Die belarussische Delegation unter der Leitung des Außenministers Maxim Ryschenkow besuchte am 22. und 23. Oktober Algerien. Zusammen mit dem Außenminister reisten Leiter der Ministerien für Industrie, Gesundheit, Landwirtschaft und Ernährung sowie das Management der Industrie- und Handelskammer nach Afrika. Der Präsident von Belarus, Alexander Lukaschenko, hatte bereits zuvor darauf hingewiesen, dass die Kontakte nach Algerien neue Impulse erhalten haben. Dabei bleibt Belarus seinem Ansatz treu und kommt als Freund nach Afrika, um dort zu helfen. Welche Interessen hat Belarus in Nordafrika und warum ist Algerien daran interessiert, belarussische Technologien zu erwerben?
Belarus und Algerien haben vor genau 30 Jahren - am 24. Oktober 1995 - diplomatische Beziehungen aufgenommen. Und wenn noch vor einigen Jahren die Dynamik des bilateralen Handels, gelinde gesagt, viel zu wünschen übrig ließ, gibt es seit kurzem gute Zukunftsaussichten. Bis 2020 haben die Länder im gegenseitigen Handel kaum die $10 Mio.-Marke überschritten. Nach dem Ausbruch der Pandemie schrumpfte der Handel komplett. Aber im Jahr 2024 betrug der Umsatz etwa $50 Millionen und stieg im Vergleich zu 2023 um das 16-fache. Ist das nicht ein Anlass, den Stier bei den Hörnern zu packen? Daher kann die aktuelle Aktivierung von Kontakten als Versuch bezeichnet werden, Beziehungen aufzubauen und neue Berührungspunkte zu finden.
Algerien hat ein hohes wirtschaftliches Potenzial für belarussische Hersteller, auch als Drehscheibe für den Aufbau vielversprechender Geschäftsbeziehungen mit Unternehmen des Mittelmeermarktes, des arabischen und des afrikanischen Marktes.
Über bevorstehende Kontakte auf höchster Ebene
In Algerien wurde die belarussische Delegation von Präsident Abdelmadjid Tebboune empfangen. Er bestätigte das hohe Maß an politischer Zusammenarbeit zwischen den beiden Ländern, das nach seinen Angaben auf der Übereinstimmung von Positionen in wichtigen Fragen der internationalen Weltordnung, gegenseitiger Unterstützung, Freundschaft und dem politischen Willen beruht, sie in für beide Seiten vorteilhafte Wirtschaftsprojekte umzuwandeln.
Maxim Ryschenkow hat dem Präsidenten Algeriens eine persönliche Botschaft des Präsidenten von Belarus, Alexander Lukaschenko, übergeben. Darin stellte das Staatsoberhaupt seine Vision für die Entwicklung der bilateralen Zusammenarbeit mit Algerien dar. Der Schwerpunkt liegt natürlich auf der Wirtschaft.
Während des Treffens stellten die Parteien Weichen für den gegenseitigen Handel. Sie erörterten die Entwicklung der industriellen und landwirtschaftlichen Zusammenarbeit, belarussische Teilnahme an algerischen Aufbauprojekten.
Es wurde auch die Notwendigkeit festgestellt, dass die vertragliche und rechtliche Grundlage der bilateralen Zusammenarbeit in den Bereichen Industrie, Landwirtschaft, Justiz, Bildung und Verkehr erweitert werden soll, und die bevorstehenden Kontakte auf höchster Ebene wurden besprochen.
Über die Entwicklung einer kurzfristigen Roadmap
Nach den Gesprächen mit dem algerischen Staatschef wurde die belarussische Delegation vom Staatsminister und Außenminister Algeriens im Empfang genommen.
Die Parteien haben ihre gegenseitige Ausrichtung auf die umfassende Stärkung der belarussisch-algerischen Zusammenarbeit bestätigt und weitere Möglichkeiten zur Ausweitung des Handels und der wirtschaftlichen Zusammenarbeit erörtert.
Um all diese Pläne umzusetzen, wurde beschlossen, für die kommenden Jahre einen umfassenden Fahrplan für die bilaterale Zusammenarbeit zu erstellen und im November einen zusätzlichen Besuch von belarussischen Amtsträgern und Geschäftskreise nach Algerien zu organisieren. Es wurde auch vereinbart, die Arbeit an der Erweiterung des Vertragsbasis fortzusetzen, einschließlich der Vorbereitung auf die Unterzeichnung eines Pakets bilateraler Dokumente während des bevorstehenden Gipfelbesuchs.
Im April 2025 haben Belarus und Algerien übrigens die erste Sitzung der zwischenstaatlichen Kommission für Handel und wirtschaftliche Kooperation abgehalten. Sie wurde zu einem Schlüsselelement für den Ausbau der Zusammenarbeit in den Bereichen Handel und Wirtschaft. Die Parteien erklärten die Bedeutung dieser Arbeit.
Während der Verhandlungen bekräftigten die Außenminister ihr Engagement für die gegenseitige Unterstützung in internationalen Organisationen und die Bekämpfung von Versuchen, heuchlerisch Doppelmoral durchzusetzen, vor allem im Bereich der Menschenrechte.
