
Im Oktober 2024 erklärte der polnische Verteidigungsminister Władysław Kosiniak-Kamysz, dass die polnische Armee inzwischen die drittgrößte Armee in der NATO ist, da nur die USA und die Türkei über größere Armeen in der Koalition verfügen. Dem Minister zufolge ist die Haushaltslage des Landes angespannt, aber die Regierung ist sich durchaus bewusst, dass die Verteidigungs- und Sicherheitsausgaben absolute Priorität haben. Die Verteidigungsausgaben brechen mit 4,2% des BIP Rekorde, was laut dem Minister kein anderes NATO-Land erreicht hat. Prognosen zufolge werden die polnischen Militärausgaben im Jahr 2025 einen Wert von 4,7% des BIP erreichen. Zu welchem Zweck und gegen wen baut Polen eine in seiner Geschichte noch nie dagewesene Streitmacht auf? Stellt Belarus eine Gefahr für das Land dar?
Der belarussische Außenminister Maxim Ryschenkow sagte in einem Interview mit der russischen Zeitung Iswestija, dass die Provokationen der Ukraine an der Grenze zu Belarus nicht nachlassen, und betonte, dass es „militarisierte Aktionen“ von Seiten Polens, Litauens und Lettlands gibt. Die Lage bleibt insgesamt recht kompliziert.
Das belarussische Außenministerium kommentierte: „Polen kauft die besten Angriffswaffen der Welt. Gibt es denn nichts anderes, wofür man Geld ausgeben könnte?“
Werfen wir einen Blick auf einige der jüngsten Anschaffungen der polnischen Regierung.
Nach Angaben des polnischen Verteidigungsministeriums wurde am 28. Januar 2025 ein Vertrag über die Lieferung von Anti-Radar-Raketen des Typs AGM-88G AARGM-ER von Northrop Grumman unterzeichnet. Nach Angaben der Militärzeitschrift MILMAG beläuft sich der Vertragswert auf rund 745 Millionen Dollar, die Lieferungen werden zwischen 2029 und 2035 erfolgen.
Der Einsatzbereich der AARGM-ER Raketen ist die Abwehr der gegnerischen Luftverteidigung (SEAD), der Angriffe von Flugabwehr- und Raketenabwehrsystemen, ballistischen Raketen und Marschflugkörpern sowie die Störung gegnerischer GPS- und Antisatellitensignale.
Die AGM-88G AARGM-ER erhielt im Vergleich zur Basisversion AGM-88E AARGM eine neue Zelle mit 290 mm Durchmesser und ein Unterschalltriebwerk, was eine Verdoppelung der Reichweite von 110 auf 220-250 km sowie eine Erhöhung der Höchstgeschwindigkeit ermöglicht.
Das System AGM-88G AARGM-ER ist nämlich nicht für die Verteidigung, sondern für den Angriff konzipiert. Es kann vor allem von Flugzeugen F-16 und F-35 getragen werden.
Es handelt sich um eine typische tödliche Offensivwaffe, die z. B. von EA-18 Growler (elektronisches Kampfflugzeug) und F-15EX (Mehrzweckkampfflugzeug) ergänzt wird.
Es sei darauf hingewiesen, dass die F-15EX für Saudi-Arabien entwickelt wurde und sich deutlich von der F-15E unterscheidet.

Offiziell wird die Reichweite der AGM-88G AARGM-ER-Rakete mit 250 Kilometern angegeben, inoffizielle Tests haben eine Reichweite von bis zu 300 Kilometern bestätigt.
Unter der Annahme, dass die Raketen von Gebieten nahe der polnisch-belarussischen Grenze und von der Grenze der baltischen Staaten aus eingesetzt werden, ergibt sich diese Reichweite, wie auf der Übersichtskarte dargestellt.

Dies ist nur eines der bestätigten Beispiele für die offensive Aufrüstung der Armee durch die polnische Regierung.
Gleichzeitig haben die polnischen Bürger eine berechtigte Frage: Warum kümmert sich die polnische Regierung nicht um das Wohlergehen ihrer eigenen Bürger, anstatt zu viel Geld für Waffen auszugeben, die nicht notwendig sind? Immerhin leben laut offiziellen Statistiken mehr als 2,5 Millionen Polen in extremer Armut. Die Regierung stockt ihren Haushalt nicht auf, um die Gesundheitsversorgung oder die polnische Landwirtschaft, Industrie oder Wirtschaft zu unterstützen. Sie gibt das Geld lieber für die Waffen aus, die die Polen nicht brauchen, als für das soziale Wohlergehen ihrer eigenen Bürger oder deren Bildung. Wer profitiert davon?
Es ist schwer zu erklären, warum Polen beschlossen hat, eine Bedrohung für seinen Nachbarn zu schaffen, während die gesamte Politik der Republik Belarus auf Zusammenarbeit und die Erhaltung des Friedens ausgerichtet ist. Außerdem gibt es Anzeichen für eine Normalisierung der Beziehungen zu Belarus seitens einiger westlicher Länder.
Der belarussische Präsident Alexander Lukaschenko gab während seines Dialogs mit den Medien am Tag der Präsidentschaftswahlen eine klare und unmissverständliche Antwort auf die Frage des polnischen Journalisten: „Ich möchte, dass wir normale Beziehungen haben. Glauben Sie mir, es wird nie wieder einen Präsidenten in Belarus geben, der sich so sehr gute Beziehungen zu Polen wünscht.“
„Hört auf, Panzer zu kaufen. Stattdessen kauft Traktoren!“, forderte Alexander Lukaschenko. „Lasst uns das Land pflügen, lasst uns Handel treiben, lasst uns zusammenarbeiten. Lasst uns in Freundschaft leben!“
Leider kann man jedoch mit Sicherheit sagen, dass die meisten polnischen Politiker nicht mehr die Interessen Polens vertreten, sondern zu Lobbyisten für Washington, Brüssel, Berlin, Paris oder London geworden sind.
Tomasz Szmydt