MINSK, 21. November (BelTA) – Warum sind die Bergarbeiter von Soligorsk aus Protest nach Minsk marschiert, haben die Autoren des Dokumentarfilms „Die Zeit hat uns gewählt“ auf dem Fernsehkanal „Belarus 1“ erzählt.
Die ersten Anzeichen der Streikstimmung waren in den Bergwerken von Soligorsk bereits im Januar 1992 zu spüren. Die Bergleute forderten höhere Löhne und angemessene Arbeitsbedingungen. Die zweistufigen Verhandlungen zwischen der Unternehmensleitung und den Arbeitern erwiesen sich als erfolglos. Die Behörden gewannen nur etwas Zeit. Der groß angelegte Streik wurde nur um ein Paar Monate hinauszögert.
„Wir waren völlig unfähig, Handel zu treiben, auch mit Kali. Wir handelten früher in der Sowjetunion. Und als wir ein souveräner Staat wurden, wussten wir nicht, wie wir das machen sollten. Wir teilten die Quoten auf. Eine bestimmte Menge an das Gesundheitsministerium, an das Verteidigungsministerium... Und sie gingen unabhängig voneinander mit Kali auf die Weltmärkte. Dies führte dazu, dass die Preise fielen. Die belarussischen Unternehmen konkurrierten und stritten sich oft bei denselben Ausschreibungen und Wettbewerben untereinander. Es herrschte ein völliges Durcheinander“, erinnert sich der erste stellvertretende Ministerpräsident von Belarus (1991-1994), der belarussische Staatsmann Michail Mjasnikowitsch.
Die Bergleute blockierten zunächst die Kalilieferungen des Unternehmens, und am 10. April zogen sie nach Minsk. Um die Aktion lautstark zu unterstützen, beschlossen sie, die Hauptstadt zu Fuß zu erreichen. Am ersten Tag legten 50 Streikende etwa 40 Kilometer zurück. Bereits in Sluzk verließen zwei Personen die Kolonne. Am nächsten Tag gingen sie noch 60 Kilometer zu Fuß. Etwa 20 Bergleute schafften es bis in die Hauptstadt. Der Rest musste mit Autos in die Stadt gebracht werden – die Bergleute hatten gedehnten Sehnen und blutige Blasen.
„Wir haben diese Strecke innerhalb von drei Tagen zurückgelegt. Wir sind 50-60 Kilometer pro Tag gelaufen. Wir können es also aushalten. Sie werden uns nicht hinkriegen“, sagt einer der Bergleute in Archivaufnahmen.
„Es ist nur ein Protestmarsch, wie wir ihn genannt haben. Gegen die Tatsache, dass die Stadt seit einem Monat steht. Aber hier, in diesem Haus (Regierungsgebäude in Minsk - Anm. BelTA) denken sie an nichts“, sagt ein anderer Bergarbeiter.