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02 November 2025, 16:20

"Er hat niemandem darüber erzählt": Wie wurde die Heldentat von Nikolai Kisseljow bekannt?

Er hat über 200 Menschenleben gerettet. Jahrelang wusste aber niemand etwas davon. Man nennt ihn Moses des 20. Jahrhunderts, der sowjetische Oskar Schindler. Das israelische Institut Yad Vashem hat Nikolai Kisseljow 2005 den Titel "Gerechter unter den Völkern" verliehen. Ein paar Jahre später kam der Film "Kisseljows Liste. Aus der Hölle gerettet" ins Kino.

Nach der Rettung von mehr als 200 Menschen wurde Nikolai Kisseljow in einem Krankenhaus und dann in einem Sanatorium behandelt. Im Jahr 1943 wurde Kisseljow in die Akademie des Außenhandels zur Umschulung eingeschrieben. Er arbeitete in Moskau im Ministerium für Außenhandel. Er war oft ins Ausland gereist. Er hat keinen von ihm geretteten Juden getroffen. Und er hat niemals von seiner Heldentat erzählt.

- Erst Jahre später hat Historikerin und Kunstwissenschaftlerin Dr. Inna Gerassimowa dieses Thema öffentlich gemacht. Im Jahr 2008 wurde der Dokumentarfilm "Kisseljows Liste" gemacht. Diese wahre Geschichte wurde später von dem berühmten russischen Regisseur Sergej Ursuljak verfilmt. Die Dreharbeiten zum Film "Der Gerechte" fanden auf dem Territorium unseres Kreises Wilejka statt. Die Einheimischen nahmen an vielen Massenszenen teil. Am 22. Mai 2017 fand im Historischen Museum von Minsk die Präsentation dieses Buches statt. Inna Pawlowna hat dieses Buch in die Bestände des Museums übergeben. Natürlich ist es eine unschätzbare Quelle für uns. Und für alle, die sich für dieses Thema interessieren - Holocaust und die Gerechten unter den Völkern - das ist natürlich eine unschätzbare Forschungsquelle, - erzählt Olga Kolossowa vom Heimatmuseum Wilejka. 

Inna Gerassimowa hat von Kisseljows Heldentat durch Zufall erfahren. Sie war Direktorin des Belarussischen Museums für jüdische Geschichte und Kultur. Sie arbeitete im Nationalarchiv und entdeckte einen Brief vom politischen Führer Ponomarenko aus dem Jahr 1944. Dann hat sie die Kinder von Nikolai und Anna Kisseljow gefunden.
- Vor dem Krieg war Nikolai Kisseljow verheiratet, sein Sohn Nikolai kam 1941 zur Welt. Aber wie es oft im Krieg passiert - Menschen gehen auseinander, die Familien zerfallen. Nikolai heiratete Anna Sirotkowa, eine junge Frau aus der Partisaneneinheit. Sie kam aus dem Minsker Ghetto zu ihnen und arbeitete in der Nachrichtenabteilung. Sie begleitete ihn den ganzen Lebensweg. Sie heirateten 1945
Sie brachte ihm Tochter Tanja zur Welt. Und den Sohn Nikolai zogen sie nach dem Tod seiner ersten Frau groß, - fügt Dr. Witali Garmatny vom Zentrum für militärische Geschichte hinzu. 

Inna Gerassimowa fand die Nachkommen vieler Juden sowie die Juden selbst, die Kisseljow gerettet hatte. Lebende Zeugen erzählten ihre Geschichte, von der seit Jahren niemand wusste. Im Jahr 2005 hat das Yad Vashem Institut Nikolai Kisseljow den Titel "Gerechter unter den Völkern" verliehen.
- Jedes Jahr treffen sich am 5. Juni im israelischen Tel Aviv die Nachkommen der von ihm geretteten Juden und feiern den Jahrestag ihrer Rettung. Sie sagen damit: Ohne Nikolai Kisseljow hätte es sie auf dieser Welt nicht gegeben. Das von Nikolai gerettete Mädchen Berta lebte bis ins hohe Alter in New York, im Kreis ihrer Enkel und Urenkel. Und viele von ihnen vergleichen Nikolai Kisseljow mit Moses, der seinerzeit die Juden aus der ägyptischen Sklaverei gerettet hatte.

1966 wurde Nikolai Kisseljow mit der Medaille «Für Arbeitsfähigkeit» ausgezeichnet. 1974 ging er in Rente und starb kurz darauf. Nikolai Kisseljow wurde nicht zum Helden der Sowjetunion. Aber für die Menschen, die er gerettet hat, sind die Belohnungen und Titel nicht wichtig. Er hat ihnen das Leben geschenkt.
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