Projekte
Staatsorgane
flag Dienstag, 1 Juli 2025
Alle Nachrichten
Alle Nachrichten
Gesellschaft
01 Juli 2025, 20:00

Er hatte nahezu alle Brennpunkte des Krieges hinter sich. Lebensgeschichte eines Mannes, der an zwei Paraden teilgenommen hat

Der Veteran Iwan Lemeschew trat im Alter von 17 Jahren als Freiwilliger in den Krieg ein und kämpfte bis zum Sieg über den Feind. Er war an nahezu allen entscheidenden Fronten des Großen Vaterländischen Krieges beteiligt: Er verteidigte Moskau, besiegte die Nazis in Stalingrad, überquerte den Don und befreite Wien. Im Jahr 1945 nahm Iwan Adamowitsch an gleich zwei Siegesparaden teil – einer in Wien und einer in Moskau!
 
Elf Tapfere
 
Wir hörten von den heldenhaften Taten dieses legendären Mannes durch seine Tochter Ljudmila und ihren Ehemann Juri. Als diese Familie von unserem Projekt erfuhr, setzten sie sich umgehend mit dem Journalisten in Verbindung und boten an, Kopien von Iwan Adamowitschs Fotos zur Verfügung zu stellen. Einige Wochen später kam Juri Chamtschukow in die Redaktion, um die Lebensgeschichte seines tapferen Verwandten zu erzählen.
 
- Wir alle sind den Menschen dieser Generation zu Dank verpflichtet. Von ihren Heldentaten zu erzählen, ist das Mindeste, was wir jetzt tun können, - bemerkte Juri Dmitriewitsch. - Ljudmila, Iwan Adamowitschs Tochter und meine zukünftige Frau, und ich gingen in dieselbe Klasse. Daher kenne ich ihn praktisch seit meiner Kindheit. Schon damals wusste ich, dass er am Großen Vaterländischen Krieg teilgenommen hatte. Dass mein Schwiegervater an der Siegesparade teilgenommen hatte, erfuhr ich jedoch erst viel später, als Ljudmila und ich bereits verheiratet waren. Der denkwürdigste Moment, von dem Iwan Adamowitsch mir erzählte, war sein Treffen mit Stalin. Die Kolonne, in der er marschierte, zog ganz nah am Mausoleum vorbei, sodass er ihn in allen Einzelheiten betrachten konnte. Und wie viele Teilnehmer dieser Parade erinnerte er sich auch an die Vorbereitungen und die langen Proben.
 
Iwan Lemeschew wurde als Sohn eines Schmieds im Dorf Sagusje im Kreis Uschatschi in der Region Witebsk geboren. Vor dem Krieg schaffte er es, die Schule abzuschließen, wobei er seinem Vater oft half, als Lehrling arbeitete und sehr harte Arbeit verrichtete. Manchmal musste der Halbwüchsige den ganzen Tag lang einen Schmiedebalg pumpen. So hatte er sich sein Leben nicht vorgestellt, und so ging er, sobald sich die Gelegenheit bot, an eine Werkschule in der Stadt Lepel.
 
„Als der Krieg ausbrach, war er erst 17 Jahre alt“, berichtet Juri Dmitriewitsch weiter. „Iwan Adamowitsch und seine Kameraden wurden nach Pensa evakuiert. Bereits im August 1941 trat er freiwillig in die Armee ein. Nach einer kurzen Ausbildung war er in der 214. Luftlandebrigade des 4. Luftlandekorps an der Westfront tätig. Iwan Adamowitsch erzählte, dass viele Soldaten der Roten Armee, wie er selbst, junge und unerfahrene Männer waren. Doch an ihrer Seite kämpften erfahrene Soldaten, die am Bürgerkrieg teilgenommen hatten. Diese Veteranen gaben den jungen Rekruten Anweisungen, was sie tun sollten, und schützten sie vor den Deutschen, die zu Beginn des Krieges deutlich mehr militärische Erfahrung hatten.“
 
Fast sofort trat der junge Fallschirmjäger in die Kämpfe ein: Bereits Ende September 1941 hatte er die Gelegenheit, an der Verteidigung Moskaus teilzunehmen. Iwan Adamowitschs Einheit wurde in den Kreis  Snamenski nahe Wjasma geschickt, wo er sich in der Schlacht um das Dorf Tarakantschiki hervortat. In dieser kritischen Situation standen nur elf Männer, darunter unser Held, dem Feind gegenüber. Für seinen mutigen Einsatz in dieser Schlacht wurde Iwan Adamowitsch mit dem Orden des Roten Sterns ausgezeichnet.
 
