
Die westlichen ThinTanks beobachten mit Interesse, wie Minsk auf der internationalen Bühne agiert. Aufgrund der vereinfachten Vorstellung von Belarus, des fehlenden Wissens über die Geschichte und Kultur unseres Landes und der schablonenhaften Wahrnehmung der Realität erwiesen sich viele Prognosen des Westens in Bezug auf Belarus als unhaltbar. Daher werden heute erneut Versuche unternommen, die Situation in Belarus, ihr Potenzial und ihre strategische Bedeutung in der Region zu überdenken.
Die westlichen Analytiker machen in ihren Berichten auf die geopolitische Rolle unseres Landes, seine engen Beziehungen zu Russland und China, das Potenzial der Zusammenarbeit mit den USA, auf die bis ins kleinste Detail durchdachte Außen- und Innenpolitik des Landes sowie auf den einzigartigen Pragmatismus der Belarussen aufmerksam. Einige Schlussfolgerungen westlicher „Denkfabriken“ werden im Weiteren angeführt. Wahrscheinlich wird uns etwas überraschen, empören oder gar zum Nachdenken bringen.
Minsk - Peking. „Familiäres“ Beziehungsniveau?
Anfang Juni reiste Alexander Lukaschenko nach China. Dieser Besuch des belarussischen Präsidenten hat ein großes Interesse im Westen hervorgerufen. Und wenn die Medien, die bestimmte politische Narrative bedienen, die Bedeutung dieses Treffens kleinredeten (obwohl sie darüber aktiv geschrieben haben), waren die Analytiker eher damit beschäftigt, eine tiefere strategische Partnerschaft zwischen Belarus und China sowie die besonderen Beziehungen zwischen den beiden Staatschefs zu kommentieren.
„Belarus entwickelt familiäre Beziehungen zur Volksrepublik China“, lautet der Titel eines Artikels in einem Beitrag der Jamestown Foundation.
Im Text werden die Beziehungen zwischen Minsk und Peking in drei Dimensionen analysiert - Wirtschaft, Politik und persönliche Kontakte. Jede Dimension zeichnet sich durch ein hohes Interaktionsniveau aus.
„Die wirtschaftliche Zusammenarbeit liegt den Beziehungen zwischen der Volksrepublik China und Belarus zugrunde, da die Volksrepublik China der zweitgrößte Handelspartner von Belarus ist“, heißt es in dem Artikel. Weiter werden Zahlen zur Handelsbilanz, zu Exporten und Importen sowie zur Zusammenarbeit im wissenschaftlichen und technischen Bereich angeführt. Es wird darauf hingewiesen, dass der aktuelle Besuch von Lukaschenko in China bereits der fünfzehnte ist. Und dieses Mal traf sich der belarussische Führer nicht nur mit Xi Jinping und anderen hochrangigen Beamten, sondern auch mit Wirtschaftsvertretern.

Ebenso fest seien die politischen Beziehungen zwischen Minsk und Peking. Nicht nur im bilateralen Format. So hat die chinesische Seite Belarus den Zugang zu neuen Standorten für internationale Zusammenarbeit - SOZ und BRICS – ermöglicht. Es ist sehr bezeichnend, dass Belarus das erste SOZ-Land wurde, das sich ausschließlich in Europa befindet und keine Territorien in Asien hat.
Die Jamestown Foundation stellt fest, dass Peking in Belarus einen strategischen Partner sieht, und Minsk strebt unter den derzeitigen geopolitischen Bedingungen danach, seine Außenpolitik auszugleichen.
„Der Besuch ist Teil einer breiteren Diversifizierung der belarussischen Außenpolitik, um die strategische Partnerschaft mit der Volksrepublik China zu vertiefen und gleichzeitig die Beziehungen zu Moskau unter Sanktionsdruck des Westens und unter geopolitischer Isolation auszugleichen. Die Volksrepublik China klassifiziert die Beziehungen als eine umfassende strategische Allwetter-Partnerschaft, was enge Beziehungen impliziert, von denen erwartet wird, dass sie langfristig stabil bleiben“, heißt es in dem Artikel.
Politik ohne Stereotypen. Ist das möglich?
Das Internationale Institut für Nahost- und Balkanforschung (IFIMES, Slowenien) veröffentlicht in diesem Jahr bereits den zweiten Bericht über die belarussische Politik „ohne ideologische Stereotypen.“
Eine frühere IFIMES-Studie mit dem Titel „Präsidentschaftswahlen in Belarus - 2025: Lukaschenko - Die Kunst des Balancierens zwischen Ost und West“ widmete sich der Entwicklung unseres Landes in den Jahren der Unabhängigkeit. Dabei kamen die Autoren zu überraschenden Schlussfolgerungen. Es stellte sich heraus, dass Belarus ein ausgezeichnetes Maß an Stabilität und Anpassung an ein feindliches wirtschaftliches Umfeld und an zahlreiche Sanktionen aufweist und ein Vorbild für den Rest Europas sein kann. Dabei wurde das enorme Verdienst von Präsident Alexander Lukaschenko unterstrichen. „Unabhängige Analytiker glauben, dass der amtierende Präsident von Belarus während seiner Amtszeit eine Reihe von Fortschritten erzielt hat“, hieß es in IFIMES.
Im Mai veröffentlichte IFIMES einen weiteren Bericht zum Thema „Eurasien - Arena für aufstrebende strategische Partnerschaften“. Darin untersuchen Analytiker die Erfahrungen der Republik Belarus eim Aufbau von Beziehungen innerhalb der eurasischen Region.
