuellen geopolitischen Bedingungen deutlich verändert. Aufgrund der Ausbreitung von Sanktionsregimen und wachsender Sicherheitsrisiken ist der Personen- und Güterverkehr länger und teurer geworden, neue Routen sind entstanden und haben die bewährten ersetzt. Experten verweisen auf die zunehmende Rolle multimodaler Transportlösungen, die anhaltende Bedeutung ausländischer Handelshäuser in den Lieferketten und die Nachfrage nach Logistik-Outsourcing-Dienstleistungen zur Minimierung von Sanktionsrisiken.

„Belarus hat den Verlust der traditionellen Logistiksysteme so weit wie möglich minimiert. Dank der engen Beziehungen zu Russland haben wir weiterhin Zugang zum innerkontinentalen Transport und zu den Hafenanlagen des verbündeten Staates mit wirtschaftlich effizienten Umschlagskonditionen. Belarus baut eigene Hafenkomplexe in St. Petersburg, im Gebiet Murmansk und in Zukunft auch in der Region Primorje. Angesichts des geplanten groß angelegten Umbaus alter und des Baus neuer Eisenbahnlinien in Russland wird der Zugang von Belarus zu den Märkten von Drittländern noch zuverlässiger werden“, sagte sie.

Obwohl das chinesische Konzept „Belt and Road“ und seine eurasische Variante „Wirtschaftsgürtel der Seidenstraße“ vor drei Jahren mit dem EU-Projekt einen Konkurrenten erhalten hatte, nimmt der Warenverkehr zwischen China und Europa weiter zu. Nach Angaben der Organisation für die Zusammenarbeit der Eisenbahnen erholt sich der Containerverkehr von China in die EU über Russland und Belarus rasch: 2023 wurden mehr als 17.500 Containerzüge im China-Europa-Verkehr abgefertigt, 6 % mehr als 2022. Die belarussischen Wachstumsraten seien sogar noch höher, betonte die Expertin.

„Unser Land hat in der letzten Zeit Schwierigkeiten mit dem Warenverkehr in Richtung Südasien. Vielleicht ist es im Rahmen der SOZ möglich, die Umsetzung des Projekts des internationalen „Nord-Süd“- Verkehrskorridors zu beschleunigen, der Russland, Iran und Indien sowie die Nachbarländer verbinden soll. Bisher hat China kein großes Interesse an dieser Initiative gezeigt, aber es besteht die Möglichkeit, dass die Logik der zunehmenden Konnektivität des SOZ-Raums über die Erwägungen des Wettbewerbs mit Indien und dem Iran im Bereich Verkehr und Logistik siegen wird", so Julia Abuchowitsch.

„In diesem Zusammenhang ist es wichtig festzustellen, dass Belarus kein Transitland mehr ist, wie wir früher glaubten“, betonte die Wirtschaftswissenschaftlerin. „Heute sind wir ein integraler Bestandteil des kolossalen nicht-westlichen Wirtschaftsraums der globalen Mehrheit. Unsere neue Multisektoralität, die sich nach dem erfolgreichen Beginn der Wende nach Osten und Süden herausgebildet hat, bettet Belarus fest in die Gemeinschaft befreundeter Länder ein, die gemeinsam die Entwicklungsprobleme unter den schwierigen Bedingungen der politischen und wirtschaftlichen Fragmentierung der modernen Welt lösen“, fasste die Expertin zusammen.
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