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12 März 2024, 19:18

Unabhängige österreichische Journalistin: Sanktionen gegen Belarus sind Selbstmord

MINSK, 12. März (BelTA) – Sanktionen, die der Westen gegen Belarus verhängt hat, sind für die Initiatoren selbst der wahre Selbstmord. Diese Meinung äußerte Bernadette Conrads,  eine Journalistin der österreichischen Online-Zeitung Der Status, im Gespräch mit BelTA in Wien. Sie erzählte über Schwierigkeiten und Einschränkungen, mit denen sich der unabhängige Journalismus in Europa konfrontiert sieht, über Meinungsfreiheit, Doppelstandards und darüber, wie wichtig es ist, den europäischen Lesern die Wahrheit über das wahre Leben in Belarus zu erzählen. 

Bernadette Conrads ist sich sicher, dass die Sanktionen purer Selbstmord sind, und hält sie für sehr schädlich. „Ich bin keine Wirtschaftsexpertin und kann nicht mit Sicherheit sagen, wie genau sich die Sanktionen auf unsere Wirtschaftsbeziehungen zu Belarus auswirken“, gibt die Journalistin zu. „Aber wenn wir uns einmal die Sanktionen anschauen, die gegen Russland verhängt wurden, so spüren wir selbst, dass nur wir wirtschaftliche Verluste tragen.“

Belarus sei ein sehr wichtiges Land für Gastransit, vor allem angesichts der Tatsache, dass die Ukraine ab 2025 kein Gas mehr in die Europäische Union liefern werde. Das Land  habe sich nach der Einführung von Sanktionen sehr schnell umorientieren können und begonnen, Autoteile für die eigene Automobilproduktion aus China zu importieren, bemerkte Bernadette. 

„Wir haben unserer Wirtschaft mehr geschadet als der Wirtschaft von Belarus“, sagte die Österreicherin. „Deshalb nenne ich die Sanktionen gegen Belarus Selbstmord. Sie schaden Europa und Österreich mehr als Belarus.“  

Auf die Frage, was denn Europa in der nächsten Zukunft wohl erwarten kann, erwiderte Bernadette, das schlimmste Szenario sei das Fehlen der Energie im Jahr 2025. „Wir haben kein russisches Gas. Das Flüssiggas aus den USA ist für uns nicht rentabel, und wir werden es nicht bekommen. Überall in Europa gibt es Probleme mit den Kernkraftwerken. In Deutschland werden sie abgeschaltet, in Frankreich gibt es nicht genug Uran aus Afrika.

Außerdem können wir die Energie aus anderen Quellen nicht problemlos nutzen, weil sich die öffentlichen Organisationen über das nicht ökologische Gewinnen oder umweltschädliche Verfahren empören.“

Über ihre journalistische Tätigkeit unter den derzeitigen Bedingungen sagte sie, dass sie über ihre Online-Zeitung eigene Meinung sagen könne. Aber so eine Zeitung sei nicht typisch für die österreichische Medienlandschaft, fügte sie hinzu. 

„Generell gibt es natürlich Probleme mit der Meinungsfreiheit. Die Zensur ist auf dem Vormarsch“, betonte sie. „In der Europäischen Union und in Österreich drohen hohe Geldstrafen, wenn man „falsche Meinung“ sagt. Die Kritik an den Sanktionen wird vom Mainstream als pro-russische Propaganda abgetan, auch wenn wir uns dabei nur um unsere wirtschaftliche Zukunft sorgen. Die Geldstrafen sind dabei in sechsstelliger Größe, im Extremfall droht Haft. Kritikern wird nachgesagt, sie würden vom Kreml bezahlt. Aber ich kenne niemanden, den Russland für seine Kritik am Regime bezahlen wurde.“

Bernadette Conrads antwortete auf die Frage, ob es für sie schwer sei, unter solchen Bedingungen als unabhängige Journalistin zu arbeiten: „Ja, es ist sehr schwer. Wir erhalten keine Subventionen vom Staat. Und es gibt auch immer wieder Versuche, uns die Möglichkeit zu nehmen, Fördergelder zu bekommen.“