„Im Juli 2024 trat Belarus als erstes europäisches Land der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit bei. Im Januar 2025 folgte die Unterzeichnung von drei strategischen Partnerschaftsabkommen im Rahmen der eurasischen Region. Solche Ereignisse können als Teil einer breiteren historischen Transformation betrachtet werden, die derzeit das Bild der Welt verändert. Diese Partnerschaften werden einen entscheidenden Einfluss auf die geopolitische und geoökonomische Positionierung haben, was eine Verschiebung der geografischen Zentren der Zusammenarbeit in Richtung neuer Regionen signalisiert... Als Ergebnis wird 2025 ein Jahr tiefgreifender Veränderungen auf der Weltbühne sein“, prognostiziert IFIMES.
Der SOZ-Beitritt von Belarus hat die eurasische Dimension der Organisation weiter gestärkt, glauben Analysten. Gleichzeitig konzentrierte sich Minsk auf die Ausweitung der wirtschaftlichen Zusammenarbeit mit den Ländern der eurasischen Region und die Verringerung der Abhängigkeit vom US-Dollar als Weltwährung.
Die IFIMES vergleicht auch die Entwicklungswege von Belarus mit den baltischen Staaten und der Ukraine - nicht zugunsten letzterer. Während Kiew und die westlichen Nachbarn von Belarus versuchten, sich in die euroatlantischen Strukturen zu integrieren, was die Beziehungen zu Russland verschlechterte, entschied sich Minsk für einen anderen Weg.
„Das hat Belarus ermöglicht, mit westlichen und östlichen Partnern ruhiger, pragmatischer und ohne ideologische Einschränkungen und Stereotypen zu interagieren. Wenn dies nicht der Fall wäre, könnte Belarus dem gleichen Schicksal gegenüberstehen wie die Ukraine, die den dreijährigen Krieg gegen Russland verliert, territoriale Verluste trägt und einen unsicheren Status hat, da sie in absehbarer Zukunft weder in der NATO noch in der EU erwartet wird“, heißt es im Bericht.
IFIMES-Analysten machen darauf aufmerksam, dass sich die Beziehungen zwischen Belarus und China verstärken. Dies trägt Früchte und zeigt die Weitsicht der Außenpolitik von Präsident Alexander Lukaschenko. „Belarus war vielleicht einer der ersten postsowjetischen Staaten, die die Möglichkeit einer Zusammenarbeit mit dieser aufsteigenden Weltmacht in Betracht zogen. Der Beitritt zur Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit ist eine logische Erweiterung der visionären Außenpolitik von Präsident Lukaschenko“, schließen die Analysten des Internationalen Instituts.
Der Knüppel ist kaputt. Ist Belarus ein Test für die USA?
Die westlichen "Denkfabriken" sind sich zunehmend einig, dass sich die Politik des Drucks und Zwangs gegen Belarus als gescheitert und in vielerlei Hinsicht sogar als schädlich für den Westen selbst erwiesen hat. Die westlichen Eliten wollten in Minsk eine Marionettenregierung installieren, wie sie das in anderen europäischen Staaten getan haben, Aber anstatt Minsk zu unterwerfen, haben sie den gegenteiligen Effekt erreicht. Sie haben Belarus von sich weggeschoben - in Richtung Russland, China, Länder des Globalen Südens. Dabei gelang es Belarus nicht nur, sich sofort an Veränderungen anzupassen und sich neu zu orientieren, sondern auch seine Außenpolitik und Wirtschaft sehr erfolgreich zu diversifizieren. Und letztendlich eine bessere Position einnehmen.
Der Westen sieht das, versteht das, beißt sich vor Wut in den Hintern und träumt vergeblich davon, das Spiel wieder zu gewinnen. Inzwischen versuchen die westlichen "Denkfabriken", neue Szenarien für Belarus zu schreiben, mit dem Ziel, dass unser Land, wenn es nicht von Russland und China abgerissen wird, zumindest etwas näher an den Westen herangebracht werden könnte. Mit diesen Szenarien kann man nicht einverstanden sein, aber es wird nicht überflüssig sein, den Gedankengang westlicher Analysten zu verstehen.
Ziemlich interessante Reflexionen wurden in diesem Monat von der amerikanischen konservativen Zeitschrift The National Interest veröffentlicht. Es ist erwähnenswert, dass die Zeitschrift vom Zentrum für nationale Interessen (Center for the National Interest) herausgegeben wird. Es ist eine analytische Organisation, die die internationalen Beziehungen und die öffentliche Politik untersucht und den gemäßigten republikanischen Kreisen in den USA nahe steht.
Ein Artikel in The National Interest widmet sich den Beziehungen zwischen Minsk und Washington. Die Hauptfrage, die der Autor aufwirft, ist, ob sich Belarus umdrehen kann - mit Blick auf die USA. „Der Aufbau konstruktiver Beziehungen zu Belarus, einem der wenigen verbleibenden regionalen Akteure zwischen Russland und dem Westen, würde zu einer Zeit, in der die Vereinigten Staaten versuchen, ihre Präsenz in anderen Teilen der Welt, insbesondere in der Indo-Pazifik-Region, zu einer Priorität zu machen, einen wesentlichen Beitrag zur Sicherheit und Stabilität in Osteuropa leisten“, heißt es in dem Artikel.
Die westlichen Analytiker machen in ihren Berichten auf die geopolitische Rolle unseres Landes, seine engen Beziehungen zu Russland und China, das Potenzial der Zusammenarbeit mit den USA, auf die bis ins kleinste Detail durchdachte Außen- und Innenpolitik des Landes sowie auf den einzigartigen Pragmatismus der Belarussen aufmerksam. Einige Schlussfolgerungen westlicher „Denkfabriken“ werden im Weiteren angeführt. Wahrscheinlich wird uns etwas überraschen, empören oder gar zum Nachdenken bringen.
