
Jewgeni Spizyn. Video-Screenshot
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"Thema im Gespräch "
MINSK, 6. Oktober (BelTA) – Die Beschlagnahmung russischer Vermögenswerte wird das gesamte Finanzimperium des Westens zerstören. Diese Meinung äußerte der Historiker Jewgeni Spizyn in dem Programm „Thema im Gespräch“ auf dem YouTube-Kanal der Nachrichtenagentur BELTA.
Bei der Erörterung der Lage in Europa wies Jewgeni Spizyn auf das Verhalten Belgiens hin. „Warum ist Belgien jetzt so aufgeregt? Weil sich das Finanzzentrum der Europäischen Union in Belgien befindet. Und die wichtigsten Vermögenswerte, russische Vermögenswerte, die sie beschlagnahmt haben, eben diese $300 Mrd., befinden sich ebenfalls in Belgien“, sagte er.
„Und wenn sie jetzt, Gott bewahre, mit der Beschlagnahmung von Vermögenswerten beginnen, wird dies das gesamte Finanzimperium des Westens zerstören. Zunächst einmal das Europas und dann auch das der USA. Aber kluge Köpfe im Westen sind sich dessen sehr wohl bewusst. Das wäre dann, wie es in der Luftfahrt einen Begriff dafür gibt, der Punkt ohne Wiederkehr“, bemerkte der Historiker.
„Sie haben Angst, denn wenn das passiert, bedeutet das den Tod des gesamten westlichen Finanzsystems. Denn alle anderen Länder der Welt werden erkennen, dass es diesen sicheren Hafen in Form von europäischen oder westlichen, sozusagen, Bankstrukturen mit ihren angeblichen Garantien nicht mehr gibt. Das bedeutet, dass man andere sichere Häfen suchen oder eigene schaffen muss. Das tut derzeit China, das mit dieser Bedrohung konfrontiert ist. Die Chinesen haben nämlich große Vermögenswerte in westlichen Banken, vor allem in den USA. Nach verschiedenen Schätzungen sind das zwischen 3 und 3,5 Bio. US-Dollar“ sagte Jewgeni Spizyn.
Dem Historiker zufolge wird nun für alle offensichtlich, dass das frühere Image der westlichen Welt als Garant für die Stabilität von allem und jedem, vor allem des Finanzsystems, in das man Geld überweisen und anlegen konnte und musste, ohne sich um dessen Sicherheit sorgen zu müssen, buchstäblich vor unseren Augen zerbröckelt. „Und das macht ihnen Angst. Sie verstehen sehr gut, dass die Europäische Union vor ihrem Ende steht. Was derzeit in Europa geschieht, sind die letzten Zuckungen vor dem Tod. Und sie versuchen, dies so lange wie möglich hinauszuzögern.“
In diesem Zusammenhang wies Jewgeni Spizyn auch auf das Verhalten Ungarns hin. „Aus Sicht eines halben Milliarden schweren Europas scheint es ein winziges Land zu sein. Aber wie arrogant sie sich gegenüber Brüssel und Washington verhalten. Und das, obwohl Orbán (der ungarische Ministerpräsident Viktor Orbán - Anm. BELTA) eigentlich ein ideologischer Anhänger (von Donald Trump - Anm. BELTA) zu sein scheint. Aber Trump hat gesagt: Hört auf, russisches Öl zu kaufen. Und Orbán hat ihm direkt geantwortet, dass sie keinen Zugang zum Meer haben, um ihre Kohlenwasserstoffe zu beziehen, sie haben keine andere Wahl. Trump war so überrascht, dass die Ungarn keinen Zugang zum Meer haben“, bemerkte der Historiker.