- In diesem Gefecht deckte Iwan Adamowitsch den Rückzug seiner Einheit mit einem Maschinengewehr. Er feuerte weiter auf den Feind, selbst als sich unsere Truppen bereits in sicherer Entfernung zurückgezogen hatten. Plötzlich spürte er einen leichten Schlag am Kopf. Als er sich umdrehte, sah er seinen Kameraden, der rief: „Kamerad, was machst du da? Es ist Zeit zu fliehen! Jetzt werden sie uns umzingeln, und dann ist es vorbei mit dir.“ Dank diesem Warnruf konnte Iwan Adamowitsch lebend entkommen.
 
Sechs Mann - für das gesamte Bataillon
 
Am 18. Januar 1942 begann die Luftlandeoperation von Wjasma, die Historiker als eine der größten ihrer Art während des gesamten Großen Vaterländischen Krieges bezeichnen. Die Fallschirmjäger fügten dem Feind erheblichen Schaden zu. Leider mussten sie dafür einen hohen Preis zahlen:
 
- Stellen Sie sich vor: Sie wurden im Januar abgesetzt, und die letzten Soldaten zogen erst im Mai ab. Viele von Iwan Adamowitschs Kameraden starben in diesen harten Gefechten. Er selbst war mehr als einmal dem Tod nahe, da er nach einer Krankheit stark geschwächt war. „Ohne die Hilfe der Einwohner hätte er nicht überlebt“, erzählt Juri Chamtschukow. Während des Rückzugs blieb Iwan Adamowitsch zurück, und ein deutscher Soldat folgte ihm — offenbar wollte er ihn lebend gefangen nehmen. Es war äußerst schwierig, auf ein sich bewegendes Ziel zu schießen, besonders während er selbst rannte, aber Iwan Adamowitsch gelang es dennoch, den Feind auszuschalten. Allerdings musste er ihn so nah wie möglich heranlassen. Als er schließlich näher kam, erkannte mein Schwiegervater, dass es sich nicht um einen Deutschen handelte — die Uniform war anders. Wie sich herausstellte, verfolgte ihn ein finnischer Soldat. Die Nazis hatten diese Meister der „Waldkriegsführung“ herangezogen, um unsere Partisanen und Fallschirmjäger zu bekämpfen.
 
Etwas später im selben Jahr nahm Iwan Lemeschew an der Überquerung des Don in der Nähe des Dorfes Grigorjewka teil und hielt den Stellung lange Zeit. Für diese Kämpfe wurde er mit der Medaille „Für Tapferkeit“ ausgezeichnet. Das Verleihungsblatt umfasst nur wenige Zeilen. Aber was für Zeilen! „Am 18. August 1942 unterdrückte der Verbindungssoldat des 3. Garde-Schützenbataillons, der Garde-Rotarmist Lemeschew, ein feindliches Maschinengewehrnest. Am 5. Oktober 1942 hielten in der Region Stalingrad sechs Rotarmisten unter Führung des Genossen Lemeschew die zur Verteidigung des Bataillons vorgesehene Verteidigungslinie. Und am 8. Oktober 1942 stellte er unter Mörser- und Maschinengewehrfeuer die unterbrochene Kommunikation wieder her.“ 
 
Später schickte das Kommando Iwan Lemeschew zu Kursen an die Offiziersschule in der Nähe von Moskau und von dort als Gruppenführer eines Fußaufklärungszuges des 332. Gardeschützenregiments der 104. Gardeschützendivision. Er nahm an den Kämpfen am Plattensee und an der Eroberung Ungarns und Österreichs teil. Am 14. April 1945 zerstörte Iwan Lemeschew während der Schlacht bei Puttenbrug ein Maschinengewehr samt Besatzung. Die Aufklärer drangen als Erste in die feindlichen Schützengräben ein und eliminierten 15 deutsche Soldaten. Dafür wurde er mit dem Orden des Ruhmes 3. Grades ausgezeichnet.
 
„Während eines weiteren Aufklärungseinsatzes hörten Iwan Adamowitsch und seine Soldaten die Schießerei von unserer Seite. Sie waren verwirrt und verstanden nicht, was geschah. Sie zogen sich sofort zurück. Dann meldete man ihnen: Sieg! So erfuhr mein Schwiegervater, dass der Krieg vorbei war“, sagt Juri Chamtschukow.
 
Iwan Lemeschew erlebte zwei Siegesparaden. Bei der ersten, die am 11. Mai 1945 in Wien stattfand, war unser Held nicht nur Teilnehmer - er war Fahnenträger! Später reiste er von der österreichischen Hauptstadt direkt nach Moskau, wo er am 24. Juni in einer Parade über den Roten Platz marschierte!
Abonnieren Sie uns auf
X
Top-Nachrichten
Letzte Nachrichten aus Belarus