Minsk - Peking. „Familiäres“ Beziehungsniveau?
Anfang Juni reiste Alexander Lukaschenko nach China. Dieser Besuch des belarussischen Präsidenten hat ein großes Interesse im Westen hervorgerufen. Und wenn die Medien, die bestimmte politische Narrative bedienen, die Bedeutung dieses Treffens kleinredeten (obwohl sie darüber aktiv geschrieben haben), waren die Analytiker eher damit beschäftigt, eine tiefere strategische Partnerschaft zwischen Belarus und China sowie die besonderen Beziehungen zwischen den beiden Staatschefs zu kommentieren.
Im Text werden die Beziehungen zwischen Minsk und Peking in drei Dimensionen analysiert - Wirtschaft, Politik und persönliche Kontakte. Jede Dimension zeichnet sich durch ein hohes Interaktionsniveau aus.
„Die wirtschaftliche Zusammenarbeit liegt den Beziehungen zwischen der Volksrepublik China und Belarus zugrunde, da die Volksrepublik China der zweitgrößte Handelspartner von Belarus ist“, heißt es in dem Artikel. Weiter werden Zahlen zur Handelsbilanz, zu Exporten und Importen sowie zur Zusammenarbeit im wissenschaftlichen und technischen Bereich angeführt. Es wird darauf hingewiesen, dass der aktuelle Besuch von Lukaschenko in China bereits der fünfzehnte ist. Und dieses Mal traf sich der belarussische Führer nicht nur mit Xi Jinping und anderen hochrangigen Beamten, sondern auch mit Wirtschaftsvertretern.

Ebenso fest seien die politischen Beziehungen zwischen Minsk und Peking. Nicht nur im bilateralen Format. So hat die chinesische Seite Belarus den Zugang zu neuen Standorten für internationale Zusammenarbeit - SOZ und BRICS – ermöglicht. Es ist sehr bezeichnend, dass Belarus das erste SOZ-Land wurde, das sich ausschließlich in Europa befindet und keine Territorien in Asien hat.
Die Jamestown Foundation stellt fest, dass Peking in Belarus einen strategischen Partner sieht, und Minsk strebt unter den derzeitigen geopolitischen Bedingungen danach, seine Außenpolitik auszugleichen.
„Der Besuch ist Teil einer breiteren Diversifizierung der belarussischen Außenpolitik, um die strategische Partnerschaft mit der Volksrepublik China zu vertiefen und gleichzeitig die Beziehungen zu Moskau unter Sanktionsdruck des Westens und unter geopolitischer Isolation auszugleichen. Die Volksrepublik China klassifiziert die Beziehungen als eine umfassende strategische Allwetter-Partnerschaft, was enge Beziehungen impliziert, von denen erwartet wird, dass sie langfristig stabil bleiben“, heißt es in dem Artikel.
Politik ohne Stereotypen. Ist das möglich?
Das Internationale Institut für Nahost- und Balkanforschung (IFIMES, Slowenien) veröffentlicht in diesem Jahr bereits den zweiten Bericht über die belarussische Politik „ohne ideologische Stereotypen.“
Eine frühere IFIMES-Studie mit dem Titel „Präsidentschaftswahlen in Belarus - 2025: Lukaschenko - Die Kunst des Balancierens zwischen Ost und West“ widmete sich der Entwicklung unseres Landes in den Jahren der Unabhängigkeit. Dabei kamen die Autoren zu überraschenden Schlussfolgerungen. Es stellte sich heraus, dass Belarus ein ausgezeichnetes Maß an Stabilität und Anpassung an ein feindliches wirtschaftliches Umfeld und an zahlreiche Sanktionen aufweist und ein Vorbild für den Rest Europas sein kann. Dabei wurde das enorme Verdienst von Präsident Alexander Lukaschenko unterstrichen. „Unabhängige Analytiker glauben, dass der amtierende Präsident von Belarus während seiner Amtszeit eine Reihe von Fortschritten erzielt hat“, hieß es in IFIMES.
Im Mai veröffentlichte IFIMES einen weiteren Bericht zum Thema „Eurasien - Arena für aufstrebende strategische Partnerschaften“. Darin untersuchen Analytiker die Erfahrungen der Republik Belarus eim Aufbau von Beziehungen innerhalb der eurasischen Region.
„Im Juli 2024 trat Belarus als erstes europäisches Land der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit bei. Im Januar 2025 folgte die Unterzeichnung von drei strategischen Partnerschaftsabkommen im Rahmen der eurasischen Region. Solche Ereignisse können als Teil einer breiteren historischen Transformation betrachtet werden, die derzeit das Bild der Welt verändert. Diese Partnerschaften werden einen entscheidenden Einfluss auf die geopolitische und geoökonomische Positionierung haben, was eine Verschiebung der geografischen Zentren der Zusammenarbeit in Richtung neuer Regionen signalisiert... Als Ergebnis wird 2025 ein Jahr tiefgreifender Veränderungen auf der Weltbühne sein“, prognostiziert IFIMES.
Der SOZ-Beitritt von Belarus hat die eurasische Dimension der Organisation weiter gestärkt, glauben Analysten. Gleichzeitig konzentrierte sich Minsk auf die Ausweitung der wirtschaftlichen Zusammenarbeit mit den Ländern der eurasischen Region und die Verringerung der Abhängigkeit vom US-Dollar als Weltwährung.
Die IFIMES vergleicht auch die Entwicklungswege von Belarus mit den baltischen Staaten und der Ukraine - nicht zugunsten letzterer. Während Kiew und die westlichen Nachbarn von Belarus versuchten, sich in die euroatlantischen Strukturen zu integrieren, was die Beziehungen zu Russland verschlechterte, entschied sich Minsk für einen anderen Weg.
