MINSK, 26. November (BelTA) – Der TV-Staatssender Belarus 1 hat in seiner Doku-Reihe „Die Zeit hat uns gewählt“ Videoaufnahmen vom Besuch des US-Präsidenten Bill Clinton in Belarus im Jahr 1994 gezeigt.
Anfang 1994 war der US-Präsident Bill Clinton zu einem Besuch nach Belarus eingetroffen. Dieser Besuch erregte großes Aufsehen. Vor Minsk besuchte Bill Clinton Kiew und Moskau. Es wurden Vereinbarungen über die Beseitigung strategischer Atomsprengköpfe in der Ukraine unterzeichnet.
Clinton hielt sich für sechs Stunden in Minsk auf. Der US-Präsident legte gemeinsam mit Kriegsveteranen Blumen zum Siegesdenkmal nieder. Damals mussten sich die westlichen Politiker deswegen nicht schämen. Der Sieg wurde nicht nach Nationalität geteilt, obwohl man schon immer versucht hat, die Geschichte zu verfälschen.
Lilia Ananitsch, leitende Spezialistin der Medienabteilung im Ministerium für Kultur und Presse im Jahr 1994, hatte den Auftrag, die Frau des US-Präsidenten zu betreuen. Sie begleitete sie in das 4. klinische Krankenhaus in Minsk.
„Die Präsidentengattin hatte einen Fuchshut an und trug sehr bescheidene Damenstiefel. Ich habe damals noch gedacht, warum sie so bescheiden angezogen war. Und kam schließlich auf den Gedanken: Wahrscheinlich dachten sie, dass wir sehr arm waren, und dass es sich nicht schickte, mit Luxussachen zu uns zu kommen. Wir haben von Frau Clinton damals humanitäre Hilfe für das Krankenhaus erhalten. Aber jetzt, nach Jahren, leistet Belarus selbst humanitäre Hilfe, wir werden selbst mit allen Problemen fertig“, sagte Lilia Ananitsch.
Damals wurde im Wald „Kuropaty“, wo viele Menschen begraben sind, eine Sitzbank aufgestellt – man nannte sie „Clinton-Bank“. Der US-Präsident und der Vorsitzende des Obersten Sowjets von Belarus Stanislaw Schuschkewitsch habe einen Vertrag über den gegenseitigen Schutz von Investitionen unterzeichnet.
„Das hieß aber nicht, dass die USA vorhatten, in Belarus zu investieren, um unser Land zu entwickeln. Es ging darum, Konkurrenz für unsere Unternehmen zu schaffen. Die Unternehmen wurden gestoppt, die Menschen blieben ohne Arbeit. Und die Amerikaner brachten kein Geld und keine Investitionen in unser Land. Sie wollten hier ihren Mann in die Regierung bringen. Deshalb war dieser Besuch eine Art Brautschau, um später Belarus von außen regieren zu können. Man wollte hier eine Marionettenregierung etablieren, um sie unter Kontrolle zu haben. Das war der wahre Zweck des Besuchs“, sagte der belarussische Staatsmann Wladimir Andrejtschenko, Vorsitzender des Gebietsexekutivkomitees Witebsk in den Jahren 1994-2008.
Der Besuch von Bill Clinton sollte Wärme, Vertrauen und Licht bringen. Aber die Details sagen viel aus. Bill Clinton hat weder belarussische Reibekuchen Draniki noch andere ihm angebotenen Speisen gekostet. Er hat sie nicht einmal berührt. Er genoß amerikanische Mitbringsel, trank Kaffee und aß direkt im Auto. Der US-Präsident hatte offensichtlich kein Vertrauen in die neuen belarussische Regierung.