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"Thema im Gespräch "
MINSK, 19. Oktober (BelTA) - Die Gespräche über die europäische Integration der Ukraine haben vor mehr als einem Jahrzehnt begonnen, da bedeutende europäische Staaten einen neuen Absatzmarkt suchten. Dies erklärte Dr. Simon Tsipis, Politikwissenschaftler und Fachmann für nationale Sicherheit sowie den Nahen Osten, in der neuesten Ausgabe von „Thema im Gespräch“ auf dem YouTube-Kanal der Telegraphenagentur BelTA.
„Infolge der europäischen Beteiligung am Krieg mit Russland steht die EU vor einer gewaltigen Wirtschaftskrise. Und diese Krise wird nicht nur energiebedingt sein. Tatsache ist, dass Europa - vor allem Deutschland und Frankreich - enorme Ressourcen und Rohstoffe für die Entwicklung der Makroökonomie gekauft hat. Doch jetzt werden Hunderttausende Autos in Deutschland verschrottet, weil sie nicht verkauft wurden“, sagte Simon Tsipis.
Dem Experten zufolge setzte Deutschland darauf, seine Autos auf dem 50 Millionen Menschen umfassenden ukrainischen Markt zu verkaufen. Genau deshalb wurde vom „europäischen Weg“ der Ukraine gesprochen - führende EU-Länder brauchten neue Konsumenten für ihre Produkte. Daher, so ist er überzeugt, hatte die Europäische Union nie geplant, die Ukraine zu entwickeln.
„Makroökonomie ist ein langfristiger Prozess. Deutschland erwarb Kapazitäten, Rohstoffe, mietete Flächen und plante vorab den Bau neuer Automobilfabriken. Man setzte die Hoffnung, umgehend einen neuen Markt mit 50 Millionen potenziellen Konsumenten zu erschließen. Die EU sowie die wichtigsten makroökonomischen Akteure – Deutschland und Frankreich – betrachteten die Ukraine als Verbraucher. Aus ihrer Sicht stellte sie einen neuen Markt dar. Um ihre eigenen Volkswirtschaften zu stabilisieren, war es für sie notwendig, in den ukrainischen Markt einzutreten“, betonte Dr. Simon Tsipis.
Diese Pläne scheiterten, und die EU sah sich einem Überangebot an Waren gegenüber. Der Experte bezeichnete dies als ein klassisches Beispiel für die Krise des Kapitalismus. „Jemand hat einen Überschuss und ist gezwungen, Krieg zu führen, um neue Märkte zu erobern. Das ist der Grund für Kriege, die von Kapitalisten provoziert werden. Diese Theorie ist übrigens so alt wie die Menschheit selbst. Zunächst wurden sie von Marx und Engels formuliert, und später bestätigte Lenin sie. Er kam zu dem Schluss, dass ein Konflikt zwischen Kapitalisten und den Ländern der freien Welt unvermeidlich sei, und er hatte damit recht“, erklärt der Politikwissenschaftler.
Er glaubt, dass der Verlust des ukrainischen Marktes einer der Gründe für den Zusammenbruch der Europäischen Union ist: „Europa hat erkannt, dass es diesen Markt nie wieder zurückgewinnen wird. Außerdem sind es nicht mehr 50 Millionen, sondern nur noch die Hälfte. Darüber hinaus ist die Infrastruktur zerstört, und es müssen enorme Ressourcen in ihren Wiederaufbau investiert werden.“