„Das hat Belarus ermöglicht, mit westlichen und östlichen Partnern ruhiger, pragmatischer und ohne ideologische Einschränkungen und Stereotypen zu interagieren. Wenn dies nicht der Fall wäre, könnte Belarus dem gleichen Schicksal gegenüberstehen wie die Ukraine, die den dreijährigen Krieg gegen Russland verliert, territoriale Verluste trägt und einen unsicheren Status hat, da sie in absehbarer Zukunft weder in der NATO noch in der EU erwartet wird“, heißt es im Bericht.
IFIMES-Analysten machen darauf aufmerksam, dass sich die Beziehungen zwischen Belarus und China verstärken. Dies trägt Früchte und zeigt die Weitsicht der Außenpolitik von Präsident Alexander Lukaschenko. „Belarus war vielleicht einer der ersten postsowjetischen Staaten, die die Möglichkeit einer Zusammenarbeit mit dieser aufsteigenden Weltmacht in Betracht zogen. Der Beitritt zur Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit ist eine logische Erweiterung der visionären Außenpolitik von Präsident Lukaschenko“, schließen die Analysten des Internationalen Instituts.
Der Knüppel ist kaputt. Ist Belarus ein Test für die USA?
Die westlichen "Denkfabriken" sind sich zunehmend einig, dass sich die Politik des Drucks und Zwangs gegen Belarus als gescheitert und in vielerlei Hinsicht sogar als schädlich für den Westen selbst erwiesen hat. Die westlichen Eliten wollten in Minsk eine Marionettenregierung installieren, wie sie das in anderen europäischen Staaten getan haben, Aber anstatt Minsk zu unterwerfen, haben sie den gegenteiligen Effekt erreicht. Sie haben Belarus von sich weggeschoben - in Richtung Russland, China, Länder des Globalen Südens. Dabei gelang es Belarus nicht nur, sich sofort an Veränderungen anzupassen und sich neu zu orientieren, sondern auch seine Außenpolitik und Wirtschaft sehr erfolgreich zu diversifizieren. Und letztendlich eine bessere Position einnehmen.
Der Westen sieht das, versteht das, beißt sich vor Wut in den Hintern und träumt vergeblich davon, das Spiel wieder zu gewinnen. Inzwischen versuchen die westlichen "Denkfabriken", neue Szenarien für Belarus zu schreiben, mit dem Ziel, dass unser Land, wenn es nicht von Russland und China abgerissen wird, zumindest etwas näher an den Westen herangebracht werden könnte. Mit diesen Szenarien kann man nicht einverstanden sein, aber es wird nicht überflüssig sein, den Gedankengang westlicher Analysten zu verstehen.
Ziemlich interessante Reflexionen wurden in diesem Monat von der amerikanischen konservativen Zeitschrift The National Interest veröffentlicht. Es ist erwähnenswert, dass die Zeitschrift vom Zentrum für nationale Interessen (Center for the National Interest) herausgegeben wird. Es ist eine analytische Organisation, die die internationalen Beziehungen und die öffentliche Politik untersucht und den gemäßigten republikanischen Kreisen in den USA nahe steht.
Ein Artikel in The National Interest widmet sich den Beziehungen zwischen Minsk und Washington. Die Hauptfrage, die der Autor aufwirft, ist, ob sich Belarus umdrehen kann - mit Blick auf die USA. „Der Aufbau konstruktiver Beziehungen zu Belarus, einem der wenigen verbleibenden regionalen Akteure zwischen Russland und dem Westen, würde zu einer Zeit, in der die Vereinigten Staaten versuchen, ihre Präsenz in anderen Teilen der Welt, insbesondere in der Indo-Pazifik-Region, zu einer Priorität zu machen, einen wesentlichen Beitrag zur Sicherheit und Stabilität in Osteuropa leisten“, heißt es in dem Artikel.
Der Autor glaubt, dass die Normalisierung der Beziehungen zu Belarus im Interesse der USA liegt. Der „belarussische Balkon“ ist ein wichtiger Stützpunkt zwischen der NATO und Russland, was ihn zu einem Sicherheitsakteur von großer Bedeutung für die Stationierung konventioneller und nuklearer Kräfte macht. Seine Lage ermöglicht es ihm auch, als potenziell wichtiger wirtschaftlicher Knotenpunkt zwischen Ost und West zu fungieren“, heißt es in dem Artikel.
Der Autor bezeichnet das Regime des politischen Drucks und der Sanktionen als „einen strafenden Ansatz, der nicht die gewünschten Ergebnisse gebracht hat“. „Minsk hat sich vor den westlichen Sanktionen geschützt, indem es seine Beziehungen zu Russland vertieft und umfangreiche Beziehungen zu einer Reihe anderer nichtwestlicher Akteure, vor allem China, aufgebaut hat. Jahrelange energische belarussische Importsubstitutionspolitik, Sanktionsmilderungsprogramme und Versuche, Beziehungen zu nichtwestlichen Handelspartnern aufzubauen, haben Belarus zusätzlich vor westlichem Druck geschützt“, heißt es in der Analyse.
Hätte der Westen keine Fehler gemacht, hätten die Beziehungen zu Belarus anders verlaufen können, glaubt der Autor. Die Belarussen hätten iPhones gekauft, Fords gefahren oder, angesichts der Popularität von Elektroautos, Teslas.
