MINSK, 29. Juli (BelTA) – Im Krieg sind einige Prozesse unvermeidlich, und zwar die Verstaatlichung der Militärindustrie und der Aufbau des Staatskapitalismus. Diese Meinung äußerte Historiker Jewgeni Spizyn in der aktuellen Ausgabe von „Thema im Gespräch“ auf dem YouTube-Kanal der Telegraphenagentur BelTA.
„Die gesellschaftlichen Verhältnisse in Russland sind alles andere als sozialistisch. Übrigens waren sie auch in den 1920er Jahren nicht so. Wir hatten damals eine Quasi-Marktwirtschaft. Wir hatten gerade die NEP beendet und mit dem Aufbau des Sozialismus begonnen. Zu behaupten, dass wir Ende der 1920er - Anfang der 1930er Jahre ein alternatives Wirtschaftsmodell zum Westen hatten, ist eine Sünde gegen die Wahrheit“, so Jewgeni Spizyn.
Der Historiker ist der Ansicht, dass die Situation in Russland heute in etwa die gleiche ist. „Es stimmt, wir haben immer noch viel weniger Elemente einer sozialistischen Wirtschaft. Es gibt ein paar Aspekte wie die Verstaatlichung des Vermögens von Unternehmen der Rüstungsindustrie. Aber sie funktionieren immer noch nach den Prinzipien des Staatskapitalismus“, betonte er.
Nach Ansicht von Jewgeni Spizyn sind solche Prozesse unter Kriegsbedingungen unvermeidlich: „Es ist kein Zufall, dass Lenin sagte, dass in der Kriegszeit der staatsmonopolistische Kapitalismus Gestalt annimmt. Wenn die gigantische Macht des Staates mit der gigantischen Macht des Kapitals zu einem einzigen Mechanismus verschmilzt. Es ist eine lebenswichtige Notwendigkeit, dies alles unter den Bedingungen des Krieges zu einer einzigen Faust zu vereinen.“
Der Historiker wies auch darauf hin, dass Wladimir Lenin den staatsmonopolistischen Kapitalismus als eine materielle Vorbereitung für den Sozialismus bezeichnete. „Für Lenin bestand damals der Sozialismus genau in dieser Formel: Sozialismus ist Rechenschaft und Kontrolle. Allerdings fügte er dieser Formel später zwei wichtige Komponenten hinzu. Lenin sagte, Kommunismus ist Sowjetmacht plus Elektrifizierung des ganzen Landes. Mit der Elektrifizierung geht es uns gut, aber mit der Sowjetmacht nicht“, stellte er fest.
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