MINSK, 13. November (BelTA) – Der Vorstandsvorsitzende der Nationalen Akademie der Wissenschaften Wladimir Karanik hat das „Fahrrad-Prinzip“ zur Erhöhung der sozialen Rolle von Wissenschaftlern vorgeschlagen. Darüber erzählte er vor Journalisten im Anschluss an sein Arbeitstreffen mit Präsident Alexander Lukaschenko.
Seiner Meinung nach ist auch die finanzielle Motivation wichtig, um die Rolle von Wissenschaftlern in der Gesellschaft zu verbessern, aber sie muss effektiver werden. „Die Position des Präsidenten gefällt mir. Er sagt immer, dass wir Wissenschaftler unterstützen müssen, weil die Entwicklung eines Landes ohne wissenschaftliche Begleitung heutzutage nicht möglich ist. Aber diese Unterstützung soll zielgerichtet sein“, betonte der NAN-Leiter.
Es darf nicht sein, dass sich ein Wissenschaftler auf ihren Lorbeeren ausruht, nachdem er eine Forschungsarbeit abgeschlossen, promoviert oder einen Titel erhalten hat.
„Der Staat zahlt dem Wissenschaftler für Titel und Grad noch einen drauf. Braucht er mehr, soll er seine Forschung fortsetzen, etwas erfinden, etwas dazu lernen und vorwärts gehen. Dann wird ihn der Staat unterstützen“, betonte Karanik.
„Das nenne ich das „Fahrrad-Prinzip“. Solange man das Fahrrad fährt, hält man das Gleichgewicht. Hält man an, kann man fallen. Wer sich also bewegt, dem muss man etwas helfen, damit er noch schneller und sicherer fährt. Wer anhält, den sollte man unterstützen, seine früheren Leistungen würdigen. Aber wer das Potential für das Fortfahren hat, denn sollte man dazu ermuntern“, führte er aus.
Der Staat wird vorrangig praxisorientierte, effiziente, aktuelle und ergebnisreiche Projekte finanzieren. Eine weitere Bedingung ist eine starke Bindung an den realen Wirtschaftssektor.
„Niemand verbietet uns, Grundlagenforschung zu betreiben, neue Erkenntnisse zu gewinnen und als Konstruktionsbüros unserer großen Unternehmen zu fungieren. Aber wir müssen erkennen, was die Industrie heute braucht, und bereit sein, wissenschaftliche und methodische Unterstützung zu bieten“, fuhr Karanik fort.
Aus seiner Sicht so9ll noch ein wichtiges Problem gelöst werden: von der Idee bis zu ihrer praktischen Umsetzung soll so wenig Zeit wie nur möglich vergehen. 1 bis 3 Jahre sind zu lange, nach ein Paar Jahren ist jede Idee bereits veraltet.
„Wir brauchen ein System, das effizient erkennen kann, ob ein Thema aktuell ist oder nicht. Dafür soll es einen engeren Austausch zwischen der Akademie der Wissenschaften und der Industrie geben“, so Karanik.
In den 9 Monaten dieses Jahres hat die Nationale Akademie der Wissenschaften $64 Millionen erwirtschaftet - durch Exporte, Forschungsarbeit und innovative Produkte. „Das bedeutet, dass die Entwicklungen unserer Forscher im Ausland gefragt sind. Ein Teil davon ist leider in Belarus nicht bekannt. Diese Situation müssen wir korrigieren“, resümierte Wladimir Karanik.
