
Themen
"CHRONIKEN "
Dieser junge Soldat hat viele „erwachsene“ Heldentaten vollbracht. Er war zehn Jahre alt, als der Große Vaterländische Krieg begann. Jura Schdanko musste Aufklärer werden, weit weg von seiner Mutter wohnen und täglich sein Leben riskieren.
Juri (Jura) Schdanko wurde am 18. Januar 1931 in Witebsk geboren. Sein Vater war Arbeiter, seine Mutter – eine Lehrerin. Er war das dritte Kind in der Familie. Vor dem Krieg hat er nur zwei Klassen absolviert.
"In seinen Memoiren, die im Museum der Geschichte des Großen Vaterländischen Krieges aufbewahrt werden, schrieb Jura, dass er seinen Vater schlecht kannte. Iwan Jegorowitsch starb während eines Bombenangriffs, als er in Witebsk die Geräte aus einer Schulfabrik evakuierte", erzählte Uljana Schisch vom Staatlichen Museum der Geschichte des Großen Vaterländischen Krieges.
Video mit deutschen Untertiteln
"Es gibt zwei Versionen. Entweder starb er sofort nach der Geburt seines Sohnes oder zu Beginn des Krieges, als er die Witebsker Nadelfabrik evakuierte. Das war wirklich so. Die Fabrik wurde nach Tambow evakuiert und nahm dort ihre Arbeit wieder auf. Nach dem Krieg wurden die Anlagen wieder nach Witebsk gebracht. Und an der Stelle dieses Produktionsbetriebs entstand später das berühmte Witebsker Gerätebauwerk. Es existiert bis heute", erzählte Dr. Sergej Alexandrowitsch von der Historischen Fakultät der BGU.
"Es gibt wenig Information. Meistens sind es Erinnerungen seiner Töchter, die Ende 50-er / Anfang 60-er geboren sind und über den Vater wenig wussten. Oder das sind Erinnerungen der Freundin von Juras Mutter. Seine Mutter hieß Maria Schdanko. Sie hatte eine Freundin, womöglich eine Klassenkameradin, noch aus der Schule in Surosch. Ihr Name war Nina Kucharenko, die als Aufklärerin in der 4. Stoßarmee diente. Sie hat irgendwelche Informationen über Juri Schdanko an das regionale Heimatmuseum Witebsk übergeben, vielleicht auch einige Dokumente. Eines war sein Foto, das er selbst für seine Mutter signiert hatte. Dann gab es noch eine Bescheinigung, dass er Rotarmist der 39-er Aufklärungskompanie des 1119. Schützenregiments der 332. Schützendivision war. Diese Bescheinigung wird heute im Museum des Großen Vaterländischen Krieges aufbewahrt."

Am 5. Juli 1941 kamen die Deutschen dicht an die Stadt Witebsk heran und nahmen sie bald ein. Um die Bürger in Angst zu halten, hängten die deutschen Besatzer täglich Menschen auf oder erschossen sie. Juris Bruder Nikolai diente zu jener Zeit in der Armee.
Am 9. Juli wurde die ältere Schwester Tatjana erschossen. Vor dem Krieg war sie Lehrerin. Der ältere Bruder Nikolai diente in der Armee. Als der Krieg begann, wusste in der Familie niemand etwas von ihm. Mit der Zeit wurde das Leben in der besetzten Stadt immer schwieriger.
Man vermutet, Tatjana sei noch zu Beginn der Besatzung der Stadt von den Faschisten getötet worden. Man spricht vom 9. Juli. Aber Fakt ist, dass am 9./11. Juli erbitterte Kämpfe um Witebsk geführt wurden. Und es ist durchaus möglich, dass die Schwester während dieser Kämpfe gefallen war – getroffen von einer Kugel oder nach einem Bombenangriff.