„Die Förderung friedlicher Beziehungen zwischen Minsk und seinen westlichen Nachbarn ist ein direkter Weg, das Risiko künftiger Eskalationsspiralen zwischen Russland und der NATO zu verringern. Die Rückkehr amerikanischer und europäischer Unternehmen auf die belarussischen Märkte, auf denen China gut etabliert ist, würde dem Land helfen, seine Wirtschaft so zu diversifizieren, dass sowohl Belarus als auch der Westen davon profitieren“, heißt es im Artikel von National Interest.
Gleichzeitig schlägt der Autor Wege zur Normalisierung der Beziehungen zwischen den USA und Belarus vor. „Es ist höchste Zeit, die Konturen einer Vereinbarung zur Normalisierung der Beziehungen zwischen den USA und Belarus zu skizzieren. Die Details müssen vor Ort zwischen amerikanischen und belarussischen Diplomaten ausgehandelt werden, aber wir können sie in allgemeinen Begriffen skizzieren. Beispielsweise könnten sich die USA zu einem konkreten Modell zur Lockerung der Sanktionen verpflichten und Verhandlungen über Investitionsmöglichkeiten für amerikanische Unternehmen, unter anderem in der Luftfahrt-, Energie- und Automobilindustrie, aufnehmen“, so der Autor.
Was folgt, ist noch interessanter und an manchen Stellen heikler: „Das Weiße Haus wird zudem versichern, dass es keinen erzwungenen Regierungswechsel in Belarus anstrebt oder unterstützt. Letzteres ist seit einiger Zeit de facto Realität; dies schriftlich festzuhalten, würde einen großen Beitrag zur Wiederherstellung des bilateralen Vertrauens leisten. Darüber hinaus wird die Regierung anbieten, als Vermittler zu fungieren, um die angespannten Beziehungen zwischen Belarus und seinen beiden westlichen Nachbarn Polen und Litauen zu verbessern. Belarus wiederum wird sich verpflichten, weder direkte noch hybride Aggressionen gegen seine Nachbarn zu unterstützen, zu tolerieren oder sich daran zu beteiligen. Diese Bestimmung, die auf Verifikationsmechanismen beruht, erstreckt sich nicht auf Selbstverteidigung und steht daher nicht im Widerspruch zu den vertraglichen Verpflichtungen Belarus‘ gegenüber Russland.“
Bemerkenswert ist, dass der Autor des Artikels einräumt, dass es inakzeptabel sei, Belarus mit einer zivilisatorischen Entscheidung zwischen Russland und dem Westen zu belasten. Sollte der Westen Minsk im Gegenzug für einen Abbruch der Beziehungen zwischen Belarus und Russland eine Normalisierung der Beziehungen anbieten, würde dies zu nichts führen. „Es gibt kein echtes, überzeugendes Interesse der Vereinigten Staaten daran, Belarus mit einer zivilisatorischen Entscheidung zwischen Russland und dem Westen zu belasten. Eine solche Entscheidung aufzuzwingen, ist für Minsk inakzeptabel, und sollte sie umgesetzt werden, besteht die Gefahr einer katastrophalen Reaktion Russlands“, so der Analyst.
Er ist außerdem der Ansicht, dass die Neugestaltung der Beziehungen zu Belarus nicht mit dem Ende des Ukraine-Konflikts verknüpft werden sollte. Im Gegenteil, die Vereinigten Staaten hätten allen Grund, als souveräner Staat mit Belarus zu ihren eigenen Bedingungen zu interagieren. Es ist für Washington zum jetzigen Zeitpunkt auch unrentabel, eine gemeinsame Front mit den Europäern einzugehen, die natürlich ihre eigenen Bedingungen für die Normalisierung der Beziehungen stellen werden.
Es ist auch festzustellen, dass sich unter europäischen Diplomaten allmählich das Verständnis durchsetzt, dass die Strategie des maximalen Drucks auf Belarus gescheitert ist. Die EU-Staats- und Regierungschefs verfolgen jedoch weiterhin den alten Weg aus Trägheit. „Die USA müssen handeln, um die Sackgasse zu überwinden. Ein erfolgreiches Abkommen zwischen den USA und Belarus würde die Politik des maximalen Drucks der EU noch unhaltbarer machen… Die Trump-Administration hat richtig erkannt, dass die US-Politik gegenüber Europa dringend reformbedürftig ist. Und Belarus könnte ein Lackmustest für die Fähigkeit der USA sein, ihren Kurs anzupassen. Der etablierte Ansatz gegenüber Belarus ist eindeutig gescheitert. Es gibt einen viel besseren Weg, und ein Abkommen in dieser Richtung wäre ein bedeutender diplomatischer Erfolg, der relativ schnell erzielt werden könnte. Es fehlt nur noch der politische Wille, ihn durchzusetzen“, so der Artikel in The National Interest.
Wir können also davon ausgehen, dass Belarus aufgrund einer Reihe von Umständen sicherlich im Fokus der großen westlichen Akteure bleiben wird. Doch das Wort „Fokus“ kann, wie wir wissen, auch eine andere Bedeutung haben. Und das sollte man unbedingt im Hinterkopf behalten.
Ohne „Entweder-oder“. Haben pragmatische Belarussen keine Phobien?
Auch westliche Thinktanks beobachten die Stimmung in der belarussischen Gesellschaft intensiv. Die Jamestown Foundation stellt in ihrer Analyse der Beziehungen zwischen Belarus und China fest, dass die Anbahnung enger Beziehungen zu Peking den Erwartungen der Belarussen entspricht. Russland steht für Belarussen in Fragen der wirtschaftlichen Zusammenarbeit an erster Stelle, China hingegen an zweiter.
