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Politik
26 Januar 2021, 17:03

Meinung: Der Druck auf Belarus und Russland wird nicht aufhören

MINSK, 26. Januar (BelTA) – Der Druck auf Belarus und Russland wird nicht aufhören. Man muss die Menschen deshalb über die Abläufe und Hintergründe der aktuellen Ereignisse besser aufklären. Das erklärte Jelena Ponomarjowa, Professorin für Politikwissenschaften an der MGIMO, in einer Onlinekonferenz im Internationalen Media Club.

„Belarus und Russland stehen unter einem gewaltigen Druck. Und er wird nicht aufhören. Wir müssen den Menschen heute erklären, was hinter den gegenwärtigen Ereignissen steckt. Es ist offensichtlich, dass die Belarussen ein besseres Verständnis für komplizierte weltpolitische Prozesse und mehr Vertrauen in ihr System haben“, sagte die Professorin.

Im Mittelpunkt der Onlinekonferenz im International Media Club stand das Thema „Generation der Revolutionen: Vom Zerfall der UdSSR bis Maidan von heute“. Daran nahmen Journalisten, Geschichtswissenschaftler und Politologen teil. Jelena Ponomarjowa hält die Welle der Farbrevolutionen, die über die ehemaligen UdSSR-Republiken rollte, für eine Folge des Zerfalls der „mächtigen und unbesiegbaren“ Sowjetunion. „Einige Staaten wurden von dieser Welle erfasst, die anderen konnten ihr standhalten. Mit dem Niedergang des sowjetischen Imperiums wurde ein Prozess in Gang gesetzt, der bis heute dauert“, sagte sie.

Was in diesen Tagen in Russland stattfindet und was Belarus seit August 2020 erlebt, hält die Professorin für einen Kampf gegen das historische Russland. „Dieser Kampf begann 1991 nach dem Ende des Kalten Krieges. Er dauert bis heute noch an. Die Technologien haben sich zwar verändert, aber das Ziel bleibt dasselbe. Auf dieses Ziel hin arbeiten sowohl äußere Akteure als auch destruktive Kräfte im Inland“, sagte sie.

Der moderne Umsturz ist absolut ideenlos. „Was wir beobachten, ist eine Rückkehr zum Konzept der „neuen Vergangenheit.“ Die Suche nach neuen Inhalten führt die Anhänger des Umsturzes zur Lettischen Legion, zur Heroisierung Banderas und Mythisierung der Belarussischen Volksrepublik. Außerdem sind die Proteste von heute – „Proteste der Satten“ in Zeiten eines relativ liberalen und aufgeklärten Autoritarismus. Wer über Putins oder Lukaschenkos Diktatur redet, der blickt nicht über den Tellerrand hinaus. Würden wir in einer Diktatur leben, würde niemand auf die Straße gehen. Der moderne Umsturz zeichnet sich auch durch eine dreckige und sehr gut durchdachte „Entmenschlichung“ des Staatsleiters aus. Die Diffamierung findet über Medien und moderne Messenger-Apps statt.“

Im 21. Jahrhundert habe es seit den Ereignissen von Belgrad keine Revolution gegeben, glaubt die Expertin. Die Revolution sei ein grundlegender und nachhaltiger struktureller Wandel eines staatlichen Systems, sie gründe auf neuen Ideen und setze einen historischen Entwurf voraus. „Die Französische Revolution und die Oktoberrevolution waren folgenreich und haben zu kulturellen und geopolitischen Veränderungen in Europa geführt. Im 21. Jahrhundert hatten wir seit Belgrad nur mit den sogenannten Technologien für den Regimewechsel oder mit politischen Umwälzungen der Moderne zu tun. Sie haben mit traditionellen Revolutionen nichts gemeinsam“, so die Professorin.

Auf die Frage, wie es gelingt, die politischen Technologien im Griff zu haben, erwiderte die Politologin, dass die modernen Informations- und Kommunikationsräume von einigen wenigen Akteuren monopolisiert sind. Google besitzt auf dem Werbungsmarkt einen Anteil von 88% unter den Suchmaschinen. Die mobilen sozialen Netzwerke werden zu 77% von Facebook, Instagram und WhatsApp gehalten. Der Trend ist überall so. Nicht zufällig hießen die Ereignisse in den arabischen Staaten „Twitter-Revolutionen.“ Soziale Netzwerke sind unabhängig vom Staat und suggerieren daher das Gefühl der Glaubwürdigkeit von Informationen. Sie sind das geeignete Mittel, um Proteste zu koordinieren und ganze Massen zu bewegen. Heute haben wir es bei politischen Umwälzungen mit hochtechnologischen Produkten der Globalisierung zu tun.

Die Politikwissenschaftlerin glaubt, dass man heute ein Modell finden soll, um der Gesellschaft und den Menschen darüber zu erzählen, was einen Wert hat. Aus ihrer Sicht sind folgende Bestandteile eines solchen Modells einfach notwendig: gute Bildung, Ideologie, soziale und kulturelle Identität, gute soziale und politische Praktiken.

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