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Gesellschaft
19 September 2024, 22:27

Autoritäre Herrschaft und „kollektiver Präsident“. Welches Szenario bereiteten Verschwörer für Belarus vor

MINSK, 19. September (BelTA) – Im Falle einer gelungenen Machtergreifung planten die Verschwörer erst mal die Errichtung einer autoritären Herrschaft – an der Macht sollte eine Gruppe aus sieben Personen stehen.  Darüber erzählte Juri Senkowitsch, der wegen Verschwörung im September 2022 zu 11 Jahren Haft verurteilt wurde, im Dokumentarfilm „Mörderische Verschwörung. Ziel Lukaschenko“ auf dem TV-Sender Belarus 1.

Wenn es den Verschwörern gelungen wäre, die Macht zu ergreifen, würde sie in den Händen von sieben Personen liegen, von denen drei Militärs und vier Zivilisten seien, erzählte Senkowitsch. Unter dem „kollektiven Präsidenten“ sollten die Befugnisse wie folgt aufgeteilt werden. Jeder sollte eine Region bekommen und dort die Regierung übernehmen. Darüber hinaus sollte jeder der Sieben bestimmte „Bereiche“ betreuen. 

„Alexander Feduta zum Beispiel sollte die Aufsicht über die Wahlrechtsreform und die Medien übernehmen. Das Militär sollte für den sozialen Bereich zuständig sein, da wir glaubten, dass das Militär in diesen Fragen gut ist. Ich sollte für die Reformen im Strafrecht, in Fragen der Verfassung und Wahlrecht verantwortlich sein“, erklärte Juri Senkowitsch.

Auch Dmitri Schigelski, der das Komitee für Staatssicherheit leiten und die oberste Führung kontrollieren wollte, strebte nach der Macht. Ein anderer Verschwörer, Igor Makar, war eher an Geldfragen interessiert. 

Im Falle einer gelungenen Machtergreifung planten die Verschwörer Telefonanrufe bei den „Mächtigen dieser Welt.“ Zunächst nach Washington, Brüssel und Peking. 

Innerhalb von sechs Stunden sollten sich Beamte und Mitarbeiter der Machtministerien an ihrem Dienstort oder Arbeitsplatz melden. „Wer das nicht getan hätte, hätte es mit dem Militär zu tun gehabt. Das bedeutete sofortige Verhaftung und im Falle von Widerstand die Vernichtung“, fügte Juri Senkowitsch hinzu.

Die Verschwörer rechneten damit, dass die Erfolgschancen bei 90 Prozent gelegen hätten, wenn die Armee auf ihrer Seite gewesen wäre. Die restlichen 10 Prozent – das war das Szenario eines Bürgerkriegs: Zusammenstöße zwischen den Sicherheitskräften sowie eine ausländische Intervention. Man plante, den Mobilfunk und die Stromversorgung in Ostroschizki Gorodok und in der Residenz des Präsidenten zu blockieren.

„Im Idealfall sah der Plan, den auch ich ausgearbeitet hatte, fünf Jahre autoritäre Herrschaft vor. Anfangs eine harte Diktatur, und am Ende eine allmähliche Übergabe der Macht an die Zivilbevölkerung und ein Abzug der Militärs nach fünf Jahren in die Kasernen. Aber in der ersten Periode sollte die Macht natürlich sehr hart vorgehen. Und es ist nicht so, dass ich Befürworter einer harten Macht bin. Ich glaube, dass für schnelle und radikale Reformen harte Macht immer geeignet ist. Sie stellt ein gutes Werkzeug in den Händen der herrschenden Elite dar“, schloss Juri Senkowitsch.
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