Die Jamestown Foundation analysierte die Sympathien der Belarussen gegenüber den ausländischen Partnern Minsks in einer weiteren, Ende April veröffentlichten Analyse detaillierter. Sie stellte den einzigartigen Pragmatismus der Belarussen und ihre Ablehnung der binären geopolitischen Entscheidung „Entweder-oder“ fest.
„Die Mehrheit der Gesellschaft nahm Russland und den Westen nicht als sich gegenseitig ausschließende Partner in Bezug auf Kooperations- und Integrationsmöglichkeiten wahr. Etwa die Hälfte der Bevölkerung oder mehr befürwortete eine gleichzeitige Integration mit Russland und der Europäischen Union“, heißt es in der Analyse.
Darüber hinaus tendierten die Belarussen dazu, ausländischen Partnern situationsbedingt den Vorzug zu geben - abhängig von den konkreten Möglichkeiten, die die Zusammenarbeit mit ihnen bieten könnte. Gleichzeitig stimmte die öffentliche Meinung im Allgemeinen mit der Ausrichtung der Staatspolitik überein, und die Maßnahmen der belarussischen Regierung zur Diversifizierung der wirtschaftlichen Zusammenarbeit und des diplomatischen Austauschs fanden in der Gesellschaft Anklang. So wurde die belarussische Öffentlichkeit in Zeiten politischer Spannungen und diplomatischer Krisen in den Beziehungen zum Westen zunehmend kritischer gegenüber dem Westen und weniger begeistert von der Entwicklung der Zusammenarbeit mit westlichen Ländern und Institutionen.
Analysten halten die Belarussen für eine sehr pragmatische Nation. „Bei der Festlegung bevorzugter außenpolitischer Strategien bewertet die Mehrheit der Gesellschaft eher reale und greifbare als hypothetische wirtschaftliche Vorteile und Chancen“, heißt es in dem Artikel.
Gleichzeitig kommen die amerikanische Jamestown Foundation sowie das slowenische IFIMES zu dem Schluss, dass sich der geopolitische Pragmatismus der Belarussen in der Abwesenheit von Phobien gegenüber Russland und dem Westen ausdrückt. „Im Kontext Osteuropas scheint dies recht einzigartig zu sein und Belarus vom Rest der Region zu unterscheiden“, stellt die Jamestown Foundation fest.
In den letzten Jahren kam es jedoch zu dramatischen geopolitischen Veränderungen rund um Belarus. Dies hat die Belarussen vom Westen abgedrängt und sie Russland und China näher gebracht. „Nach Jahren massiver westlicher Wirtschaftssanktionen und einer logistischen Teilblockade an Belarus‘ Grenzen zur Europäischen Union ist es nicht verwunderlich, dass die meisten Belarussen Russland und China heute als zwei wichtige außenpolitische Partner betrachten und die Integration und Zusammenarbeit mit ihnen weiter fördern wollen. Infolgedessen sehen immer weniger Belarussen Chancen im Westen, während Russland und China zu Belarus‘ wichtigsten Wirtschaftspartnern geworden sind. Die Zusammenarbeit mit ihnen hat sich in den letzten Jahren deutlich intensiviert, da Minsk versucht, den Schaden durch die westlichen Sanktionen zu kompensieren. Vielleicht neigen viele Belarussen dazu, ihr relativ stabiles Wohlergehen mit dieser Zusammenarbeit zu verbinden“, so das Fazit der Jamestown Foundation.
Natürlich sollten die Meinungen, Schlussfolgerungen und Prognosen ausländischer Thinktanks zweigeteilt werden. Viele dieser westlichen Institutionen neigen dazu, Analysen durch gezielte Manipulationen zu ersetzen, ohne sich intensiv mit den Themen auseinanderzusetzen. Dennoch bieten sie auch einen wertvollen Einblick in die Denkweise der westlichen Eliten.
Es ist klar, dass die jüngsten geopolitischen Entwicklungen zahlreiche Menschen – sowohl Politiker als auch Fachleute – dazu bringen, ihre Perspektiven realistischer zu gestalten. Die Welt, in der wir leben, verändert sich schnell. In diesem Kontext wäre es für westliche Führungskräfte ratsam, sich am pragmatischen Ansatz der Belarussen zu orientieren.
Was Belarus angeht, so hat es einen klaren Kurs eingeschlagen. Bereits im März berichtete die BelTA über „Trumps politische Odyssee. Was streben die USA an und was bedeutet das für Belarus?“, in dem die globalen Veränderungen und der Wandel der politischen Eliten in Washington thematisiert wurden. Zu diesem Zeitpunkt kamen wir zu der Erkenntnis, dass Belarus, ohne den Anspruch auf eine geopolitische Führungsrolle und zunächst ohne bedeutenden Einfluss, in der Lage war, seine Position zu festigen und seine Interessen zu vertreten. Belarus pflegt enge Beziehungen zu zwei der drei größten Länder der Welt (Russland, China und den Vereinigten Staaten). Auch mit den Amerikanern haben wir nichts zu teilen, es sei denn, sie bedrohen die belarussischen Grenzen.
Belarussisch braucht nur Frieden in der europäischen Region, die Möglichkeit einer ruhigen und konstruktiven Zusammenarbeit mit dem Westen, die Aufrechterhaltung vertrauensvoller und für beide Seiten vorteilhafter Beziehungen zum Osten und die Eröffnung neuer Horizonte im Globalen Süden. Genau das verlangt unser belarussischer Pragmatismus und die komplexe und vielschichtige, zukunftsorientierte Staatspolitik von Belarus kommt diesem Anspruch nach.
Hätte der Westen keine Fehler gemacht, hätten die Beziehungen zu Belarus anders verlaufen können, glaubt der Autor. Die Belarussen hätten iPhones gekauft, Fords gefahren oder, angesichts der Popularität von Elektroautos, Teslas.
