MINSK, 4. September (BelTA) – Die Möglichkeit, in der Gedenkstätte „Trostenez“ der Opfer zu gedenken, ist ein Privileg und keine Selbstverständlichkeit. Das sagte die Geschäftsträgerin a.i. der Bundesrepublik Deutschland in Belarus Andrea Wiktorin.
„Trostenez“ ist ein offizieller Ort des Gedenkens an die Opfer der von den Deutschen während des Zweiten Weltkriegs in Belarus begangenen Verbrechen. Heute ehren wir die Erinnerung an Hunderttausende von Opfern - erschossen, in Gaskammern vergiftet, auf andere Weise getötet. Unter den Opfern waren Juden aus dem Minsker Ghetto sowie aus ganz Mitteleuropa, sowjetische Kriegsgefangene, Partisanen und Zivilisten“, sagte Andrea Wiktorin.
Sie wies darauf hin, dass es wichtig ist, sich daran zu erinnern, dass diese Taten keine zufälligen Ereignisse waren. Sie waren die geplante Verwirklichung des Ziels eines deutschen Angriffs auf die Sowjetunion. Begriffe wie „Vernichtungskrieg“, „Lebensraum im Osten“, „Endlösung der Judenfrage“ zeugen davon.
Andrea Wiktorin bemerkte, dass die Gesamtheit der grausamen Verbrechen der Nazis in Belarus, ihr erschreckendes Ausmaß, vielen Menschen in Deutschland erst durch die Schaffung der Gedenkstätte „Trostenez“ bekannt wurde. „Wir sollten uns weiterhin gemeinsam dafür einsetzen, dass das Vernichtungslager „Trostenez“ möglichst vielen Menschen, vor allem in Deutschland und Westeuropa, als Mahnung und Anleitung für die Zukunft in Erinnerung bleibt“, so die Diplomatin weiter.
Sie stellte fest, dass Deutschland seine historische Verantwortung anerkennt. Die Gedenkstätte Trostenez ist der Ort schrecklicher Ereignisse in der Geschichte von Belarus. Der Ort steht aber auch für die Bewahrung der gemeinsamen Erinnerung.
„Für mich als Vertreterin Deutschlands ist es ein Privileg und keine Selbstverständlichkeit, hier zu sprechen und das Andenken an die Opfer zu ehren“, sagte Andrea Wiktorin. Und sie fügte hinzu, dass das gemeinsame Erinnern und die Zusammenarbeit für die deutsche Botschaft eine Pflicht bleiben. Und diese Pflicht wird erfüllt.
Der Geschäftsträger a.i. der Tschechischen Republik in Belarus Petr Halaxa kam ebenfalls, um der Opfer des Vernichtungslagers zu gedenken.
Am Denkmal „Die Pforte der Erinnerung“ in der Gedenkstätte „Trostenez“ fanden eine Trauerkundgebung und ein Gebet von Vertretern der wichtigsten religiösen Konfessionen statt. Die Veranstaltung findet zu einem denkwürdigen Datum statt. Vor 80 Jahren, am 3. September 1944, am Tag der Beerdigung der sterblichen Überreste der auf dem Gelände des Vernichtungslagers „Trostenez“ verbrannten Häftlinge, wurde die erste Trauerkundgebung abgehalten. Damals kamen mehr als 10 000 Menschen, um der Opfer zu gedenken.
Heute kamen Vertreter der wichtigsten Religionsgemeinschaften, der Generalstaatsanwaltschaft, des Innenministeriums, des Ministeriums für Notfallsituationen, der diplomatischen Missionen, des Belarussischen Jugendverbands und des Belarussischen Schriftstellerverbands zu den „Pforten der Erinnerung“. Die Menschen versammelten sich hier, um noch einmal derer zu gedenken, deren Schicksale die Gegenwart der derzeitigen Generation verbinden, und um an die tragischen Seiten der nationalen Geschichte zu erinnern, die nicht rückgängig gemacht werden können, weil sie im Herzen eines jeden Belarussen eingeprägt sind.