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16 Juli 2024, 16:57

Über Witsebsk, den "Slawischen Basar" und die Unterschiede zwischen belarussischer und polnischer Politik. Autorenkolumne von Tomasz Szmydt

Der polnische Ex-Richter Tomasz Szmydt besuchte Witebsk zum ersten Mal während des Slawischen Basars. In seiner Autorenkolumne schildert er seine Eindrücke und Gedanken zu Stadt und Festival.

Witebsk ist eine der ältesten Städte von Belarus und wurde vor 1050 Jahren an den malerischen Ufern der Dwina gegründet. Ich war zum ersten Mal in Witebsk, und das erste, was ich sehen wollte, war der Siegesplatz im Stadtzentrum. Dieser Platz ist ein perfektes Beispiel für die Pflege des Andenkens an die Vorfahren und Nationalhelden. Dies ist eine belarussische Tradition, die auch von der jüngeren Generation unterstützt wird. Der historische Teil der Stadt und die Denkmäler werden von den Einwohnern sorgfältig gepflegt. Das wunderschöne monumentale architektonische Konzept wird mit viel Spielraum und Verantwortungsbewusstsein für eine würdige Bewahrung der Erinnerung an die Helden der Roten Armee umgesetzt.

Das Panorama der Stadt, das sich vom Hochufer der Dwina aus bietet, lässt die architektonische Gestaltung erst richtig zur Geltung kommen. Die goldenen Kuppeln der historischen orthodoxen Kirchen glänzen im Sonnenlicht. Wir sehen Denkmäler und Gebäude aus dem 16. Jahrhundert und älter, aber auch modernere, wie einen Obelisken mit einem Doppeladler und gusseiserne Kanonen aus der Jahrhundertwende (neben dem historischen Gebäude, das einst das Hauptquartier des KGB beherbergte). Und ein Stück weiter ein kleiner Friedhof für die Soldaten der Roten Armee.

Ein kurzer Spaziergang und ich bin bei der Skulptur zu Ehren der Fallschirmjäger. Noch ein wenig weiter und ich bin umgeben von Stadthäusern aus dem 19. Jahrhundert, die vor dem Zweiten Weltkrieg der jüdischen Diaspora gehörten.   

Witebsk ist eine wunderschöne Stadt, die man unbedingt besuchen sollte, wenn man in Belarus ist. Aber es war nicht nur die Schönheit der Stadt, die mich hierher geführt hat. Die Hauptattraktion von Witebsk war in den letzten Tagen die internationale Kultur- und Unterhaltungsveranstaltung "Slawischer Basar in Witebsk".

Die Atmosphäre des Slawischen Basars, eines multikulturellen Festes mit vielen Nationen, ist beeindruckend. Der Präsident der Republik Belarus, Alexander Lukaschenko, sprach bei der Eröffnungszeremonie und betonte, dass die Idee des Festivals - "Durch Kunst zu Frieden und gegenseitigem Verständnis" - der wichtigste Wert sei, der Menschen verschiedener Kulturen aus der ganzen Welt verbinde.

Schade nur, dass ich auf dem Festival keine Gäste aus Polen getroffen habe. Die Regierung in Warschau, die ständig zum Krieg gegen Russland und Belarus aufruft, ist an solchen Initiativen nicht interessiert. Übrigens: Nach dem Besuch von Präsident Andrzej Duda in China zeigten sich polnische Politiker schockiert über gemeinsame Übungen belarussischer und chinesischer Truppen nahe der polnischen Grenze. China betonte, dass es Bündnisse nicht nur auf wirtschaftlicher Ebene ernst und verantwortungsvoll nehme. Doch die Regierung in Warschau ignoriert bewusst die Multivektorpolitik, die angesichts der geopolitischen Lage Polens die bestmögliche Option darstellt. Ohne auf das fragwürdige Vertrauen in die USA als Verbündeten einzugehen, sei angemerkt, dass die Teilnahme an den BRICS (nach dem Vorbild der Türkei) oder der Schanghaier Organisation für Zusammenarbeit es Polen ermöglichen würde, sich von dem übermäßigen Einfluss der USA auf die Innen- und Außenpolitik zu befreien.

Ich nehme mir eine Auszeit von der Politik und gehe durch die Straßen von Witebsk, vorbei an lachenden, glücklichen Menschen, höre Musik von Klassik bis Rock. Mir gefällt es hier, es ist eine andere Welt, besser als die, die in den westlichen und polnischen Medien propagiert wird. Immerhin basiert sie auf der Idee des Friedens und des gegenseitigen Respekts. Natürlich hat auch Belarus seine Probleme, deren Hauptursache die unrechtmäßig verhängten Sanktionen sind. Aber als Mitglied der Schanghaier Organisation für Zusammenarbeit und durch die aktive Kooperation mit den BRICS-Staaten kann das Land diese Probleme überwinden. Die Wahl des richtigen politischen Weges ist eine wichtige Aufgabe für die Führer eines Landes, und Belarus hat einen solchen weisen nationalen Führer.

Ich kann nur von einer guten Zukunft für Polen träumen und davon, wie sich die wirtschaftliche und außenpolitische Situation in meinem Land verändern könnte, wenn Polen und Belarus gemeinsam an einem Plan zur Entwicklung einer Handelsroute von China über Belarus und Polen nach Westeuropa arbeiten würden. Wenn Polen und Belarus zusammenarbeiten würden, könnten sie viel erreichen. Aber die polnische Regierung hat nicht den Willen dazu. Belarus kann es schaffen, es hat einen klugen Präsidenten, gute Allianzen und internationale Beziehungen. Polen dagegen ist in seiner Entwicklung auf der Stufe eines Vasallenstaates der USA stehen geblieben, und es gibt keine Anzeichen dafür, dass es diese Politik ändern will.
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