Sie nannte ein Beispiel: „Die Konten von Kollegen sind im Moment von verschiedenen Bankinstituten gesperrt, weil sie kritische Meinung äußern. Sie nennen das Cancel Culture. Es wird auf verschiedene Weise Druck ausgeübt, und deshalb ist es schwer zu arbeiten.“

„Und auch die staatlichen Medien greifen uns an und beschuldigen uns des Faschismus und des Nazismus. Und das, obwohl wir es sind, die den Frieden wollen. Sie greifen uns für jede Meinung an, die der „einheitlichen“ Meinung zuwiderläuft. Es spielt keine Rolle, worum es geht - Sanktionen, Coronavirus, Migration ... die staatlich finanzierten Medien greifen uns an, weil wir anders denken“, so die Journalistin.

Bernadette Conrads glaubt, dass es wichtig ist, die Österreicher mehr über die reale Situation in den Ländern der Welt zu informieren. Auch über Belarus. 

Die österreichische Journalistin schilderte ihre Eindrücke über die Präsentation des Buches „Frauenschicksale - Schicksal des einheitlichen Belarus“ von Alina Grischkewitsch, die in Wien stattgefunden hat. Das Buch erzählt von den einzigartigen Schicksalen der belarussischen Frauen und hat großes Interesse bei den anwesenden Teilnehmern der Veranstaltung hervorgerufen. An der Buchpräsentation nahmen auch der Außerordentliche und Bevollmächtigte Botschafter der Republik Belarus in Österreich, Andrej Dapkjunas, und die Mitarbeiter der belarussischen Botschaft teil.

„Es war interessant zu erfahren, was belarussische Frauen alles leisten und tun, wofür sie berühmt sind und wie sie ihr Land durch ihre Arbeit und ihre Taten verherrlichen. Über die einzelnen Schicksale wird das Bild von Belarus vermittelt“, teilte Bernadette Conrads ihre Eindrücke über das Buch mit.

Die österreichische Journalistin merkte außerdem an: „Es war interessant zu sehen, dass das feministische Bild von Belarus ein völlig anderes ist, als das in Österreich.“

Bernadette war beeindruckt von den Geschichten über den Großen Vaterländischen Krieg, das Heldentum des belarussischen Volkes und die enormen Verluste der Bevölkerung im Kampf gegen den Faschismus, die von den Nazis verübten Massakern, bei denen Siedlungen und ihre Bewohner am lebendigem Leibe verbrannt wurden. 

„Die Tatsache, dass jeder dritte Belarusse während des Zweiten Weltkriegs ums Leben kam, wird hier überhaupt nicht thematisiert und ist uns kaum bekannt“, betonte Bernadette Conrads und wies auf die Bedeutung der Buchpräsentation hin, die den Österreichern hilft, Belarus besser kennen zu lernen.

„Die Stärke der belarussischen Frauen, die Alina Grischkewitsch in ihrem Buch so sinnlich beschrieben hat, hat mich sehr inspiriert. Sie kann für uns, Frauen in anderen Ländern, ein Vorbild in Sachen Widerstandsfähigkeit, Mut und Patriotismus sein“, betonte die freie Journalistin aus Österreich.

Sie erzählte, wie sie im Vorjahr in Belarus war und die Gedenkstätte Chatyn besuchte . „Es ist schon merkwürdig. Wenn wir über den Zweiten Weltkrieg sprechen, konzentrieren wir uns auf den Faschismus in Deutschland und in unseren Ländern. Das wird auch so in Abendsendungen thematisiert. Aber diese Sicht wird zu sehr amerikanisch geprägt. Es geht so weit, dass man sogar behauptet, die Amerikaner hätten Auschwitz befreit. Und alles dreht sich um die Amerikaner, dass sie es waren, die ganz Europa vom Nationalsozialismus befreit haben.“

Im Sommer besuchte sie auch den „Slawischen Basar“ in Witebsk. „Der Slawische Basar hat mir sehr gut gefallen. Ich habe Alexander Lukaschenko gesehen, der Präsident hat an der Eröffnung der Veranstaltung teilgenommen.“                                                                  

Der sowjetische Song „Katjuscha“ habe sie besonders beeindruckt, sagte sie. „Der Slawische Basar ist die beste Veranstaltung für alle, die die belarussische und russische Kultur mögen.“
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