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26 Juni 2024, 09:22

Spizyn über den Verlauf der Menschheitsgeschichte: Die Spirale kann sich auch rückwärts drehen

MINSK, 26. Juni (BelTA) - Die Geschichte entwickelt sich in einer Spirale, und sie kann sowohl fortschrittlich als auch rückschrittlich sein. Diese Meinung vertrat der Historiker Jewgeni Spizyn in der aktuellen Ausgabe von „Thema im Gespräch“ auf dem Youtube-Kanal der Telegraphenagentur BelTA.

"Geschichte kann man auf verschiedene Weise studieren. Man kann ein sehr guter Spezialist auf einem sehr engen Gebiet sein, alles genau wissen, aber kein guter Historiker sein. Man kann aber auch globale historische Konzepte entwickeln, ohne die Feinheiten zu kennen, die das Wesen der Geschichte als Wissenschaft, als Unterrichtsfach ausmachen", sagte Jewgeni Spizyn.

Der Historiker stimmt mit Karl Marx überein, dass sich die Geschichte der Menschheit wie eine Spirale entwickelt. "Bei jeder neuen Umdrehung dieser Spirale gibt es übereinstimmende Elemente. Aber wenn wir diese Spirale nach oben betrachten, auf dem Weg des Fortschritts, ist das eine Sache. Wir vergessen aber, dass sich die Spirale auch nach unten, in Richtung Rückschritt, drehen kann. Wir betrachten die Entwicklung der menschlichen Zivilisation als eine Spirale des Fortschritts. Dass die Geschichte auch rückwärts gehen kann, haben wir irgendwie vergessen", betonte er.

Jewgeni Spizyn ist der Ansicht, dass genau das jetzt mit Europa geschieht, das in das dunkle Mittelalter zurückfällt: "Wie lang und schmerzhaft dieser Prozess sein wird, kann ich Ihnen jetzt nicht sagen."

Jewgeni Spizyn nannte den Untergang des Römischen Reiches als Beispiel für den Rückschritt in der Geschichte. "Die Produktionsbasis der antiken Welt wurde zerstört. Was bestimmt letztlich den Fortschritt? In erster Linie die Angleichung der Produktivkräfte, der Produktionsverhältnisse an technologische Durchbrüche. Die Erfindung der Dampfmaschine war eine Revolution. Zurück zum Römischen Reich: Die Barbaren kamen und zerstörten die Grundlagen der römischen Zivilisation. Es geht nicht darum, dass sie kamen und eine schöne Vase in einem Patrizierpalast zerstörten. Es geht darum, dass sie, ohne sich dessen bewusst zu sein, was sie taten, die Produktionsbasis der antiken Zivilisation zerstörten. In der Folge brach Europa zusammen, und es dauerte mehrere Jahrhunderte, bis es wieder zu dem zurückfand, was es verlassen hatte", so der Historiker.
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