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19 September 2025, 15:48

Verteidigungsministerium: Ein Sicherheitssystem in Eurasien kann nicht ohne Dialog aufgebaut werden

MINSK, 19. September (BelTA) - Der erste stellvertretende Generalstabschef der belarussischen Streitkräfte, Andrej Matijewitsch, erklärte in seinem Bericht auf dem 12. Xiangshan-Sicherheitsforum in Peking, dass der Aufbau eines Sicherheitssystems in Eurasien ohne Dialog nicht möglich sei. Dies wurde vom Pressedienst des Verteidigungsministeriums mitgeteilt.

Eine belarussische Militärdelegation, geleitet von Andrej Matijewitsch, nimmt am 12. Xiangshan-Sicherheitsforum teil. Das Thema der Veranstaltung lautet „Aufrechterhaltung der internationalen Ordnung und gemeinsame Förderung einer friedlichen Entwicklung“. Die Teilnehmer diskutierten über die wichtigsten Herausforderungen der internationalen Agenda.

Andrej Matijewitsch präsentierte in seinem Vortrag die Perspektiven von Belarus zur internationalen Ordnung, globaler Sicherheit und Stabilität. Er betonte, dass dieses Jahr von besonderer Bedeutung für die Weltgemeinschaft sei, da vor 80 Jahren Nationalsozialismus, Faschismus und Militarismus durch die gemeinsamen Anstrengungen von Ländern und Völkern besiegt wurden.

Laut dem Vertreter des belarussischen Verteidigungsministeriums sollte das nach dem Zweiten Weltkrieg unter der Führung der Vereinten Nationen geschaffene globale Sicherheitssystem zukünftige Generationen vor den Übeln militärischer Konflikte schützen. „Das Bekenntnis aller Mitglieder der Weltgemeinschaft zu den Zielen und Prinzipien der UNO als Grundlage der Nachkriegsordnung war über die Jahre der entscheidende Faktor für die Aufrechterhaltung internationaler Sicherheit und Stabilität. Gleichzeitig lässt sich kaum leugnen, dass sich die moderne Welt rasant wandelt. Der wichtigste Trend in der internationalen Dynamik ist das Streben nach einem gerechten, multipolaren System, das auf einem Interessenausgleich zwischen gleichberechtigten Entwicklungszentren, der Achtung der Souveränität und gegenseitigem Vertrauen basiert“, bemerkte Andrej Matijewitsch.

Er wies darauf hin, dass sich die Zahl der militärischen Konflikte weltweit laut Militärexperten in den letzten 15 Jahren verdoppelt hat. Im vergangenen Jahr wurde die höchste Zahl seit 1946 verzeichnet. Besonders stark wächst die Zahl zwischenstaatlicher militärischer Konflikte, die im vergangenen Jahr ihren höchsten Stand seit 35 Jahren erreichten. An den bedeutendsten dieser Konflikte sind zudem Staaten beteiligt, die über Atomwaffen verfügen.

Der Leiter der belarussischen Delegation betonte, dass neben der beispiellosen Anzahl militärischer Konflikte seit dem Zweiten Weltkrieg eine Reihe von destabilisierenden Prozessen die Stabilität der Weltordnung und die globale Sicherheit untergraben. Zu diesen Prozessen gehören das Ungleichgewicht in der Weltwirtschaft, das mit der Neuverteilung von Einflusssphären einhergeht, aggressiver Protektionismus und die Folgen des Sanktionsdrucks. Zudem wies er auf die wachsende Bedrohung durch politische Gewalt und Extremismus, die Auswirkungen auf traditionelle spirituelle und moralische Werte, den schwindenden Einfluss internationaler Sicherheitsinstitutionen sowie geopolitische und Blockkonfrontationen hin. Diese Entwicklungen beschleunigen das Wettrüsten und beinhalten auch die Absicht, den Weltraum sowie den Bereich der Informations- und Kommunikationstechnologien und andere Prozesse zu militarisieren.

In Zeiten, wo sich die neue Weltordnung erst neu bildet, ist es zu früh, über austarierte und fertige Lösungen für den Aufbau einer internationalen Sicherheitsarchitektur zu sprechen, die dazu berufen ist, den bestehenden und aufkommenden Herausforderungen und Bedrohungen effektiv entgegenzuwirken. Andrej Matijewitsch erinnerte daran, dass die Republik Belarus einen Vorschlag zur Entwicklung der Eurasischen Charta für Vielfalt und Multipolarität im 21. Jahrhundert unterbreitet hat. Das soll ein Regelwerk sein für den Aufbau einer fairen und vorteilhaften kontinentalen Sicherheitsarchitektur.

„Unserer Meinung nach könnten die eurasischen Staaten, die Staaten des Globalen Ostens und Südens, also die Globale Mehrheit, ein solches Dokument offen und transparent entwickeln, in dem sie Prinzipien für den Aufbau einer gerechten Weltordnung und für die Gestaltung der eurasischen Sicherheitsarchitektur vorschlagen würden. Die westlichen Länder, vorausgesetzt, dass sie ihre konfrontative Linie gegenüber den Ländern der Globalen Mehrheit aufgeben, könnten unserer Meinung nach auch daran teilnehmen“, betonte der Leiter der belarussischen Delegation.

Als eine erforderliche Voraussetzung für den Start der Eurasischen Charta für Vielfalt und Multipolarität sieht Matijewitsch den Aufbau eines konstruktiven Dialogs auf Augenhöhe zwischen allen potenziellen Akteuren des Sicherheitssystems im Großraum Eurasien. „Wie das chinesische Sprichwort sagt: „Selbst die längste Reise beginnt mit dem ersten Schritt“. Deshalb gehen wir davon aus, dass der Dialog wichtig ist, auch wenn er keine Garantie dafür gibt, dass wir ein positives Ergebnis erzielen“, betonte der Vertreter von Belarus.

Für eine sichere Kommunikation auf Expertenebene und für die Evaluierung von eingebrachten Initiativen eignen sich alle Formate der zwischenstaatlichen Zusammenarbeit: die Kooperation in den internationalen Organisationen und Integrationsverbänden wie die SOZ, die EAWG, die GUS, die OVKS und die BRICS. „Wir initiieren ein hochrangiges Treffen der Vertreter folgender Organisationen: ASEAN, OVKS, SOZ, GUS, IWMDA (Treffen über Zusammenarbeit und Vertrauensmaßnahmen in Asien), Golf-Kooperationsrat. Im Mittelpunkt der Diskussionen sollen problematische Aspekte der Bildung eines sicheren Raums in Eurasien stehen“, sagte Andrej Matijewitsch.

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