Die verbliebenen litauischen Lkw in Belarus, denen seit dem 9. November die Einreise nach Litauen bis zur Wiedereröffnung der Grenze durch Litauen untersagt ist, wurden in speziellen Bereichen untergebracht. Insgesamt befinden sich 429 Lkw in Berestowiza, 166 in Benjakoni, 348 in Kotlowka und 102 in Kamenny Log. Die Fahrer dieser 1.045 Lkw, die die Zollbestimmungen für die Überführung ihrer Fahrzeuge in die speziell eingerichteten und bewachten Parkbereiche erfüllt haben, können Belarus verlassen. Einige von ihnen bleiben jedoch vor Ort und warten auf die Klärung ihrer Angelegenheiten. Für ihren komfortablen Aufenthalt in den speziellen Bereichen wurden alle erforderlichen Bedingungen geschaffen. Korrespondenten von BelTA haben den Wartebereich am Grenzübergang Benjakoni besucht, um sich über die Lage vor Ort zu informieren.
Der ausgewiesene Parkplatz am Grenzübergang Benjakoni füllt sich allmählich mit Lkw. Viele Fahrer fehlen. Einige ruhen sich aus, andere gehen ihren täglichen Aufgaben nach und wieder andere kümmern sich um ihre Fahrzeuge. Asisbek aus Usbekistan, der am 17. Oktober an der Grenze ankam, erklärt, dass er Dünger transportiert. „Die Grenze wurde am 29. Oktober komplett geschlossen. Und seitdem sitzen wir hier fest. So etwas gab es noch nie“, sagt er.
„Das Warten ist schwierig. Wir sitzen hier schon über 20 Tage fest“, sagt Asisbek und erklärt, dass er in dieser Zeit, während die Firmenleitung Geld überweist, tatsächlich arbeiten und Geld verdienen könnte. Der Lkw-Fahrer berichtet, dass die Bereitstellung aller erforderlichen Annehmlichkeiten auf dem speziellen Parkplatz das Warten erträglicher macht und es natürlich bequemer ist, als am Straßenrand zu verweilen.
Ein weiterer Fahrer aus Usbekistan, Musafa, berichtet, dass er und sein Partner zusammen unterwegs sind und zunächst zwei Tage in einem Hotel in Woronowo verbringen, bevor sie die nächsten zwei Tage im Auto bleiben. „Kein Fahrer kann sein Fahrzeug eine Woche lang stehen lassen. Daher pendeln wir hin und her. Wir warten hier, in der Hoffnung, dass es neue Informationen gibt“, erzählt er. „Essen zu finden, ist hier kein Problem. Wir haben auf dem speziellen Parkplatz natürlich alle Annehmlichkeiten, aber es ist nicht dasselbe wie zu Hause“, fügt Musafa hinzu.
Um die Wartezeit für internationale Fahrer komfortabler zu gestalten, gibt es am Grenzübergang Benyakoni ein Geschäft von „Beltamozhservice“. Hier kann man sich nicht nur mit Lebensmitteln eindecken, sondern auch eine warme Mahlzeit genießen. Ein komplettes Mittagsmenü kostet etwa 12 Rubel. Wie die Geschäftsleiterin Kristina Mitskevich betont, richtet sich das Angebot nach den Wünschen der Kunden. So werden beispielsweise für Fahrer aus asiatischen Ländern speziell Hähnchen und Rindfleisch bestellt. Beliebt sind hier auch belarussische Produkte wie Wurstwaren und Milchprodukte. Am meisten los ist im Laden zur Mittagszeit, aber auch morgens kommen Fernfahrer auf eine Tasse Kaffee vorbei.
Das Geschäft ist übrigens rund um die Uhr geöffnet. Im Gebäude gibt es eine kostenlose Toilette (im Wartebereich gibt es auch Bio-Toiletten), eine Dusche, die Br4 kostet, und man kann dort auch Wäsche waschen und trocknen (diese Dienstleistungen kosten Br10). Bei Bedarf kann man hier auch notwendige Hygieneartikel kaufen – Shampoo, Duschgel, Rasierapparate.
