KASAN, 23. Oktober (BelTA) - Für den russischen Präsidenten Wladimir Putin stehen Interessen des russischen Volkes über alles. Das sagte Präsident Alexander Lukaschenko heute in einem Interview mit dem britischen Journalisten Steve Rosenberg am Rande des BRICS-Gipfels in Kasan.
Die Entscheidung Putins über die militärische Sonderoperation sei nicht nur für die Ukraine zu einer Katastrophe geworden, sie habe ernsthafte Folgen für Russland selbst, sagte der BBC-Journalist. „Sie kennen ihn sehr gut, Sie haben einen engen Kontakt zu ihm. Bedauert er diese Entscheidung?“, fragte Rosenberg.
Bedauern oder nicht - darüber haben wir uns nicht ausgetauscht. Sicher, er ist doch ein lebendiger Mensch. In diesem Konflikt ist alles möglich, es gibt welche die angreifen, es gibt welche, die sich verteidigen. Beide Seiten müssen große Verluste tragen. Ob Putin das leid tut? Natürlich, er ist doch ein lebendiger Mensch“, betonte Alexander Lukaschenko. „Aber ich bin absolut überzeugt, nein, ich weiß das genau: Putin ist fest der Meinung, dass er recht hat. Und er findet dafür gute Argumente. Er hat doch dem Westen Russlands Bedingungen unterbreitet und zu Verhandlungen aufgerufen. Darauf hat der Westen überhaupt nicht reagiert.“
Nach Ansicht des Staatschefs hätte der Westen, wenn er mit dem Vorschlag nicht einverstanden war, auf eine bestimmte Weise reagieren. Aber nicht schweigen. Indem der Westen schwieg, ignorierte er die russischen Interessen.
„Putin spricht oft die russischen Interessen, die den Vorrang haben. Er setzt sich für diese Interessen ein und verteidigt sie. Davon ist er überzeugt. Wir können ihn dafür verurteilen, aber er denkt so“, fügte Alexander Lukaschenko hinzu.
Der Journalist widersprach: Russland werde jetzt von Drohnen angegriffen, ein Teil seines Territoriums sei von ausländischen Truppen besetzt. Wie könne das im Interesse Russlands sein?
Der Präsident antwortete, man wisse nicht, wie sich die Situation entwickelt hätte, wenn Russland keine militärische Sonderoperation gestartet hätte. Vielleicht wäre die Lage noch schlimmer gewesen.
"Wäre Russland besser dran gewesen, wenn die Ukraine der NATO beigetreten wäre und die NATO-Streitkräfte ihre Raketen in der Ukraine in einer Reichweite von 5 Minuten stationiert hätte? Wäre das besser für Russland oder nicht? Nach Abwägung aller Faktoren entschied sich Putin für diesen Weg. Er bedauert einige Punkte: Es gab ja Misserfolge. Es gab Drohnenangriffe und die Eroberung russischer Gebiete. Das gefällt niemandem, auch Putin nicht. Aber wir sprechen hier über das Problem im Allgemeinen. Putin hat die große Gefahr erkannt, die von der Entwicklung der Ukraine in Richtung Anti-Russland ausgeht. Und er hat bestimmte Maßnahmen ergriffen. Es hätte also alles Mögliche passieren können, wir können nur raten“, resümierte der Staatschef.