
MINSK, 15. Oktober (BelTA) – Belarus hat sich auf dem Forum der Bewegung der blockfreien Staaten für eine Intensivierung der wirtschaftlichen Zusammenarbeit ausgesprochen. Auf die Bedeutung der Entwicklung dieser Dimension wies der belarussische Außenminister Maxim Ryschenkow in seiner Rede auf dem 19. Ministertreffen der Bewegung der blockfreien Staaten in Uganda hin, berichtet die Pressestelle des Außenministeriums.
„Wir sind zusammengekommen, um zu erörtern, wie wir unsere Zusammenarbeit im Namen des Wohlergehens der Länder der Bewegung der blockfreien Staaten stärken können, wie es das Thema unseres Treffens verlangt. Diese Frage ist sowohl aktuell als auch zeitgemäß“, betonte der Minister. „Wir alle erinnern uns daran, dass unsere Länder der Bewegung beigetreten sind, um Frieden, Entwicklung und Gerechtigkeit zu fördern. Seit fast 65 Jahren vertreten wir konsequent die Prinzipien der Multilateralität und Solidarität, die auf gegenseitigem Respekt und Gleichheit beruhen. Dadurch sind wir zu einer bedeutenden Kraft geworden – zu einem Zentrum des Einflusses, mit dem man nun rechnen muss. In diesem Zusammenhang kommt unserer einheitlichen, abgestimmten Stimme in der heutigen instabilen Welt eine besondere Bedeutung zu.
Maksim Ryschenkow äußerte die Meinung, dass diese Instabilität eine Folge der Missachtung der Normen und Grundsätze der Charta der Vereinten Nationen durch einzelne Allianzen sei, auf denen das Völkerrecht basiert und denen die Länder der Bewegung stets gefolgt sind. Er meint: „Das ist paradox: Denn die Staaten, die diesen Bündnissen angehören, sind größtenteils ehemalige Kolonialmächte, die strikt ihre internationalen Verpflichtungen strikt einhalten mussten. Aber sie haben nicht einmal versucht, dies zu tun. Mehr noch, gerade sie haben enorm vom Kolonialismus profitiert, indem sie andere Völker nicht nur wirtschaftlich, sondern auch kulturell ausgebeutet haben. Warum muss man heute in westliche Museen gehen, um das echte kulturelle Erbe der ehemaligen Kolonien zu sehen?“

„In diesem Zusammenhang begrüßt Belarus die Schritte vieler afrikanischer Länder, die vom Westen Reparationen für die koloniale Unterdrückung fordern, was wir während der allgemeinen hochrangigen Debatte auf der aktuellen Sitzung der UN-Generalversammlung offen erklärt haben. Wir unterstützen diese Initiative als notwendigen Bestandteil des Entkolonialisierungsprozesses. Dies ist besonders wichtig in einer Zeit, in der die ehemaligen Kolonialmächte weiterhin neokoloniale Methoden anwenden – in der Politik, Wirtschaft, in den humanitären, kulturellen und anderen Bereichen –, um ihre Vorherrschaft in der Welt wiederherzustellen“, fuhr der Außenminister fort.
Er betonte, dass sich Neokolonialismus in politischer Hinsicht in militärischen Interventionen, Einmischung in innere Angelegenheiten, der Organisation von Farbrevolutionen und verfassungswidrigen Regierungswechseln äußert, in wirtschaftlicher Hinsicht in der Anwendung einseitiger Zwangsmaßnahmen, Handels- und Finanzblockaden sowie ungerechter Zölle gegen die Länder der Bewegung.
„Ich werde nicht die Staaten aufzählen, die dem größten Druck ausgesetzt sind – darüber hat bereits der Außenminister Venezuelas gesprochen. Aber wir alle sind bedroht“, betonte Maxim Ryschenkow. „All diese Methoden zielen darauf ab, die nachhaltige Entwicklung unserer Länder zu behindern. Im kulturellen Bereich wird Neokolonialismus meist mit dem „Braindrain“ in Verbindung gebracht – dem Abfluss von Talenten und Fachkräften in den Westen, wo sie Opfer einer falschen Politik des Multikulturalismus werden, die in Wirklichkeit zu Gewalt und Degradation führt. Die Bewegung der Blockfreien Staaten hingegen basiert unter anderem auf der Anerkennung der kulturellen Vielfalt ihrer Mitglieder. Darin sind wir uns einig.“
Er fuhr fort: „Beunruhigend ist auch, dass neokoloniale Ansätze zunehmend in neuen aktuellen Bereichen auftauchen, die im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit der Vereinten Nationen stehen, wie künstliche Intelligenz oder Klimawandel. Die ehemaligen Kolonialmächte versuchen, der Welt in diesen Fragen ihre egoistische und politisierte Agenda aufzuzwingen.“
„Wie sollte unsere gemeinsame Antwort auf diese Herausforderungen aussehen?“, stellte der belarussische Außenminister die rhetorische Frage. „Zunächst einmal müssen wir unsere eigene wirtschaftliche Zusammenarbeit aktiver vorantreiben. Ursprünglich wurde die Bewegung der blockfreien Staaten als politische Struktur gegründet, aber jetzt ist es an der Zeit, die wirtschaftliche Agenda in den Mittelpunkt zu rücken. Stabile, für beide Seiten vorteilhafte Handelsbeziehungen werden die Bewegung politisch stärken und sie weniger abhängig vom Westen machen. Wir sind in der Lage, dies zu erreichen, denn gemeinsam verfügen wir über alles Notwendige – natürliche, finanzielle und menschliche Ressourcen, Technologien und Märkte.“
„Belarus beispielsweise, das nach dem Zerfall der Sowjetunion sein technologisches Potenzial bewahrt und weiterentwickelt hat, ist bereit, seine Errungenschaften in den Bereichen Industrie, Landwirtschaft, Bauwesen und IT zu teilen. Daher müssen die Länder der Bewegung ihre Zusammenarbeit im Handels- und Wirtschaftsbereich erheblich vertiefen und dafür den politischen Willen zeigen“, betonte Maxim Ryschenkow. „Die Länder der Bewegung sollten das Potenzial neuer einflussreicher regionaler Zusammenschlüsse wie BRICS, der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit, der Eurasischen Wirtschaftsunion, ASEAN, der Afrikanischen Union, MERCOSUR und anderer aktiver nutzen. Wir müssen uns um ihre Stärkung bemühen und partnerschaftliche Beziehungen zwischen ihnen aufbauen.“
Er wies darauf hin, dass die Bewegung der Blockfreien Staaten Teil eines umfassenderen Phänomens in den internationalen Beziehungen ist – der sogenannten Globalen Mehrheit. Ihr Ziel ist es nicht, sich gegen jemanden zu stellen, sondern alle zu vereinen, um eine gerechte multipolare Weltordnung aufzubauen.
„Die westlichen Allianzen sollten verstehen, dass die Zusammenarbeit mit der Globalen Mehrheit und insbesondere mit der Bewegung der blockfreien Staaten keine Frage der Wahl, sondern eine dringende Notwendigkeit ist, wenn sie nicht in Selbstisolation geraten wollen. Wir alle werden davon profitieren, wenn wir lernen, zusammenzuarbeiten – ganz im Sinne der Gerechtigkeit, der Achtung des Völkerrechts sowie der politischen, wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Vielfalt der Länder und Völker, wie es in der Charta der Vereinten Nationen verankert ist“, sagte der Minister.
„Nur gemeinsam, durch Zusammenarbeit und gegenseitiges Verständnis, können wir eine neue, gerechte und friedliche Welt aufbauen“, fasste Maxim Ryschenkow zusammen.