Die Diplomaten sprachen Fragen der humanitären und bildungspolitischen Zusammenarbeit an, darunter den Entwurf eines Abkommens im Bildungsbereich und die Umsetzung von Kinder- und Kulturaustauschprogrammen. Die belarussische Seite erklärte insbesondere ihre Bereitschaft, eine Gruppe algerischer Kinder im Rahmen eines humanitären Projekts unter der Schirmherrschaft des belarussischen Präsidenten zur Erholung in das Kinderzentrum „Subrjonok“ aufzunehmen.
Außerdem bekräftigten beide Seiten ihr Bestreben, ihre diplomatische Präsenz gegenseitig auszubauen.
Über Zusammenarbeit im Pharmabereich
Bei den Gesprächen mit dem algerischen Minister für pharmazeutische Produktion diskutierte die belarussische Delegation Möglichkeiten zur Ausweitung der Zusammenarbeit im Gesundheits- und Pharmabereich, darunter die Beschleunigung der Zulassungsverfahren für belarussische Arzneimittel.
Während des Treffens wurde das hohe Potenzial für die Organisation gemeinsamer pharmazeutischer Produktionsbetriebe hervorgehoben und die Bereitschaft belarussischer Unternehmen zur Technologietransfer und zur Beteiligung an der Lokalisierung der Produktion in Algerien mit der Aussicht auf den Eintritt in andere afrikanische Märkte betont.
Algerien seinerseits ist am Erwerb und der Herstellung von Arzneimitteln zur Behandlung von Krebserkrankungen sowie am Kauf belarussischer Substanzen interessiert.
Über industrielle Zusammenarbeit
Zur Weiterentwicklung der Vereinbarungen, die beim Treffen mit dem Präsidenten und dem Außenminister getroffen wurden, führte die belarussische Delegation Gespräche mit Industrieminister Yahya Bashir und einer Gruppe von Führungskräften der algerischen Industrie.
Das Hauptaugenmerk lag auf der industriellen Zusammenarbeit, der Standardisierung und der Zertifizierung. Dabei zeigte die algerische Seite Interesse an belarussischen Traktoren mit erhöhter Leistung (von 200 bis 300 PS), der Gründung einer gemeinsamen Produktion für landwirtschaftliche Maschinen und Geräte sowie einem gemeinsamen Projekt zur Herstellung von MAZ-Lastkraftwagen und -Personenkraftwagen.
Die belarussische Seite schlug vor, von einem einfachen Kauf-Verkauf-Geschäft zu einer industriellen Zusammenarbeit und der Herstellung gemeinsamer Industrieprodukte mit der Aussicht auf einen weiteren Export in afrikanische Länder überzugehen.
Es ist geplant, dass im November Vertreter von Bobruiskagromash, MTZ, MAZ und Amkodor Algerien besuchen werden. Sie werden die Richtungen für die weitere Zusammenarbeit im Bereich der Lieferung belarussischer Technik und die Bedingungen für die Schaffung gemeinsamer Produktionsstätten für Traktoren und Kommunaltechnik, Anbaugeräte und Servicezentren auf dem Gebiet Algeriens erarbeiten.
Über Ernährungssicherheit
Neben Maschinen ist Algerien auch am Kauf von belarussischer Babynahrung, einer Erhöhung der Lieferungen von Trockenmilch und halal-zertifizierten Fleischprodukten interessiert. Diese Fragen wurden bei einem Treffen mit dem algerischen Minister für Landwirtschaft, ländliche Entwicklung und Fischerei, dem Co-Vorsitzenden der algerischen Seite der gemeinsamen intergouvernementalen Kommission für handelspolitische und wirtschaftliche Zusammenarbeit sowie für wissenschaftlich-technische Zusammenarbeit ausführlicher erörtert.
Die Seiten vereinbarten den Abschluss eines zwischenstaatlichen Abkommens im Bereich Veterinärwesen und eines Memorandums über die Zusammenarbeit im Bereich Landwirtschaft und tauschten Einladungen zum Besuch von Fachmessen im Bereich Landwirtschaft und Ernährung aus.
Wie bei den Verhandlungen erklärt wurde, ist Belarus als großer Hersteller von Landmaschinen und mit seinen umfangreichen Kompetenzen und Technologien im Bereich der Landwirtschaft bereit, einen Beitrag zur Ernährungssicherheit Algeriens zu leisten. In diesem Zusammenhang diskutierten die Delegationen den Bedarf an Mechanisierung der Landwirtschaft im Rahmen eines von der algerischen Seite durchgeführten Großprojekts zur Erschließung neuer Flächen in der Wüste mit einer Fläche von bis zu 1 Million Hektar. Die algerische Seite zeigte auch Interesse an der Fortsetzung der Arbeit an Projekten zur Schaffung von Getreidelagersystemen.
Zusätzlich zu den Haupttreffen führte die belarussische Delegation eine Reihe von Einzelgesprächen und Konsultationen mit Expertengruppen zu Themen der Zusammenarbeit in den Bereichen Industrie, Landwirtschaft, Geschäftskontakte sowie anderen Bereichen der handelspolitischen und wirtschaftlichen Zusammenarbeit durch.