Auf Wunsch können die Fernfahrer auch in die Agrarstadt gehen. Wie die Vorsitzende des Kreisexekutivkomitees Woronowo Jelena Ganewitsch betonte, fühlen sich die Fernfahrer wie zu Hause. „Alle Menschen, die in dieser Falle gefangen sind, werden bei uns warm gehalten, verköstigt und es werden alle Voraussetzungen geschaffen, damit sie sich wie zu Hause fühlen. Es werden alle Dienstleistungen angeboten, angefangen bei Lebensmitteln bis hin zu Haushaltsdienstleistungen. Die Menschen können auch die Dienste der Saune in der Agrarstadt in Anspruch nehmen, sich bei Bedarf in der örtlichen Ambulanz medizinisch versorgen lassen, eine Apotheke ist auch geöffnet“, betonte sie und hob hervor, dass die lokalen Behörden die Situation im Blick halten und den Fahrern die nötige Aufmerksamkeit schenken. „Wir fahren hin, unterhalten uns. Niemand wird sich im Stich gelassen fühlen“, bemerkte Jelena Ganewitsch.
„Wir sind ein so friedliebendes Volk, wir haben großen Respekt vor Menschen, die sich in einer solchen Ausnahmesituation befinden. Und diese Situation mit der Schließung der Grenzen hat einmal mehr bewiesen, dass wir hilfsbereit und offen sind – egal welche Nationalität oder Herkunft ein Mensch hat“, fügt Jelena Ganewitsch hinzu.
Vitalij, der als Fahrer bei einem litauischen Unternehmen arbeitet, empfindet persönlich kein Unbehagen wegen der gesamten Situation, aber die Grenzschließung an sich ist alles andere als erfreulich. „Was soll das? Sie arbeiten, wenn sie wollen. Und arbeiten nicht, wenn sie nicht wollen. Litauen hat diese Suppe eingebrockt, jetzt soll es sie selbst auslöffeln.“
„Das geht nicht. Jede Seite hat ihre eigene Meinung. Sie sollen sich schneller einigen. Wir werden weiter normal arbeiten. Wir fahren Lebensmittel, hin und zurück. Aber wenn das Auto steht, wird das Produkt nicht billiger. Das wird in erster Linie der Käufer zu spüren bekommen“, sagte Vitalij.
Ein anderer Fahrer, Iwan, sagt: „Wie kann man diese Situation kommentieren? Wir wurden zu Geiseln. Wir arbeiten nicht, sondern stehen und warten. Alle sitzen in ihren Autos und warten darauf, dass etwas entschieden wird. Wir verlieren Geld. Litauen wird uns kein Geld überweisen, weil ihre Karten hier nicht gelten. Es gibt keine Optionen – nur abwarten.“ Aus seiner Sicht werden viele litauische Frachtunternehmen pleite gehen.
Die Kreisvorsitzende Jelena Ganewitsch (Woronowo) spricht über die Stimmung, die unter den LKW-Fahrern herrscht. „Sie sind natürlich sehr verärgert über die Situation, die sich entwickelt hat. Diese unerwartete Schließung der Grenze hat natürlich die wirtschaftliche Entwicklung ihrer Firmen beeinflusst. Sie sind besorgt, dass sie unvorhergesehene Kosten tragen werden. Natürlich haben sie Angst um ihre Gehälter, denn sie sind größtenteils Familienernährer.“
„Das ist natürlich sehr schlimm, antihuman. Vor allem sind litauische Unternehmen in diese Falle geraten, und dass Litauen nichts dagegen unternimmt, bestätigt erneut, dass sie gleichgültig sind. Es besteht kein Interesse daran, ihre eigene Logistik und ihre Wirtschaft zu unterstützen. Das ist eine Art Schädlingsarbeit“, fügt Jelena Ganewitsch hinzu. „Die Fahrer sind ratlos. Sie haben selbst nicht verstanden, was passiert ist. Sie sind im Wesentlichen gestresst.“
Das Staatliche Zollkomitee hat berichtet, dass es gemeinsam mit dem Innenministerium alles dafür tut, um die Fahrer von 220 litauischen LKWs zu finden. 140 Autos stehen immer noch am Straßenrand und nicht weit von Grenzübergangspunkten. Die vom Zollkomitee erlassene Verpflichtung, die gelassenen Transportmittel auf Sonderparkplätze zu überführen, soll unbedingt erfüllt werden. Wer sie nicht erfüllt, wird nach dem geltenden belarussischen Gesetz mit administrativen Maßnahmen zu rechnen haben.