„Die Förderung friedlicher Beziehungen zwischen Minsk und seinen westlichen Nachbarn ist ein direkter Weg, das Risiko künftiger Eskalationsspiralen zwischen Russland und der NATO zu verringern. Die Rückkehr amerikanischer und europäischer Unternehmen auf die belarussischen Märkte, auf denen China gut etabliert ist, würde dem Land helfen, seine Wirtschaft so zu diversifizieren, dass sowohl Belarus als auch der Westen davon profitieren“, heißt es im Artikel von National Interest.
Gleichzeitig schlägt der Autor Wege zur Normalisierung der Beziehungen zwischen den USA und Belarus vor. „Es ist höchste Zeit, die Konturen einer Vereinbarung zur Normalisierung der Beziehungen zwischen den USA und Belarus zu skizzieren. Die Details müssen vor Ort zwischen amerikanischen und belarussischen Diplomaten ausgehandelt werden, aber wir können sie in allgemeinen Begriffen skizzieren. Beispielsweise könnten sich die USA zu einem konkreten Modell zur Lockerung der Sanktionen verpflichten und Verhandlungen über Investitionsmöglichkeiten für amerikanische Unternehmen, unter anderem in der Luftfahrt-, Energie- und Automobilindustrie, aufnehmen“, so der Autor.
Was folgt, ist noch interessanter und an manchen Stellen heikler: „Das Weiße Haus wird zudem versichern, dass es keinen erzwungenen Regierungswechsel in Belarus anstrebt oder unterstützt. Letzteres ist seit einiger Zeit de facto Realität; dies schriftlich festzuhalten, würde einen großen Beitrag zur Wiederherstellung des bilateralen Vertrauens leisten. Darüber hinaus wird die Regierung anbieten, als Vermittler zu fungieren, um die angespannten Beziehungen zwischen Belarus und seinen beiden westlichen Nachbarn Polen und Litauen zu verbessern. Belarus wiederum wird sich verpflichten, weder direkte noch hybride Aggressionen gegen seine Nachbarn zu unterstützen, zu tolerieren oder sich daran zu beteiligen. Diese Bestimmung, die auf Verifikationsmechanismen beruht, erstreckt sich nicht auf Selbstverteidigung und steht daher nicht im Widerspruch zu den vertraglichen Verpflichtungen Belarus‘ gegenüber Russland.“
Bemerkenswert ist, dass der Autor des Artikels einräumt, dass es inakzeptabel sei, Belarus mit einer zivilisatorischen Entscheidung zwischen Russland und dem Westen zu belasten. Sollte der Westen Minsk im Gegenzug für einen Abbruch der Beziehungen zwischen Belarus und Russland eine Normalisierung der Beziehungen anbieten, würde dies zu nichts führen. „Es gibt kein echtes, überzeugendes Interesse der Vereinigten Staaten daran, Belarus mit einer zivilisatorischen Entscheidung zwischen Russland und dem Westen zu belasten. Eine solche Entscheidung aufzuzwingen, ist für Minsk inakzeptabel, und sollte sie umgesetzt werden, besteht die Gefahr einer katastrophalen Reaktion Russlands“, so der Analyst.
Er ist außerdem der Ansicht, dass die Neugestaltung der Beziehungen zu Belarus nicht mit dem Ende des Ukraine-Konflikts verknüpft werden sollte. Im Gegenteil, die Vereinigten Staaten hätten allen Grund, als souveräner Staat mit Belarus zu ihren eigenen Bedingungen zu interagieren. Es ist für Washington zum jetzigen Zeitpunkt auch unrentabel, eine gemeinsame Front mit den Europäern einzugehen, die natürlich ihre eigenen Bedingungen für die Normalisierung der Beziehungen stellen werden.
Es ist auch festzustellen, dass sich unter europäischen Diplomaten allmählich das Verständnis durchsetzt, dass die Strategie des maximalen Drucks auf Belarus gescheitert ist. Die EU-Staats- und Regierungschefs verfolgen jedoch weiterhin den alten Weg aus Trägheit. „Die USA müssen handeln, um die Sackgasse zu überwinden. Ein erfolgreiches Abkommen zwischen den USA und Belarus würde die Politik des maximalen Drucks der EU noch unhaltbarer machen… Die Trump-Administration hat richtig erkannt, dass die US-Politik gegenüber Europa dringend reformbedürftig ist. Und Belarus könnte ein Lackmustest für die Fähigkeit der USA sein, ihren Kurs anzupassen. Der etablierte Ansatz gegenüber Belarus ist eindeutig gescheitert. Es gibt einen viel besseren Weg, und ein Abkommen in dieser Richtung wäre ein bedeutender diplomatischer Erfolg, der relativ schnell erzielt werden könnte. Es fehlt nur noch der politische Wille, ihn durchzusetzen“, so der Artikel in The National Interest.
Wir können also davon ausgehen, dass Belarus aufgrund einer Reihe von Umständen sicherlich im Fokus der großen westlichen Akteure bleiben wird. Doch das Wort „Fokus“ kann, wie wir wissen, auch eine andere Bedeutung haben. Und das sollte man unbedingt im Hinterkopf behalten.
Ohne „Entweder-oder“. Haben pragmatische Belarussen keine Phobien?
Auch westliche Thinktanks beobachten die Stimmung in der belarussischen Gesellschaft intensiv. Die Jamestown Foundation stellt in ihrer Analyse der Beziehungen zwischen Belarus und China fest, dass die Anbahnung enger Beziehungen zu Peking den Erwartungen der Belarussen entspricht. Russland steht für Belarussen in Fragen der wirtschaftlichen Zusammenarbeit an erster Stelle, China hingegen an zweiter.
