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07 April 2020, 19:22

COVID-19: Ärzte sprechen über besondere Therapie von Patienten mit endokrinen Erkrankungen

MINSK, 7. April (BelTA) – Belarussische und ausländische Ärzte haben festgestellt, dass bei Patienten mit endokrinen Erkrankungen besondere Therapiestrategien bei COVID-19 erforderlich sind. Das sagte die Vorsitzende der Belarussischen öffentlichen medizinischen Vereinigung „Endokrinologie und Stoffwechsel“, Professorin Alla Schepelkewitsch im Interview mit BelTA.

Ältere Menschen und Patienten mit chronischen Krankheiten, darunter mit endokrinen Pathologien (Diabetes mellitus, Schilddrüsenerkrankungen), gehören in die Risikogruppe. Sie sind viel anfälliger für eine Virusinfektion und empfinden sehr schwere Symptome im Falle des COVID-19.

„In den letzten Wochen haben unsere ausländischen Kollegen uns sehr eingehend darüber informiert, wie die Patienten mit einer COVID-19-Infektion behandelt werden, wenn bei ihnen gleichzeitig endokrine Pathologien diagnostiziert werden“, sagte Alla Schepelkewitsch. „In vielen Punkten stimmen die Meinungen belarussischer Ärzte mit denen ihrer Auslandskollegen überein. Es ist bekannt, dass die endokrinen Erkrankungen das Immunsystem schwächen, sind die bekannten Präventivmaßnahmen (Selbstisolierung, Tragen einer Maske, Händewaschen, Verwendung von Antiseptika, keine Berührung am Gesicht) grundlegend.“

Gleichzeitig sind die Ärzte der Meinung, dass das Vorliegen einer bestimmten chronischen endokrinen Erkrankung besondere Maßnahmen erfordert. Daher benötigen Patienten mit Diabetes mellitus, die eine Insulintherapie erhalten, eine häufigere Selbstkontrolle des Blutzuckerspiegels (4 bis 8 Mal am Tag), die Identifizierung von Ketonkörpern, eine Änderung der Insulindosis. Für Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2, die zuckerreduzierende Pillen erhalten, wird ein Übergang zur temporären Insulintherapie erforderlich sein. Und für Menschen mit Schilddrüsenfehlfunktion soll die Dosis der Medikamente (Thyreostatika, Levotiroxin) geändert werden.

Laut Alla Schepelkewitsch können viele dieser Empfehlungen mit einem Facharzt am Telefon besprochen werden. Zuverlässige Informationen erhalten alle Interessenten auch auf den Webseiten endokrinologischer Zentren, von öffentlichen Berufsverbänden von Ärzten und Patienten.

Aktivisten der Belarussischen öffentlichen medizinischen Vereinigung „Endokrinologie und Stoffwechsel“, die als offizieller Partner der Internationalen Gesellschaft für Endokrinologie (ISE) und der Europäischen Gesellschaft für Endokrinologie (ESE) ist, haben eine Internetplattform eingerichtet, um Fachärzte zu unterstützen und zu vernetzten. Jeder Teilnehmer kann in kürzester Zeit seine Meinung zu den anstehenden Fragen äußern und Unterstützung von erfahreneren Kollegen erhalten. Dort sind auch die aktuellsten Informationen zu finden. Dieser Informationsaustausch unter Kollegen ist zweckmäßig – das zeigt das wachsende Interesse der Kollegen daran. In der letzten Woche ist das Netzwerk um 170 Personen gewachsen. In naher Zukunft wird geplant, ein Projekt zur psychologischen Unterstützung des medizinischen Personals zu starten.

„Langjährige Erfahrungen in der klinischen Arbeit mit Patienten mit chronischen endokrinen Erkrankungen lassen uns mit Sicherheit sagen, dass rechtzeitige und verlässliche Informationen unter Verwendung aller verfügbaren Informationstechnologien eine der Bedingungen darstellen, um Krankheiten vorzubeugen oder zu heilen. Unter den aktuellen Umständen gilt es, Ruhe und gesunden Menschenverstand zu bewahren“, resümierte Alla Schepelkewitsch.

In Belarus waren am 1. Januar dieses Jahres 352.538 Patienten mit Diabetes, darunter 18.110 mit Typ-1-Diabetes, 330.957 mit Typ-2-Diabetes, 542 mit Schwangerschaftsdiabetes und 2.929 mit anderen spezifischen Diabetestypen registriert. Im Jahr 2019 wurde bei 33.522 Menschen erstmals Diabetes diagnostiziert, wobei die Zahl der Menschen mit dieser Pathologie in den letzten 5 Jahren um 5% bis 8% pro Jahr gestiegen ist. Unter allen Diabetikern in Belarus sind 94% Menschen mit Diabetes Typ 2. Unter den Schilddrüsenerkrankungen gibt es mehr als 120 Tausend Patienten mit einer Hypothyreose, etwa 10 Tausend mit einer Schilddrüsenüberfunktion.

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