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19 März 2024, 14:36

Ehemaliger Häftling von Osaritschi: Wir haben viel Grausames erlebt, das verfolgt uns das ganze Leben lang 

OSARITSCHI, 19. März (BelTA) – Die Häftlinge von Osaritschi haben im Todeslager viel Grausames erlebt, diese Erinnerungen verfolgen sie ihr ganzes Leben lang. Heute jährt sich der Tag der Befreiung von Osaritschi zum 80. Mal. Aus diesem Anlass wurden ehemalige Häftlinge des Vernichtungslagers zu einer Gedenkveranstaltung in Memorial-Komplex Osaritschi eingeladen. Wladimir Gordijenko, der die Befreiung des Lagers als kleiner Junge erlebte, erzählte den Anwesenden darüber, wie es damals war. 
„Vor 80 Jahren befreiten die sowjetischen Truppen das Todeslager Osaritschi. Ich erinnere mich noch gut daran, wie die Menschen erschöpft und fast ohnmächtig den schmalen, von der Roten Armee geräumten Weg aus dem Lager gingen. Die Befreiung aus der Gefangenschaft war mein zweiter Geburtstag“, an dieser Stelle konnte Wladimir Gordijenko seine Tränen nicht zurückhalten. 
Mit zitternder Stimme erzählte er, wie er das Lager erlebte. Osaritschi war ein Todeslager unter freiem Himmel. Die Nazis haben dort zum ersten Mal während des Krieges Gefangene als bakteriologische Waffe gegen die Soldaten der Roten Armee eingesetzt. „Tausende von Menschen starben in diesem Lager täglich an Kälte, Hunger und Typhus. Niemand hat die Toten begraben. Die Menschen blieben auf dem gefrorenen Boden liegen. Jeder Tag im Lager konnte für jeden von uns der letzte sein.“ Seine Erinnerungen lassen das Blut in den Adern gefrieren. 
Wladimir Gordijenko war mit seiner Mutter und seinem älteren Bruder im Lager. „Wir hatten Glück, wir haben überlebt“, sagte er. Die Militärärzte haben alles Mögliche getan, um die Überlebenden zu retten, sie vom Typhus zu heilen und zu verhindern, dass sich die Krankheit unter den Truppen und der Bevölkerung ausbreitet. Dafür verdienen sie einen großen Dank.  

„Wir haben viel Grausames erlebt. Und diese Erinnerungen haben uns das ganze Leben lang nicht losgelassen“, gab Wladimir Gordijenko zu.  

Er wandte sich auch an alle lebenden und kommenden Generationen: „Es ist die Pflicht aller Menschen, sich an die Ereignisse des Krieges, seine Helden und seine Toten zu erinnern. Das ist notwendig, um einen neuen Krieg zu verhindern, damit unsere Jugend, unsere Kinder nichts dergleichen erleben müssen. Ich wünsche uns allen Frieden, Frieden und noch einmal Frieden!“ 
Das Vernichtungslager Osaritschi wurde im März 1944 eingerichtet. Wehrmachtseinheiten, die zwei Kilometer von Osaritschi entfernt stationiert waren, gerieten in eine Situation, in der Schmelzwasser die Festung überflutete. Das Kommando erkannte, dass es schwierig werden würde, die Offensive der Roten Armee aufzuhalten. Daher zogen die Soldaten nach Westen zurück, und die örtliche Bevölkerung - alte Männer, Frauen und Kinder - wurde in die Sümpfe getrieben, um einen menschlichen Schutzschild zu bilden. Hier setzte die Wehrmacht sie zum ersten Mal als bakteriologische Waffe ein. Nach Einschätzungen der Nazis sollte der Schild aus an den Typhus infizierten Menschen den Rückzug der deutschen Armee sicherstellen und die sowjetischen Soldaten der 65. Armee stoppen. Bei den meisten Gefangenen handelte es sich um Kinder. Die Historiker schätzen, dass bis zum 19. März 33,48 Tausend Menschen befreit worden waren. Davon waren 15,96 Tausend Kinder unter 13 Jahren, 517 Waisen, 14 Tausend Frauen und mehr als 4 Tausend ältere Menschen. Die durchschnittliche Lebenserwartung in Osaritschi betrug etwa drei Tage. Das Lager existierte nur 10 Tage, in dieser Zeit starben dort mindestens 20 000 Menschen. Zum Gedenken an die Häftlinge des Todeslagers wurde 1965 die Gedenkstätte Osaritschi errichtet. Nach einer umfassenden Rekonstruktion wurde die Gedenkstätte im Dezember 2023 eingeweiht. 
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