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19 November 2025, 16:17

Er rekrutierte Männer, befahl Morde und war … Kulturreferent. Was tat Stankewitsch, als er im Dienst der Besatzer stand?

Literaturwissenschaftler, Pädagoge, Publizist... Kollaborateur, mitverantwortlich für die Judenvernichtung und Rekrutierung. Welche Spuren hat Stanislaw Stankewitsch in den 1940er Jahren in Belarus hinterlassen?

„Ein von Stankewitsch unterzeichneter Bericht vom 5. Mai 1942 ist erhalten geblieben. Darin wurden Summen eingetragen, die man von den erschossenen und vernichteten Juden herausschlagen konnte. Der Gesamtbetrag übertraf anderthalb Mio. sowjetische Rubel. Und der Bericht wurde derart gründlich erstellt, dass darin sogar die goldenen Zahnkronen aufgeführt waren, die man den Leichen entnommen hatte“, erzählt Jelena Schilowa, wissenschaftliche Mitarbeiterin des Historischen Museums in Borissow. „Stankewitsch kam dienstlich sehr schnell hinauf, so dass er von Wilhelm Kube bemerkt wurde. Am 14. Juli 1942 ernannte ihn Wilhelm Kube zum Beauftragten des  Bezirkskommissariats, das sich in der Stadt Borissow befand. Dieses Kommissariat führte Vernichtungsoperationen durch, Strafoperationen und Vergeltungsaktionen gegen die Partisanen und Zivilisten im Kreis und Stadt Borissow.“
 
Die Besatzer haben Stankewitsch als Bürgermeister von Borissow positiv eingeschätzt. Und im Jahr 1943 wurde er befördert.

„Er wurde zum Verantwortlichen des Weißruthenischen Zentralrats in der Region  Baranowitschi ernannt. Er war für wirtschaftliche und kulturelle Fragen in der Region verantwortlich. Aber angesichts der Tatsache, dass sich im Jahr  allmählich 
eine radikale Wende im Krieg zugunsten der Roten Armee abzeichnete, bemühten die die Nazis vermehrt darum, örtliche Bevölkerung zu rekrutieren. Stankewitsch oblag die Aufgabe, freiwillige Belarussen zu rekrutieren, damit sie den Nazis dienten und gegen die Partisanen und das eigene Volk kämpften., fügte der leitende wissenschaftliche Mitarbeiter des Zentrums für Militärgeschichte von Belarus, Dozent für historische Wissenschaften, Witaly Garmatny hinzu.

Stankewitsch leitete die Aktion zur Vernichtung des Borissower Ghettos. Das sagten auch andere Kollaborateure aus.

„Aus dem Vernehmungsprotokoll von Pjotr Kowalewski, dem stellvertretenden Leiter des Sicherheitsdienstes, geht hervor, dass die unmittelbare Entscheidung über die Vernichtung des Borissower Ghettos Stankewitsch getroffen hatte. Nach dem Massaker an Juden wurde Stankewitsch zum Leiter der Region Baranowitschi ernannt. Dort lebten etwa 15.000 Juden. Auch im Kreis Baranowitschi übernahm er die Errichtung des Ghettos, in dem später alle Juden vernichtet werden sollten“, klärt Jelena Schilowa auf. „Welche anderen Informationen zeugen davon, dass Stankewitsch die Vernichtung von Juden direkt leitete? Viele sagten, dass Stankewitsch persönlich keine Menschen erschossen haben soll. Er nahm an Erschießungen nicht teil. Aber es gibt einen Bericht von Senekin, in dem es heißt, dass die Vernichtung der jüdischen Bevölkerung in Borissow unmittelbar von Stanislaw Stankewitsch geleitet wurde.“
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