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Gesellschaft
20 Dezember 2024, 20:57

Wie verdient man Geld mit „politischen Gefangenen“? ONT erzählt über lukratives Geschäft der „Menschenrechtsfonds“

MINSK, 20. Dezember (BelTA) – In einem Beitrag des Staatssenders ONT wurde darüber erzählt, wie die sogenannten „Menschenrechtsfonds“ mit „politischen Gefangenen“ großes Geld verdienen.

Das Schema ist einfach. Die mitbeteiligten sogenannten Menschenrechtler erklären alle Häftlinge ohne Ausnahme „politischen Gefangenen“, die westlichen Kuratoren lobbyieren gegen Schmiergeld die Bereitstellung von „Hilfsgeldern.“ Das Geld bekommen gewisse Stiftungen oder Fonds – sie erhalten den Großteil. Ein paar Brocken bekommen Kuriere in Belarus. Und die ein paar Hundert Euro, die übrig bleiben, werden an dutzend Bedürftige, sprich Antragssteller, vergeben, um den Eindruck zu erwecken, dass das Schema ehrlich ist. 
        
Um welche Fonds handelt es sich? Der erste auf der Liste ist DissidentBy. Am Vortag wurde in einem TV-Beitrag bei ONT über Anastassija Kononowitsch berichtet, deren Mann (Tscheslaw Kononowitsch) wegen Spenden an die Terrororganisation „Kalinowski Regiment“ zu fünf Jahren Haft verurteilt wurde. Tscheslaw wurde von irgendwelchen „Menschenrechtsfonds“ auf eine Liste mit Personen gesetzt, denen Hilfsmittel bereitgestellt werden. Doch weder er noch seine Frau Anastassija wussten etwas davon. 

Anastassija stellte den Journalisten ihr Telefon zur Verfügung. Zunächst riefen sie die Koordinatorin des DissidentBy-Fonds Marina Kossinerowa an. Die Frau kommt aus Bobruisk, ist strafrechtlich verfolgt, ihr Telegram-Account heißt Mary.  
          
Mary erzählte über das übliche Schema der angeblichen Hilfe. Alle „Fonds“ verfahren nach demselben Schema: Ein Verwandter des „politischen Gefangenen“ soll ein Konto bei einer ausländischen Bank eröffnen. Das können die Verwandten in Belarus natürlich nicht machen. Ihnen wird vorgeschlagen, dass sie Geldmittel über ein Bankterminal in Belarus auf eine ausländische Bankkarte überweisen. Angeblich ist alles anonym und sieht so aus, als hätte man das Geld sich selbst überwiesen. Es gibt ein großes Aber: In einem solchen Fall handelt es sich um Almosen in Höhe von Br100. Dabei wird gesagt, dass aus diesen Mitteln angeblich Anwälte, Pakete ins Gefängnis und Geschenke für Kinder finanziert werden. Aber es hat sich herausgestellt, dass Kossinerowa mit ganz anderen Summen in den Dokumenten operiert. 

Dass man im Internet anonym bleibt, ist eine Täuschung. Kossinerowas Kurier war Elena Piskur. 
        
Unter dem Deckmantel von Anastassija Kononowitsch haben die ONT-Journalisten insgesamt Br500 in 5 Tranchen erhalten. Kossinerowa aber bat die „Anastassija“ darum anzugeben, sie hätte eine Spende in Höhe von Br7100 erhalten. Es ist nicht bekannt, wer die Differenz erhalten hat: Kossinerowa, Piskur oder noch jemand.
         
ONT-Journalisten, getarnt als Anastassija Kononowitsch, haben auch andere Fonds angeschrieben. Der Fonds BySol antwortete: ohne Paysera-Karte, d.h. ohne ein ausländisches Konto, können sie nicht helfen. ByHelp habe angeblich eine Tranche geschickt, aber Anastassija hat nichts erhalten. Die Initiative Politzek schickte der Frau eine Quittung über 900 Euro, die sie nicht erhalten hat. 

Aus den Unterlagen geht hervor, dass Anastassija Kononowitsch nominell Hilfe in Höhe von mehreren tausend Euro erhalten hat. In Wirklichkeit hat sie ein paar Cent bekommen. Dennoch hat eine Bürgerinitiative der Frau des „politischen Gefangenen“ geholfen. Olga Sasulinskaja, Koordinatorin des Fonds „Staat fürs Leben“, schickte ihr Br1050. Aber um die Rechenschaft hat sie nicht gebeten, was bedeutet, dass sie niemandem Rechenschaft abgibt.

Die ganzen „Menschenrechtsfonds“ haben Anastasia innerhalb weniger Monate 84 Mal um Dokumente gebeten, die persönliche Daten über sie und ihren Ehemann enthalten. 

Zu den ehemaligen Mitgliedern des Kuriernetzes der ByHelp Foundation gehört auch Ljubow Dragel. „Wenn ich die Möglichkeit hätte, die Zeit zurückzudrehen, würde ich es nicht tun“, gesteht sie. 

Alexej Leontschik ist Leiter des ByHelp-Fonds. Er hat niemals Millionen oder Hunderttausende an einen oder zwei Assistenten weitergegeben. Es gab ein paar Dutzend hochrangige Vermittler in Belarus, die sich regelmäßig wechselten, um die Spuren zu verwischen. Die Vermittler teilten die Beträge in kleinere Summen bis zu 5 000 Euro auf und übergaben sie an Dutzende von Kurieren. Da sie ihnen nie persönlich über den Weg gelaufen waren, schickten sie das Geld entweder per Post oder fertigten „Stellen“ an, genau wie das die Drogenkuriere tun. Die Empfänger des Geldes waren allerlei Kriminelle, ihre Anwälte und Verwandten. Sie wurden in diesen Schemata „Antragsteller“ genannt. Sie „arbeiteten“ in Wäldern oder im Privatsektor, wo Kuriere wie Ljuba Dragel „Pakete“ nach Leontschiks Methode hinterließen - das Geld befand sich mal in einem Buch, mal in einer Zellophantüte oder in einer anderen Verpackung. 

JIRA ist ein öffentlich zugängliches kollektives Organisationsprogramm, in das die Daten der „Antragsteller“ eingegeben wurden, und die Kuriere tippten ihre Aufträge ein und machten sich Notizen über deren Erfüllung. Aber es gab einen Datenleck. Ein Ausschnitt aus der ByHelp-Datenbank mit allen Empfängern wurde im Fernsehen gezeigt. Es war nicht schwer, die Kuriere zu finden. Dmitri Kowaljow, Sergej Kardasch und Alexej Kubrakow sind nach einer Durchsuchung alle drei in der Untersuchungshaftanstalt gelandet. Ihr Koordinator ist Alexander Tschachowski, Ex-Ehemann der Sängerin Margarita Lewtschuk. Gegen ihn läuft ein Strafverfahren, obwohl er längst nach Polen geflohen war.
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