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06 Oktober 2024, 18:11

„Deutsche Agenten konnten sich in die Partisanenverbände einschleusen“. Historiker über Aufdeckung der Spione

MINSK, 6. Oktober (BelTA) - In einem Dokument habe ich von einem deutschen Agenten gelesen, der über 18 Monate in einer Partisaneneinheit war, ehe er enttarnt wurde. Darüber erzählte Historiker Swjatoslaw Kulinok in einem Gespräch mit der Telegraphenagentur BelTA. 
Auf die Frage, ob ihm Fälle bekannt sind, wie die deutschen Agenten in die Partisanenverbände eingeschleust worden sind, sagte Kulinok, solche Fälle habe es gegeben. „In Archivdokumenten finden wir solche Beispiele. Den deutschen Agenten gelang es manchmal, in einen Partisanenverband einzudringen und sich dort zu legalisieren. In einem Dokument habe ich von einem deutschen Agenten gelesen, der über 18 Monate in einer Partisaneneinheit war, ehe er enttarnt wurde. Aber ich muss zugeben: Das war nur in den ersten Kriegsmonaten möglich, in den Jahren 1941-1942. Die Spionageabwehr der Partisanen steckte erst in den Anfängen.“

„Es bestand unter sehr harten Bedingungen bei der Bildung der Partisanenbewegung eine Fachkräfte-Not: Eine effektive Spionageabwehr war zunächst nicht möglich. Aber ab 1943 werden sehr aktiv Sonderabteilungen eingerichtet. Die Staatssicherheitsorgane entsenden ihre Sondergruppen, um deutsche Agenten zu enttarnen. Deshalb gab es solche Versuche, eigene Agenten für eine längere Zeit in die Partisanenverbände zu integrieren, so gut wie keine“, sagte der Historiker.  

„Es reicht nicht nur, als Agent in einen Partisanenverband einzudringen. Ein Agent soll eine solche Stellung haben, um Zugang zu wichtigen Informationen zu haben. Er muss sie schließlich weitergeben können, dafür muss er die Einheit verlassen, einen Verbindungsmann finden. Das ist nicht einfach“, fügte er hinzu. 

„In einem deutschen Bericht las ich über einen Agenten, der für 6 Monate in eine Partisaneneinheit eingeschleust wurde und nur zweimal Informationen übermitteln konnte. Und ich vermute, dass diese Informationen nicht mehr aktuell waren zu dem Zeitpunkt als er sie übermittelte. Es gab bereits Kontrollmaßnahmen der Spionageabwehr. Man konnte nicht einfach so das Lager verlassen, um Informationen weiter zu geben. Es gab Kontrolle, es gab Partisanenagenten. Sie haben in Dörfern und Weilern Ausschau gehalten nach verdächtigen Personen, sie registrierten allerlei Aktivitäten. Ab 1943 funktionierte der Abschirmdienst sehr aktiv und sehr effektiv, effektiv genug. So konnte ein Großteil der in die Partisanenverbände eingeschleusten Agenten sehr schnell aufgedeckt werden“, erzählte Swjatoslaw Kulinok. 

„Was die Sabotageakte angeht, so hat es im Grunde keinen erfolgreichen Attentat auf irgendeinen Brigadekommandaten gegeben. Manche Partisanen wurden verwundet, es gab auch Angriffe auf Kommandeure der Partisaneneinheiten. Aber es ist nicht bekannt, dass ein deutscher Agent einen Kommandanten einer Partisanenbrigade umgebracht hätte. Effektiv waren die Sabotageakte gar nicht“, resümierte der Experte. 
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