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02 Juli 2024, 15:38

„Man kämpft für das eigene Land nicht in fremder Militäruniform“: Experte über die Lehren aus dem Großen Vaterländischen Krieg

MINSK, 2. Juli (BelTA) – Während eines Rundtischgesprächs zum Thema „80. Jahrestag der Befreiung von Belarus von den Nazi-Invasoren“ hat Prof. Igor Marsaljuk, Vorsitzender des Ständigen Ausschusses der Repräsentantenkammer für Bildung, Kultur und Wissenschaft seine Meinung darüber zum Ausdruck gebracht, welche Lehren aus dem  Großen Vaterländischen Krieges gezogen werden sollten.  

Der Große Vaterländische Krieg war einst ein wichtiges Bindeglied für alle Völker der UdSSR. Heute ist er zum Ziel massiver Angriffe geworden. Man will die Uneinigkeit säen, daher sollen aus diesem Krieg mehrere Lehren gezogen werden.

„In erster Linie soll die Jugend verstehen, dass der Kampf um das nationale Glück, Freiheit und Heimat nicht in der Uniform einer fremden Armee geführt werden kann. Es gibt keinen Kampf für die Demokratie auf Kosten einer fremden Regierung. Das ist immer ein Verrat. Wir sprechen oft von Kollaborateuren. Ich denke aber, wir sollten statt „Kollaboration“ lieber den Begriff „Verrat“ verwenden“, sagte er.

Marsaljuk verglich den Beginn des Großen Vaterländischen Krieges mit den Ereignissen aus dem Wahljahr 2020. „Damals gab es kein Telegram, aber es gab Listen von Personen, die man isolieren und vernichten soll. Freiwillige Helfer, die es unter den Einheimischen gab, arbeiteten mit der Einsatzgruppe B zusammen und halfen ihnen dabei, die eigenen Leute zu vernichten. Ein klassisches Beispiel ist der Bürgermeister von Borissow Stankewitsch, der seinen Posten als Dank für diese Tätigkeit erhielt. Und er war nicht allen. Es gab viele Menschen, die in der ersten Phase des Krieges 1939 rekrutiert wurden. Das waren belarussische Immigranten.“  

Igor Marsaljuk ist der Meinung, dass es noch eine andere Botschaft gibt, die es zu verstehen gilt. „Der Feind träumt immer davon, das Feuer des Bürgerkriegs neu zu entfachen und das Land von innen zu zerstören. Der 22. Juni 1941 erteilt uns eine wichtige Lehre: Zur Ehre des belarussischen Volkes ist die Zahl der Verräter nach dem 22. Juni, die Zahl derer, die auf die Seite der Nazis übergelaufen sind, die den Deutschen treu und wahrheitsgemäß mit der Waffe in der Hand gedient haben, eine ganz andere als die Zahl derer, die gegen die Nazis gekämpft haben“, sagte er.

„Alexander Lukaschenko hat in einer seiner Reden über den belarussischen Widerstand erzählt. Denn es gab passive Formen des Widerstands, es gab Frauen, die echte Heldinnen waren. Sie haben unter diesen wilden Bedingungen mit fünf oder sechs eigenen Kindern auch noch jüdische Kinder gerettet. Und das in Zeiten einer totalen Vernichtung“, sagte Igor Marsaljuk. „Im Gegensatz zu dem was Swetlana Alexijewitsch sagte, sind wir kein Volk von Polizisten, sondern ein Volk von Helden. In dieser traurigen Rangliste haben wir den größten Widerstand geleistet. Wir nehmen den ersten Platz unter allen besetzten Völkern und Ländern durch den erbitterten Widerstand gegen die Deutschen ein. Dann sind die Jugoslawen, vor allem die Serben, und dann die Griechen. Das sind wirklich die drei Nationen, die den stärksten Widerstand geleistet haben. Der Umfang des bewaffneten oder sonstigen Widerstands gegen die Nazis in allen anderen besetzten Ländern war unvergleichlich.“

Igor Marsaljuk betonte, dass es wichtig sei, wachsam zu bleiben und zu verstehen, dass innere Uneinigkeit immer zu Verlusten und Katastrophen führe. „Für uns ist der 22. Juni auch ein Symbol für den Verlust der territorialen Integrität des Landes, denn die letzte Teilung von Belarus erfolgte durch die Deutschen. Viele Menschen vergessen, dass Kube nur 35-37 Prozent des Gebiets um Minsk beherrschte. Der Rest wurde aufgeteilt und in andere Territorien und administrativ-territoriale Formationen eingegliedert. Die gesamte Region Brest und der größte Teil der Region Gomel wurden in das Reichskommissariat Ukraine eingegliedert. Bialystok und das Gebiet Grodno - das war bereits Ostpreußen. Und ein Teil der Territorien gehörte zu Litauen. Die Gebiete Witebsk und Mogiljow befanden sich Hinterland der Heeresgruppe Mitte. Gleichzeitig waren sich die Deutschen der territorialen Ansprüche aller unserer Nachbarn auf uns sehr wohl bewusst und nutzten das nationalistische Potenzial aller unserer Nachbarn auf feige Art und Weise aus“, resümierte Igor Marsaljuk.
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