MINSK, 30. September (BelTA) – Alexander Kochanowski, Dekan der Fakultät für Geschichte an der BGU, hat in einem Gespräch mit BelTA über den Friedensvertrag von Riga und seinen Einfluss auf die Belarussen erzählt.
In der letzten Ausgabe von „Thema im Gespräch.Geschichte“ sagte er: „Mit dem Friedensvertrag wurde praktisch das Ende des polnisch-sowjetischen Krieges besiegelt. Dieser Krieg wurde dem Sowjetrussland aufgezwungen. Das war ein Krieg um Territorien. Ein Krieg, den das damalige Polen so wollte. Polen hat nach dem Ersten Weltkrieg seine Existenz wieder aufleben lassen“, so der Historiker.
Er stellte fest, dass fast die gesamte polnische Elite die eine Idee unterstützte. „Es ist klar, dass unter den politischen Eliten Polens die Idee der Wiederherstellung von Rzeczpospolita sehr populär war. Sie wussten von diesem Staat aus den Erinnerungen ihrer Vorfahren, Magnaten und Adeligen des Rzeczpospolita. Und sie hofften, dass sie auch jetzt dieses große Land wiederherstellen könnten, das in den Grenzen vor 1772 war. Und es ist klar, dass die Handlungen der polnischen Eliten bis zu einem gewissen Grad auf eine umfassende Geopolitik abzielten. Sie planten die Unterwerfung der belarussischen, ukrainischen und litauischen Gebiete“, sagte Alexander Kochanowski.
Die Belarussen waren an der Unterzeichnung des Friedensvertrags von Riga nicht beteiligt. „Dennoch wurde als Folge des Ersten Weltkriegs Litauen als unabhängiger Staat gegründet. Sowjetrussland und die Ukrainische SSR nahmen an der Unterzeichnung des Vertrages teil. Die Führung des sowjetischen Belorusslands übertrug einen Teil ihrer Vollmacht zur Unterzeichnung des Friedensvertrags von Riga auf die russische Delegation. Dennoch kann man sagen, dass im Großen und Ganzen niemand das belarussische Volk gefragt hat, ob es damit einverstanden war.“
Alexander Kochanowski fügte hinzu: „Es ist klar, dass sowohl Sowjetrussland als auch die sowjetische Führung Belorusslands mit dem Ergebnis und der Unterzeichnung dieses Vertrags nicht sehr zufrieden waren, weil man davon ausging, dass er teilweise als erzwungene Maßnahme zur Unterzeichnung angesehen wurde. Dieser Vertrag wurde als ungerecht für das belarussische Volk empfunden. Sicherlich war es ein ungerechter Vertrag für die Belarussen, der ihnen fast die Hälfte des belarussischen Territoriums wegnahm, das wirtschaftlich ziemlich entwickelt war. Sie sollten Teil Polens werden“.