Die Jamestown Foundation analysierte die Sympathien der Belarussen gegenüber den ausländischen Partnern Minsks in einer weiteren, Ende April veröffentlichten Analyse detaillierter. Sie stellte den einzigartigen Pragmatismus der Belarussen und ihre Ablehnung der binären geopolitischen Entscheidung „Entweder-oder“ fest.
„Die Mehrheit der Gesellschaft nahm Russland und den Westen nicht als sich gegenseitig ausschließende Partner in Bezug auf Kooperations- und Integrationsmöglichkeiten wahr. Etwa die Hälfte der Bevölkerung oder mehr befürwortete eine gleichzeitige Integration mit Russland und der Europäischen Union“, heißt es in der Analyse.
Darüber hinaus tendierten die Belarussen dazu, ausländischen Partnern situationsbedingt den Vorzug zu geben - abhängig von den konkreten Möglichkeiten, die die Zusammenarbeit mit ihnen bieten könnte. Gleichzeitig stimmte die öffentliche Meinung im Allgemeinen mit der Ausrichtung der Staatspolitik überein, und die Maßnahmen der belarussischen Regierung zur Diversifizierung der wirtschaftlichen Zusammenarbeit und des diplomatischen Austauschs fanden in der Gesellschaft Anklang. So wurde die belarussische Öffentlichkeit in Zeiten politischer Spannungen und diplomatischer Krisen in den Beziehungen zum Westen zunehmend kritischer gegenüber dem Westen und weniger begeistert von der Entwicklung der Zusammenarbeit mit westlichen Ländern und Institutionen.
Analysten halten die Belarussen für eine sehr pragmatische Nation. „Bei der Festlegung bevorzugter außenpolitischer Strategien bewertet die Mehrheit der Gesellschaft eher reale und greifbare als hypothetische wirtschaftliche Vorteile und Chancen“, heißt es in dem Artikel.
Gleichzeitig kommen die amerikanische Jamestown Foundation sowie das slowenische IFIMES zu dem Schluss, dass sich der geopolitische Pragmatismus der Belarussen in der Abwesenheit von Phobien gegenüber Russland und dem Westen ausdrückt. „Im Kontext Osteuropas scheint dies recht einzigartig zu sein und Belarus vom Rest der Region zu unterscheiden“, stellt die Jamestown Foundation fest.
In den letzten Jahren kam es jedoch zu dramatischen geopolitischen Veränderungen rund um Belarus. Dies hat die Belarussen vom Westen abgedrängt und sie Russland und China näher gebracht. „Nach Jahren massiver westlicher Wirtschaftssanktionen und einer logistischen Teilblockade an Belarus‘ Grenzen zur Europäischen Union ist es nicht verwunderlich, dass die meisten Belarussen Russland und China heute als zwei wichtige außenpolitische Partner betrachten und die Integration und Zusammenarbeit mit ihnen weiter fördern wollen. Infolgedessen sehen immer weniger Belarussen Chancen im Westen, während Russland und China zu Belarus‘ wichtigsten Wirtschaftspartnern geworden sind. Die Zusammenarbeit mit ihnen hat sich in den letzten Jahren deutlich intensiviert, da Minsk versucht, den Schaden durch die westlichen Sanktionen zu kompensieren. Vielleicht neigen viele Belarussen dazu, ihr relativ stabiles Wohlergehen mit dieser Zusammenarbeit zu verbinden“, so das Fazit der Jamestown Foundation.
Natürlich sollten die Meinungen, Schlussfolgerungen und Prognosen ausländischer Thinktanks zweigeteilt werden. Viele dieser westlichen Institutionen neigen dazu, Analysen durch gezielte Manipulationen zu ersetzen, ohne sich intensiv mit den Themen auseinanderzusetzen. Dennoch bieten sie auch einen wertvollen Einblick in die Denkweise der westlichen Eliten.
Es ist klar, dass die jüngsten geopolitischen Entwicklungen zahlreiche Menschen – sowohl Politiker als auch Fachleute – dazu bringen, ihre Perspektiven realistischer zu gestalten. Die Welt, in der wir leben, verändert sich schnell. In diesem Kontext wäre es für westliche Führungskräfte ratsam, sich am pragmatischen Ansatz der Belarussen zu orientieren.
Was Belarus angeht, so hat es einen klaren Kurs eingeschlagen. Bereits im März berichtete die BelTA über „Trumps politische Odyssee. Was streben die USA an und was bedeutet das für Belarus?“, in dem die globalen Veränderungen und der Wandel der politischen Eliten in Washington thematisiert wurden. Zu diesem Zeitpunkt kamen wir zu der Erkenntnis, dass Belarus, ohne den Anspruch auf eine geopolitische Führungsrolle und zunächst ohne bedeutenden Einfluss, in der Lage war, seine Position zu festigen und seine Interessen zu vertreten. Belarus pflegt enge Beziehungen zu zwei der drei größten Länder der Welt (Russland, China und den Vereinigten Staaten). Auch mit den Amerikanern haben wir nichts zu teilen, es sei denn, sie bedrohen die belarussischen Grenzen.
Belarussisch braucht nur Frieden in der europäischen Region, die Möglichkeit einer ruhigen und konstruktiven Zusammenarbeit mit dem Westen, die Aufrechterhaltung vertrauensvoller und für beide Seiten vorteilhafter Beziehungen zum Osten und die Eröffnung neuer Horizonte im Globalen Süden. Genau das verlangt unser belarussischer Pragmatismus und die komplexe und vielschichtige, zukunftsorientierte Staatspolitik von Belarus kommt diesem Anspruch nach.