MINSK, 22. November (BelTA) – Der belarussische Präsident Alexander Lukaschenko hat während des „Offenen Mikrofons“ mit belarussischen Studenten an der Minsker Staatlichen Linguistischen Universität über die Ereignisse nach den Präsidentenwahlen im August 2020 erzählt. Dabei antwortete er auf die Frage, warum es damals im ganzen Land ab und zu Internetausfälle gab.
„Sollte es wieder passieren, werden wir das Internet völlig abschalten“, antwortete Alexander Lukaschenko kurz und prägnant. „Ich sage es offen: Diese Abschaltung war immer, von Anfang an also, mit meiner Erlaubnis. Wenn man zwei Probleme hat, beginnt man abzuwägen, welches wichtiger ist. Ich konnte natürlich viel voraussehen.“
„Damals lag das Schicksal des Landes auf der einen Waagschale“, betonte der Präsident. „Man musste alles tun, damit das Land nicht kaputt ging. Hätten wir das Land nicht zusammenhalten könne, hätte es unter anderem einen Krieg gegeben.“
„Niemand hat dort irgendjemanden gebrochen oder geschlagen. Die Belarussen sind nicht so. Und ich wusste, woher alles kam. Alles kam über das Internet, aus Polen vor allem. Man teilte Routen mit, man steuerte die Menschen“, erinnerte das Staatsoberhaupt. „Mir war klar, wie das alles enden konnte. Wir hätten einen noch härteren Krieg gehabt, schlimmer als in der Ukraine. Wir hätten ein noch brutaleres Szenario erleben müssen“.
Er erinnerte daran, dass Belarus schon immer bei vielen Kriegen im Mittelpunkt der Schlachten war und mehrfach geteilt wurde.
„Meine Hauptaufgabe ist es, das Land zu schützen. Und mir wurde klar - das Land konnte zerstört werden. Also rannte ich mit meinen Kindern durch die Hauptstadt, ein Maschinengewehr in der Hand. Es war meine Pflicht, ich hatte keine andere Wahl – ich musste die Lage befrieden. Und die Presse log: „Lukaschenko ist weggelaufen, Lukaschenko ist betrunken, Lukaschenko ist krank...“. Aber ich wusste, dass die NATO-Truppen hier sein würden, wenn ich nicht mit den entsprechenden Leuten das Land zusammenhalten würde. Da drüben war alles marschbereit“, sagte der Staatschef.
Im Falle einer Machtübernahme durch die Opposition wären die NATO-Truppen noch am selben Tag nach Belarus einmarschiert. Sie wären bis nach Smolensk vorgedrungen. Was würde die Antwort sein? Wie würde Russland reagieren? Ein Krieg wäre ausgebrochen, wieder auf unserem Territorium. Ich habe das alles verstanden. Das lag auf einer Waagschale. Ich habe gesehen, dass man für dieses Szenario sehr aktiv auf das Internet setzte. Man sagte Marschrouten vor, man zeigte, wo man wen angreifen sollte usw.“ sagte der Präsident. „Ich dachte: Sie werden das Land umkippen! Und das noch übers Internet. Glaubt ihr, ich würde dabei zusehen und zittern, dass irgendjemand eine SMS an seinen Freund nicht schicken kann, wenn in diesem Augenblick das Schicksal des Landes auf dem Spiel steht? Das Land konnte zugrunde gehen. So habe ich damals eine Entscheidung treffen müssen. Eure Eltern haben mich gewählt, damit ich das Land verteidige, so habe ich beschlossen, für mehrere Stunden das Internet abzuschalten, um den ausländischen Geheimdiensten keine Einflussmöglichkeit zu geben. Ich habe die beste Option aus vielen schlechten gewählt.“